Frankfurt (Reuters) - Zum Monatsende haben Anleger bei europäischen Aktien kräftig zugegriffen.

Der Dax gewann am Freitag 1,3 Prozent auf 16.147 Punkte. Das Überwinden der psychologisch wichtigen Hürde bei 16.000 Punkten habe die technische Lage für den deutschen Leitindex verbessert, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets. "Viele Anleger haben vor dem großen Anstieg in den vergangenen Wochen Aktien verkauft, weil sie zu pessimistisch waren. Jetzt müssen sie sich die Frage stellen, wie sie in den Markt reinkommen, um den nächsten Schub nicht auch noch zu verpassen." Experten sehen den Index in der neuen Woche neue Allzeithochs in Angriff nehmen. 

Unterstützung lieferten festere US-Börsen. Die Aktien von Apple eilen von Rekordhoch zu Rekordhoch - der iPhone-Hersteller war an der Börse wieder mehr als drei Billionen Dollar wert. Auch an den übrigen Börsen Europas ging es bergauf: Der EuroStoxx50 gewann 1,1 Prozent. Für Erleichterung sorgte, dass die Teuerung im Euroraum im Juni dank sinkender Energiepreise erneut deutlich nachgelassen hat. Allerdings stieg die Kernrate, in der unter anderem die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak außen vor bleiben, im Juni auf 5,4 Prozent von 5,3 Prozent im Mai. Damit dürfte der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) hoch bleiben, mit weiteren Zinserhöhungen gegen die Inflation anzukämpfen. "Eine Zinsanhebung im Juli ist so gut wie sicher", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank.

DOLLAR FÄLLT NACH US-KONSUMAUSGABEN

Auch in den USA stehen die Zeichen weiterhin auf steigende Zinsen. Die Konsumausgaben in den Vereinigten Staaten stiegen im Mai mit 0,1 Prozent allerdings weniger stark als erwartet. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback zu wichtigen Währungen misst, drehte anschließend 0,4 Prozent ins Minus und stand bei 102,93 Stellen. Der Euro stieg auf 1,0911 Dollar.

An den Rohstoffmärkten weckten Spekulationen auf stützende Maßnahmen für die chinesische Wirtschaft zum Wochenschluss die Kauflaune. Der Kupferpreis kletterte in der Spitze um 1,7 Prozent auf 8318 Dollar je Tonne. Der Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor blieb unter der Expansionsschwelle von 50. Dies schürte laut Händlern Hoffnungen auf Hilfen der chinesischen Regierung.

IMMOBILIENWERTE GEFRAGT - NIKE-AUSBLICK ENTTÄUSCHT

Die Anhebung der Prognose beim Immobilienkonzern LEG hob die Stimmung im Sektor. Im Dax rückten Vonovia um drei Prozent vor. LEG selbst gewannen im MDax 4,3 Prozent. Positiv sei vor allem, dass LEG operativ weiter von der Nachfragesituation im Mietmarkt profitiere und ein erhöhtes Mietwachstum erwarte, sagte ein Händler.

Anleger von Adidas und Puma schüttelten ihre Sorgen angesichts des enttäuschenden Umsatzausblicks beim Konkurrenten Nike schnell ab. Adidas gewannen 2,5 Prozent, Puma 3,3 Prozent. Nike verloren 2,3 Prozent.

Nach einer Übernahmeofferte stiegen die Titel von Applus Services in Madrid um mehr als sechs Prozent auf 9,90 Euro. Der US-Finanzinvestor Apollo hat ein Barangebot über 9,50 Euro je Aktie abgegeben, das das spanische Industrietestunternehmen insgesamt mit 1,23 Milliarden Euro bewertet. Offenbar hofften die Anleger auf eine höheres Gebots oder ein Gegengebot, sagten Börsianer.

(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)