Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstag jeweils knapp zwei Prozent auf 13.281,74 beziehungsweise 3732,28 Punkte zu. Das ist für beide der größte Tagesgewinn seit vier Monaten. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann ähnlich stark. "Aber ihre Verluste der vergangenen Woche haben die Märkte noch nicht komplett wieder aufgeholt", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs hätten Investoren offenbar noch nicht vollständig abgeschüttelt.

Auch Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley mahnte zur Vorsicht. "So lange die Zahl der Neuinfektionen ihren Höhepunkt nicht erreicht hat, kann die Risikobereitschaft schnell wieder schwinden." Der Regierung in Peking zufolge sind in China bislang mehr als 20.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 425 Menschen starben daran. Erick Muller, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Muzinich & Co., warnte vor den Auswirkungen der Epidemie auf das Wachstum. China trage 18 Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei.

HOFFNUNG AUF VERSCHÄRFTE ÖL-FÖRDERBREMSE - KUPFER GEFRAGT

Am Rohstoffmarkt drückte die Furcht vor einer schwächeren Nachfrage aus China den Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee zunächst auf ein 13-Monats-Tief von 53,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Hoffnungen auf eine zusätzliche Drosselung der Fördermengen durch die Opec und deren Verbündete beendeten die Talfahrt aber vorerst. Bis zum Abend verteuerte sich Brent auf 54,97 Dollar.

Das wichtige Industriemetall Kupfer gewann sogar 1,6 Prozent auf 5617,50 Dollar je Tonne. Anleger reagierten erleichtert auf die Geldspritzen der chinesischen Notenbank zur Stabilisierung der Wirtschaft, sagten Börsianer. Fabrice Jacob, Chef des Vermögensverwalters JK Capital, prognostizierte darüber hinaus ein steuerfinanziertes Konjunkturprogramm der Regierung in Peking.

TESLA GEFRAGT

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren bei Rohstoffwerten beherzt zu. Der europäische Branchenindex stieg um bis zu 3,7 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit vier Monaten. Zusätzlichen Rückenwind erhielt der Sektor von ermutigenden Zahlen des Bergbaukonzerns Glencore. Die Analysten der Bank Credit Suisse lobten die überraschend stark gestiegenen Fördermengen des zum Batteriebau benötigten Metalls Kobalt. Zudem könne mit einer wieder anziehenden Kupferproduktion gerechnet werden. Glencore-Aktien stiegen in London um 5,1 Prozent - so stark wie zuletzt vor etwa einem Jahr.

Im Dax gehörte die Lufthansa mit einem Kursplus von 3,3 Prozent zur Spitzengruppe. Die Luftfahrtwerte waren angesichts gestrichener China-Flüge als Reaktion auf den Coronavirus-Ausbruch in den vergangenen Tagen unter die Räder gekommen. Die Papiere der Konkurrenten Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG gewannen nun bis zu 3,8 Prozent.

Unterdessen ging die Rekordjagd von Tesla weiter. Die Aktien des Elektroautobauers stiegen um gut 20 Prozent und markierten mit 940,13 Dollar den vierten Tag in Folge ein Rekordhoch. Damit ist das Unternehmen an der Börse knapp 170 Milliarden Dollar wert, fast so viel wie BMW, Daimler und Volkswagen zusammengerechnet. Der Milliardär und Anteilseigner Ron Baron traut Tesla in zehn Jahren einen Umsatz von einer Billion Dollar zu.