Frankfurt (Reuters) - Die Nervosität vor den Frankreich-Wahlen hat Europas Börsen zum Wochenschluss gebremst.

Der Dax ging kaum verändert bei 18.235 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent. Vor dem ersten Wahlgang am Sonntag steht Frankreich an den Finanzmärkten unter Druck. "Marktanalysten befürchten, dass eine Regierung weit abseits der politischen Mitte nicht die notwendige Haushaltsdisziplin aufbringen könnte, um das Defizit zu verringern", sagte Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Dieses sei 2023 mit 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bereits fast doppelt so hoch, wie es die europäische Fiskalregel von drei Prozent erlaube. 

Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass die extreme Rechte die meisten Sitze gewinnen wird. Die Risikoprämie für französische Staatsanleihen stieg am Freitag zeitweise auf den höchsten Stand seit der Euroschuldenkrise 2012. Der französische Leitindex CAC40 war in den vergangenen drei Handelswochen um mehr als sechs Prozent eingebrochen. Am Freitag verlor er 0,7 Prozent.

INFLATIONSDATEN BESTÄTIGEN ZINSSZENARIO IN DEN USA

US-Aktienanleger zeigten sich nach leicht rückläufigen Inflationsdaten etwas optimistischer. Die US-Indizes notierten zum Handelsende in Europa bis zu 0,3 Prozent höher. Auf dem Weg zu einer Zinswende achten die Währungshüter der Notenbank Fed besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf die persönlichen Ausgaben der US-Konsumenten zugeschnitten ist. Der hieraus berechnete sogenannte PCE-Index legte im Mai wie von Experten erwartet nur noch um 2,6 Prozent zu, nachdem die Rate im April 2,7 Prozent betragen hatte. Das bestärkte die Börsianer in dem Glauben, dass die erste Zinssenkung im September kommen könnte.

Am Devisenmarkt trat der US-Dollar auf der Stelle. Unter Beobachtung steht weiterhin der Kursverfall des japanischen Yen, der zwischenzeitlich ein frisches 38-Jahres-Tief markierte. Anleger spekulieren darauf, dass die japanischen Behörden schon bald am Devisenmarkt intervenieren könnten. Ein schwächerer Yen ist für japanische Exporteure ein Segen, bereitet den politischen Entscheidungsträgern jedoch Kopfschmerzen, da er die Importkosten erhöht, den Inflationsdruck verstärkt.

NIKE MIT SCHLECHTER PROGNOSE

In der Sportartikel-Branche hinterließ die Aussicht auf schwächere Umsätze beim US-Weltmarktführer Nike ihre Spuren. Im MDax fielen Puma-Papiere um 2,6 Prozent, JD Sports gaben an der Londoner Börse 5,4 Prozent nach. Die Aktien von Adidas lagen hingegen 0,2 Prozent im Plus. "Nike wird bis mindestens zum Frühjahr 2025 mit der Neuausrichtung seines Geschäfts beschäftigt sein, was Adidas eine hervorragende Gelegenheit bietet, Marktanteile zu gewinnen", schrieben die Analysten vom Finanzdienstleister Kepler Cheuvreux. Im US-Handel verloren Nike mehr als 15 Prozent.

Für Wirbel sorgte auch eine Cyberattacke bei Teamviewer. Das Softwareunternehmen beschuldigte die russische Hackergruppe APT29, hinter dem Angriff zu stehen. Sie wird verdächtigt, im Auftrag des russischen Auslandsgeheimdienstes zu handeln. Die Aktien des Cloud-Spezialisten brachen um sechs Prozent ein.

In Paris tauchten die Titel des hoch verschuldeten französischen IT-Konzerns Atos um 15 Prozent ab. Börsianer verwiesen auf den Rückzug von Großaktionär David Layani aus dem Vorstand.

(Bericht von Anika Ross, Daniela Pegna. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)