- von Alexander Hübner und Matthias Inverardi

München/Düsseldorf (Reuters) - Die Börsengänge der Parfümeriekette Douglas und des Schweizer Hautpflegekonzerns Galderma könnten weiteren Kandidaten Mut machen.

"Nach dem erfolgreichen Renk-IPO und dem Börsengang von Douglas ist mit weiteren Neuemissionen zu rechnen", sagte Kapitalmarktrechtler Julian Schulze De la Cruz von der Anwaltskanzlei Noerr am Mittwoch. "Eine nachhaltige Trendwende ist aber noch nicht erkennbar." Wegen der weltweiten Krisenherde seien Unternehmen wie Anleger vorsichtig, vor allem Finanzinvestoren wagten sich derzeit aus der Deckung. Während sich Douglas aus dem Besitz der US-Beteiligungsfirma CVC mit dem niedrigsten Ausgabepreis innerhalb der Spanne zufrieden geben muss, steuert Galderma mit Großaktionär EQT auf eine Zuteilung am oberen Ende der Preisspanne zu.

Zumindest in Deutschland hält sich die Zahl der Anwärter für einen Börsengang noch in Grenzen, und das, obwohl der deutsche Leitindex Dax derzeit von einem Rekord zum nächsten eilt. In den Startlöchern sitzen der Tankkarten-Anbieter DKV Mobility - ebenfalls aus dem Portfolio von CVC - und der Fernbus-Betreiber Flix. CVC strebt selbst noch im Frühjahr an die Börse, allerdings in Amsterdam. Auch die Oldenburgische Landesbank, die drei Finanzinvestoren gehört, hält sich für börsenreif. Beim Pharmakonzern Stada könnte der Börsengang ein Ausweg sein, wenn sich das Unternehmen für den nächsten Finanzinvestor als zu teuer erweist. Die Eigentümer Bain und Cinven treiben wie in der Branche üblich beide Optionen parallel voran. Der Wissenschaftsverlag Springer Nature erwägt laut Insidern, im Herbst einen neuen Anlauf zu nehmen.

Mit Spannung blicken sie darauf, wie sich die Douglas-Aktie am Donnerstag bei ihrer Rückkehr an den Aktienmarkt nach zehn Jahren entwickelt. "Der Börsengang von Douglas wird deutlichen Einfluss auf die Psychologie im Markt nehmen", ist sich Anwalt Michael J. Ulmer von Cleary Gottlieb sicher. Der Ausgabepreis lag mit 26 Euro am unteren Ende der Spanne, die bis 30 Euro reichte - wenngleich Investmentbanker darauf verwiesen, dass mit Blick auf das Orderbuch auch höhere Preise möglich gewesen wären. So steige jedoch die Chance, dass sich die Douglas-Aktie nach der Erstnotiz positiv entwickle. Der erste Börsenneuling dieses Jahres in Frankfurt, der Panzergetriebe-Hersteller Renk, hat seinen Ausgabepreis von 15 Euro vorübergehend fast verdoppelt.

Galderma folgt am Freitag an der Schweizer Börse in Zürich. Dort müssen sich die Investoren auf einen Preis von 53 Franken einstellen, wie die Banker ihnen signalisiert haben. Die Spanne reicht von 49 bis 53 Euro.

TEMPO, TEMPO

Douglas und Galderma hatten angesichts des Krisenumfelds bei ihren Börsengängen aufs Tempo gedrückt. Nicht einmal drei Wochen dauerte es von der offiziellen Ankündigung bis zur Erstnotiz - normal sind vier Wochen. Zum Ausgabepreis kommt Douglas auf eine Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro, einschließlich Schulden wird die Firma nach dem Börsengang mit 4,9 Milliarden bewertet. 31,8 Prozent an Douglas sind nach dem Börsengang in den Händen neuer Aktionäre. CVC lässt seinen Anteil von 84 auf 54,4 Prozent verwässern, die Familie von Aufsichtsratschef Henning Kreke reduziert ihren Anteil von 16 auf 10,2 Prozent. CVC und die Familie Kreke verkaufen bei der Emission keine Aktien, sondern schießen noch 300 Millionen Euro zu, so dass Douglas seinen Schuldenberg um 1,3 Milliarden Euro abbauen kann.

Douglas fließen brutto 850 Millionen Euro zu. Der Rest des Gesamterlöses - rund 40 Millionen - geht an Douglas-Manager um Vorstandschef Sander van der Laan. Sie wollen mit dem Geld Steuern auf Douglas-Aktien begleichen, die sie im Rahmen eines Beteiligungsprogramms erhalten hatten.

(Bericht von Alexander Hübner und Matthias Inverardi, bearbeitet von Ralf Banser. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)