Frankfurt (Reuters) - Der überraschende Rückgang der Inflation in der Euro-Zone stimmt die Börsenanleger vorsichtig optimistisch.

Der Dax verteidigte nach der Veröffentlichung der Daten am Dienstagvormittag sein leichtes Plus und notierte bei 18.282 Punkten. Der EuroStoxx50 weitete seine früheren Gewinne von 0,3 Prozent etwas aus und lag ein halbes Prozent fester bei 5066 Zählern.

Die Verbraucherpreise legten in der 20-Länder-Gemeinschaft im März nach einer ersten Schätzung nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Volkswirte hatten hingegen mit einer Teuerungsrate von 2,6 Prozent wie im Februar gerechnet. Damit rückt das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) einer Inflationsrate von zwei Prozent, das sie als optimales Niveau für die Wirtschaft im Währungsraum erachtet, nun immer näher.

Doch Experten zeigten sich vorsichtig. "Zwei Dinge könnten einer weiteren Preisberuhigung im Wege stehen. Dazu gehören steigende Löhne im Dienstleistungssektor und höhere Rohstoffpreise", warnte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank in Liechtenstein. Problematisch seien dabei unter anderem die Verdreifachung des Kakaopreises innerhalb eines halben Jahres und das teure Öl sowie Kupfer.

KAKAO UND ÖL SETZEN PREISRALLY FORT - WARTEN AUF POWELL-REDE

Der in London gehandelte Kakao-Terminkontrakt rückte am Mittwoch um bis zu 1,2 Prozent auf 7988 Pfund Sterling je Tonne vor und erreichte damit ein frisches Rekordhoch. Die Sorgen um die Lage in Nahost schoben das Nordsee-Rohöl Brent und die US-Sorte WTI um knapp ein halbes Prozent auf 89,20 und 85,39 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Außerdem dürfte die EZB Experten zufolge mit Blick auf die Veränderung im Vergleich zum Vormonat besorgt sein. So stiegen die Preise im März um 0,8 Prozent gegenüber dem Februar. Unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kernrate) waren es 1,1 Prozent. "Das ist üppig und mehr noch, die Monatsveränderungsraten nehmen wieder zu - und nicht etwa ab. Von Preisberuhigung kann deshalb an dieser Stelle nicht die Rede sein", sagte Gitzel.

Nun warten die Investoren auf eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell an der Universität in Stanford um 18 Uhr (MESZ). Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets, zeigte sich optimistisch: "Der Markt ist jetzt sogar konservativer als die US-Notenbank Fed selbst, was kommende Leitzinssenkungen angeht. Für die Powell-Rede heute hängt die Messlatte also sehr niedrig."

Gefragt bei den Einzelwerten waren unter anderem Infineon. Die Papiere des Chipherstellers rückten um knapp drei Prozent auf 31,63 Euro vor. Die Experten der US-Großbank Morgan Stanley haben sie auf "Overweight" nach zuvor "Equal-Weight" hochgestuft. Auch das Kursziel wurde auf 40 von 35 Euro angehoben. Die meisten schlechten Nachrichten seien bereits im Aktienpreis enthalten, hieß es. Gleichzeitig schienen die Sorgen der Anleger über ein mögliches Abbröckeln von Infineons Marktanteil in China übertrieben zu sein.

An der Börse in Zürich brachen die Papiere von Meyer Burger um mehr als 25 Prozent auf 0,02 Franken ein. Der Solarmodulhersteller hat seine Kapitalerhöhung über die Bühne gebracht und damit brutto 206,8 Millionen Franken eingesammelt. Von den angebotenen 20,1 Millionen Aktien wurden 97,5 Prozent im Rahmen der Bezugsrechtsemission von den Aktionären erworben. Der Rest wurde zu 0,02 Franken je Titel am Markt platziert.

Auch der überraschende Chefwechsel bei Swiss Re kam bei den Anlegern nicht gut an. Der Verwaltungsrat des Rückversicherers hat Andreas Berger zum Group CEO per 1. Juli 2024 ernannt. Christian Mumenthaler, der das Unternehmen acht Jahre lang operativ geleitet hat, werde zurücktreten. Berger verantwortet seit 2019 die Geschäftseinheit Corporate Solutions, die Versicherungslösungen für Großkunden anbietet.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)