PARIS/LONDON (awp international) - Der EuroStoxx 50 hat sich nach den moderaten Gewinnen zum Wochenstart am Dienstag kaum von der Stelle bewegt. Hoffnungen, dass die Lage im Nahen Osten nicht weiter eskaliert, hatten die Börsen damit nur kurzfristig gestützt. Für Gegenwind sorgten die zuletzt wieder gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Höhere Zinsen lassen neu ausgegebene Anleihen im Vergleich zu Aktien weniger attraktiv erscheinen.

Der EuroStoxx legte um 0,06 Prozent auf 4152,32 Punkte zu. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,11 Prozent auf 7029,70 Punkte nach oben.

Der britische FTSE 100 hingegen konnte sich der recht trüben Stimmung ein Stück weit entziehen und stieg um 0,58 Prozent auf 7675,21 Punkte. Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Marktes UK begründete dies mit deutlichen Kursgewinnen bei Aktien aus den Bereichen Pharma und Energie. Eine Rolle habe zudem das gegenüber dem Euro etwas schwächelnde Pfund gespielt. Eine schwache Landeswährung kann den Export britischer Waren erleichtern.

"Die sonstigen wirtschaftlichen und geldpolitischen Rahmenbedingungen laden nicht gerade zum Engagement am Aktienmarkt ein", beschrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets die Lage. "Sichere Anleiherenditen und Geldmarktzinsen zwischen drei und fünf Prozent sind durch die erhöhte geopolitische Unsicherheit noch ein wenig attraktiver geworden, als sie es zuvor schon waren."

Am Dienstag zogen die Kapitalmarktzinsen noch einmal spürbar an. Hintergrund waren unerwartet starke Umsatzdaten aus dem US-Einzelhandel. Die Erlöse gelten als Indikator für die Stärke des Konsums, der für das Wachstum der weltgrössten Volkswirtschaft besonders wichtig ist. Starke Umsatzdaten sprechen für eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohe Inflation.

Unter den europäischen Einzelwerten richtete sich die Aufmerksamkeit auf Ericsson . Ein schwacher Ausblick liess die Aktien des Telekomausrüsters um sechs Prozent fallen. Die andauernde Zurückhaltung von Kunden bei 5G-Komponenten werde auch das Schlussquartal belasten, hatte das Unternehmen mitgeteilt. Die Zahlen zum dritten Quartal, die den Erwartungen entsprachen, verblassten indes hinter den düsteren Aussichten. Papiere des Wettbewerbers Nokia taumelten mit fast drei Prozent Abschlag ebenfalls.

An der EuroStoxx-Spitze zogen die Anteilscheine des Flugzeugbauers Airbus um 3,6 Prozent an und profitierten damit von einem positiven Analystenkommentar von Jefferies. Die Expertin Chloe Lemarie geht davon aus, dass die Spirale sinkender Markterwartungen ein Ende gefunden hat. Zudem dürften sich die Diskussionen fortan weniger um enttäuschende Auslieferungen als vielmehr den operativen Kostenhebel drehen.

Unter den Nebenwerten fielen Umicore mit 13 Prozent Gewinn auf. Hintergrund waren Aussagen zu geplanten Investitionen. Die Analysten von Jefferies werteten diese als Indiz dafür, dass die Gefahr einer Kapitalerhöhung in den kommenden Monaten sinkt. Zudem fungiert das belgische Materialtechnologie-Unternehmen als Zulieferer für den Autobauer BMW für dessen Batteriefertigung in Nordamerika. Volkswagen und Umicore hatten schon am Samstag angekündigt, in Polen ein Werk für Batteriekathoden bauen zu wollen.

Dagegen brachen Lonza um mehr als 16 Prozent ein. Die vom schweizerischen Pharmazulieferer genannten neuen Mittelfristziele waren zwar im Rahmen der Analystenschätzungen ausgefallen. Was den Anlegern aber missfiel, war das "Übergangsjahr" 2024, das laut den Angaben des Managements bevorsteht./la/he