FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Es wird wieder auf Sicherheit gesetzt an den Märkten. Am Aktienbereich sind Short-Positionierungen beliebt.

14. Mai 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die scharfen Töne im Handelsstreit verschrecken auch ETF-Anleger. Aktien-ETFs werden verkauft, vermeintlich sichere Anlagen wie US-Staatsanleihen gekauft, berichten die Händler.

Donald Trump hatte vor gut einer Woche überraschend angekündigt, die Zölle für bestimmte chinesische Waren zu erhöhen und schließt auch weitere Abgaben nicht aus. Im Gegenzug verhängt China ab Juni Zölle auf amerikanische Produkte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar. Die Börsen sind weltweit auf Talfahrt gegangen: Der DAX liegt am Dienstagmorgen nur noch bei 11.925 Punkten, vor der Eskalation vor elf Tagen waren es in der Spitze über 12.400 Zähler. Der Dow Jones rutschte von 26.504 auf 25.412 Punkte ab.

Die hohe Volatilität an den Märkten sorgt für rege Umsätze im ETF-Handel. "Es ist sehr viel los", berichtet Rick van Leeuwen von IMC. Carsten Schröder von der Commerzbank meldet über 58.000 Transaktionen für die vergangene Woche.

Von Kursrückgängen profitieren

Vor allem US-Aktien flogen aus den Portfolios, wie die Händler berichten, Schröder zufolge etwa der SPDR S&P 500 (WKN A1JULM), aber auch MSCI World-ETFs wie der von iShares (WKN A0RPWH). Bei IMC standen speziell japanische und Emerging Markets-Aktien auf den Abgabelisten. "Europäische Aktien wurden hingegen meist gekauft", stellt van Leeuwen fest, vor allem Stoxx 600-, aber auch Euro Stoxx 50- und MSCI EMU-Tracker.

Kunden der Commerzbank setzten unterdessen auf Short-ETFs, etwa den Comstage ShortDAX (WKN ETF004) und den Xtrackers Euro Stoxx 50 Short Daily (WKN DBX1SS). Short-ETFs bilden die Entwicklung des Aktienmarktes invers ab: Fällt etwa der DAX um 10 Prozent, steigt der Short-ETF um rund 10 Prozent und umgekehrt. Bei einem Short-ETF wird übrigens kein Aktienportfolio erworben. Das Fondsmanagement verkauft vielmehr geliehene Aktien ("Leerverkäufe"), um sie günstiger zurückzukaufen, wenn die Kurse fallen. Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis fließt dem Fonds zu, abgezogen davon wird die Leihgebühr.

Näheres zu Short-ETFs steht im ETF Handbuch auf boerse-frankfurt.de/publikation, z.B. weshalb sie sich nur für kurzfristige, taktische Investments eigenen.

Abflüsse aus Aktien der Automatisierungsbranche

Auf den Verkaufslisten findet sich auch der lange sehr beliebte iShares Automation & Robotics (WKN A2ANH0). "Da werden Gewinne mitgenommen", erklärt Schröder. Für das laufende Jahr kommt der ETF immer noch auf ein Plus von knapp 19 Prozent, allerdings hatte der Indexfonds in der Zeit von September bis Dezember 2018 deutlich nachgegeben.

Einige Mutige kauften Schröder zufolge außerdem Banken-ETFs wie den Xtrackers Stoxx Europe 600 Banks (WKN DBX1SF). "Vielleicht weil Banken am wenigsten vom Handelsstreit betroffen sind", mutmaßt der Händler. Auch der Banken-ETF liegt mit 7,5 Prozent seit Jahresanfang immer noch deutlich im Plus.

Treasuries gesucht

Im Handel mit Anleihen-ETFs steht Sicherheit ebenfalls wieder an erster Stelle. Zuflüsse meldet Schröder etwa in US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 7 bis 10 Jahren (WKN A0LGP4), Abflüsse aus Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen (WKN A1JADV).

von Anna-Maria Borse

14. Mai 2019, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)