NEW YORK (awp international) - Die neu entfachten Ängste vor einer weltweiten Verbreitung des Coronavirus haben die Wall Street am Freitag auf Talfahrt geschickt. Nach der leichten Erholung in den vergangenen Tagen fiel der US-Leitindex Dow Jones Industrial am Freitag nun wieder um 2,02 Prozent auf 28 275,37 Punkte.

Der marktbreite S&P 500 büsste 1,77 Prozent auf 3225,44 Zähler ein. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,50 Prozent auf 8999,11 Punkte nach unten.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte die Ausbreitung des Coronavirus zu einer "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" erklärt, allerdings auch betont, noch seien keine Reise- und Handelsbeschränkungen nötig. Zudem waren am Anleihemarkt die Renditen für zehnjährige US-Anleihen stark unter Druck geraten. Dies weckte die Sorgen, dass auch die bislang recht robuste US-Wirtschaft stärker als bislang gedacht in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Ansonsten stand die Berichtssaison der Unternehmen weiter im Fokus. Ein starkes Weihnachtsgeschäft und florierende Cloud-Dienste bescherten Amazon einen glänzenden Jahresabschluss. Die Quartalsahlen überraschten positiv und sorgten bei den Aktien mit einem Plus von zuletzt mehr als 8 Prozent für einen Höhenflug. Damit führten die Papiere die sehr überschaubare Gewinnerliste des Nasdaq 100 an. Inzwischen ist Amazon an der Börse wieder mehr als 1 Billion US-Dollar wert.

Das IT-Urgestein IBM will sich mit einem neuen Chef nun noch stärker auf das Cloud-Geschäft fokussieren. Ginny Rometty, die IBM seit 2012 durch einen tiefgreifenden Umbau führte, gibt den Posten Anfang April auf. Ihr Nachfolger wird Arvind Krishna, der bislang den Cloud-Bereich verantwortete. Die IBM-Papiere zogen an der Dax-Spitze um gut 4 Prozent an.

Der Kreditkarten-Riese Visa steigerte Gewinn und Erlöse dank einer grossen Ausgabefreude von Kunden im Weihnachtsquartal erheblich. Obwohl das Unternehmen sogar noch ein milliardenschweres neues Aktienrückkaufprogramm ankündigte, reagierten die Anleger enttäuscht, da Visa mit seinen Geschäftszahlen die Markterwartungen lediglich erfüllt hatte. Die Anteilsscheine verloren unter den schwächsten Werten im Dow fast 4 Prozent.

Beim US-Ölkonzern ExxonMobil war der Gewinn im dritten Geschäftsquartal um die Hälfte eingebrochen. Die Anteilscheine büssten mehr als 4 Prozent ein. Am Dow-Ende fanden sich die Aktien des Chemiekonzerns Dow Inc. mit einem Minus von fast 5 Prozent wieder.

Zudem drehte sich das Übernahmekarussell weiter: Die Volkswagen-Tochter Traton will sich den Rest des Lkw-Herstellers Navistar für 35 US-Dollar je Aktie einverleiben. Die Anleger zeigten sich euphorisch: Die Navistar-Aktien schnellten um rund 53 Prozent auf knapp 37 US-Dollar in die Höhe. Die Traton-Papiere gaben in Frankfurt in einem ebenfalls schwachen Umfeld nur leicht nach./la/he