Frankfurt (Reuters) - Das Rätselraten um den weiteren Zinspfad der US-Notenbank hat den Dax am Donnerstag ausgebremst.

Sein anfängliches Kursplus von zeitweise 0,9 Prozent konnte der deutsche Leitindex nicht halten - am späten Vormittag notierte er nur noch 0,1 Prozent fester bei 16.708 Zählern. Der EuroStoxx50 gewann 0,2 Prozent. Ihren Fokus richteten die Investoren vor allem auf die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Verbraucherpreise in den USA, die am Nachmittag erwartet wurden. Der schlechteste Mix an Daten wären schwache Erstanträge und eine Zunahme der Inflation, meinte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Dies könnte die Federal Reserve dazu drängen, die Zinsen für noch längere Zeit hoch zu halten.

Nachdem die Anleger zum Jahresende verstärkt auf eine baldige Zinswende gesetzt hatten, drehte sich die Stimmung wieder etwas. Die Sorge, die Fed könnte nun doch erst später im Jahresverlauf die Zinsen senken, wird größer. Der Chef des Fed-Bezirks New York, John Williams, signalisierte zuletzt, er halte es noch für zu früh, um Zinssenkungen zu fordern. Seiner Einschätzung nach muss die US-Notenbank noch einige Zeit einen restriktiven geldpolitischen Kurs beibehalten, um ihre Ziele zu Eindämmung der Inflation vollständig zu erreichen. Der Dollar-Index notierte am Donnerstag leicht schwächer bei 102,18 Zählern. Der Euro trat bei 1,0960 Dollar auf der Stelle.

Die Fed hat die Leitzinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht. Zuletzt hielten die Währungshüter drei Mal in Folge still. Auch Ende des Monats dürfte die Fed der Erwartung der Investoren zufolge pausieren.

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Titel von Zalando mit einem Plus von zeitweise rund drei Prozent. Sie profitierten von positiv aufgenommenen Quartalszahlen des Online-Modehändlers About You. Dessen Aktien notierten rund 24 Prozent fester. Keinen guten Tag erwischten dagegen die Bankentitel vor dem Start der Bilanzsaison bei den großen US-Finanzinstituten. Die Aktien der Deutschen Bank gaben 3,2 Prozent nach, die der Commerzbank verloren 0,9 Prozent. In den USA lassen sich am Freitag JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup and Wells Fargo in ihre Bücher schauen. Analysten gehen davon aus, dass die Gewinne im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geringer ausfallen dürften.

Im MDax ging es für Rational deutlich nach oben. Die Aktien des Küchenausrüsters stiegen um mehr als sieben Prozent. Das Unernehmen hat von einem Großauftrag eines Kunden aus Asien profitiert und im abgelaufenen Jahr mehr verdient als erwartet.

GRÜNES LICHT FÜR BITCOIN-SPOT-ETF IN DEN USA

Für Gesprächsstoff sorgte auch der Kryptomarkt. Die US-Börsenaufsicht SEC hat die ersten in den Vereinigten Staaten notierten börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETFs) genehmigt. Die Cyberdevise Bitcoin kletterte zeitweise um bis zu 3,9 Prozent auf 47.750 Dollar und lag damit knapp unter dem am Dienstag erreichten 21-Monats-Hoch. Die Genehmigung sei ein Meilenstein in der Geschichte von Bitcoin und Co, sagte Experte Timo Emden von Emden Research. "Der Nervenkrimi hat ein Ende." Analysten zufolge dürfte die Entscheidung der SEC eine verstärkte Nachfrage nach der Cyber-Devise auslösen, weil Anleger so über regulierte Anbieter Zugang zu Bitcoin erhalten, ohne den Umweg über eine Krypto-Börse gehen zu müssen. Auf diesem Wege wären Experten zufolge auch große Investitionssummen denkbar, die bisher vielen zu riskant gewesen seien. Für Kleinanleger sei es in Zukunft jedenfalls einfacher denn je, in die Kryptowährung zu investieren, konstatierte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.

Im vorbörslichen US-Handel gewannen die Aktien der Kryptobörse Coinbase 5,1 Prozent, die Papiere von Blockchain-Farm-Betreiber Bitfarms rückten um mehr als neun Prozent vor.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)