FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen drehen am Donnerstagnachmittag ins Minus. Nachdem am Dienstag ein in Aussicht gestellter Rückzug der russischen Streitkräfte an der ukrainischen Grenze an der Börse noch gefeiert wurde, ist die Lage weiterhin schwer einzuschätzen. Das Weiße Haus hat den angeblichen Teilrückzug russischer Truppen an der ukrainischen Grenze als falsch bezeichnet. Für Nervosität sorgt auch die Nachricht, dass in der Ostukraine die Waffenruhe verletzt worden sein soll. Pro-russische Separatisten und ukrainische Behörden haben sich gegenseitig beschuldigt.

Für den DAX geht es um 0,6 Prozent auf 15.278 Punkte nach unten, im Tageshoch stand der Index bei 15.440. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,5 Prozent auf 4.116. Daneben haben die USA ihre Warnung vor einer russischen Invasion in der Ukraine erneuert. "Russland bewegt sich auf eine unmittelbar bevorstehenden Invasion zu", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield. Laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin könnten die Kämpfe in der Ostukraine dafür einen Vorwand bieten.

Die Geldpolitik tritt angesichts der geopolitschen Spannungen wieder etwas in den Hintergrund. Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung bestätigt, dass die Fed im März beginnen wird, ihren Leitzins anzuheben und danach weitere, sukzessive Zinserhöhungen plant. Unklar ist allerdings, ob die Zinsen um 25 oder gleich um 50 Basispunkte angehoben werden. Die Fed-Mitglieder erwarten weiterhin, dass der Inflationsdruck im Verlauf des Jahres nachlassen wird.


   Kering mit starken Zahlen 

Kering gewinnen nach Zahlen 6 Prozent. Ein gutes Schlussquartal bei der Konzernmarke Gucci beschert Kering im vergangenen Jahr laut Bernstein ein Ergebnis über dem Niveau von 2019. Gucci habe die Markterwartung von plus 18 Prozent organischem Wachstum mit einem Zuwachs um 32 Prozent deutlich übertroffen. Dieser Erfolg sei nach einer Reihe von schwachen Quartalen von Bedeutung.

Kräftig nach oben um 4,8 Prozent geht es mit den Aktien von Reckitt Benckiser in London. Im DAX ziehen Vergleichswert Henkel um 0,6 Prozent etwas mit. Der Konsumgüterhersteller konnte für 2021 auf vergleichbarer Basis ein stärker als erwartetes Umsatzwachstum vorlegen und sieht "trotz einer noch nie gesehenen Inflationsumgebung" weitere Margensteigerungen. Zu den coronabedingt starken Hygieneprodukten sei auch eine Erholung bei Gesundheitsprodukten gekommen.

Gespalten fallen die Reaktionen auf die Jahreszahlen von Nestle (-0,1%) aus. Vor allem die diversen Margen-Kennzahlen scheinen die Erwartungen nur erreicht zu haben, lägen teils aber auch unter den Prognosen, heißt es. Auch der Jahresausblick mit einem Umsatzwachstum um 5 Prozent und einer operativen Gewinnmarge von 17,0 bis 17,5 Prozent liege im erwarteten Rahmen. Gut sei im abgelaufenen Jahr das etwas höhere organische Wachstum von 7,5 Prozent. Den Kurs bremsen dürfte aber der freie Cashflow, der um 14,9 Prozent auf 8,7 Milliarden Franken zurückfiel.

Besser als befürchtet sind die Zahlen von Air-France-KLM (-7,5%) ausgefallen. Der Verlust im vierten Quartal sei geringer, der Umsatz besser als erwartet wurde. Per Saldo sei man auf Vor-Pandemie-Niveaus angelangt. Allerdings sei nicht klar, ob der Markt auf die Ankündigung weiterer "bilanzstärkender" Maßnahmen vorbereitet sei, heißt es im Handel. Denn Air France plane bis zu 4 Milliarden Euro für die Rückzahlung der Staatshilfe aufzunehmen.

Die Commerzbank (+3%) hat im vergangenen Jahr trotz Restrukturierungskosten und weiterer Rückstellungen einen Gewinn erzielt. Im laufenden Jahr soll der Gewinn auf über 1 Milliarde Euro steigen. Zudem strebt die Bank bereits für 2022 eine Dividendenzahlung an. "Die Bank ist auf dem richtigen Weg", sagt ein Marktteilnehmer. Die Erträge lägen über den Prognosen, die Kosten im Rahmen der Erwartungen", sagt er. Der unerwartet hohe Nachsteuergewinn sei allerdings auch auf außerordentliche Erträge zurückzuführen.


   Aufspaltungsfantasie bei Conti 

Für die Aktie von Continental geht es um 4,2 Prozent nach oben. In einer Research-Note verweisen die Analysten von Jefferies auf einen Bericht im Manager Magazin, in dem es um die Aufspaltung des Konzerns in vier unabhängige Geschäftsbereiche gehe: Reifen (35% des Umsatzes), ContiTech (18%), Automotive (40%) und Autonomes Fahren (6%). Die SOTP-Bewertung, also der vier eigenständigen Bereiche, würde laut Manager Magazin einen fairen Wert von bis zu 50 Milliarden Euro erzielen. Die aktuelle Marktkapitalisierung von Continental liege bei 17,5 Milliarden deutlich darunter.

Gut kommt die erhöhte Gewinnprognose bei RWE an. Die Aktien legen um 4,7 Prozent zu. "Das kommt nicht ganz unerwartet, ist aber ziemlich deutlich", sagt ein Händler. So sei die Spanne für das bereinigte Nettogewinns von 1,1 bis 1,4 auf 1,3 bis 1,7 Milliarden Euro erhöht worden: "Das sind immerhin 20 Prozent mehr als vorher".

Klöckner & Co (+6,1%) reihen sich am Donnerstag in die Liste der Werte mit besseren Gewinnprognosen ein. Der Stahlhändler weist darauf hin, dass er für das erste Quartal stärkere Gewinne als der Markt erwartet. So soll das adjustierte EBITDA auf 130 bis 180 Millionen Euro steigen. Ein Händler betont, dass bei Klöckner der Markt von einem Ganzjahresgewinn 2022 um 315 Millionen Euro ausgehe - Klöckner nun aber schon die Hälfte davon im ersten Quartal erzielen werde.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.100,03      -0,9%        -37,19          -4,6% 
Stoxx-50                3.727,48      -0,7%        -26,48          -2,4% 
DAX                    15.239,25      -0,9%       -131,05          -4,1% 
MDAX                   33.354,48      -0,5%       -178,06          -5,0% 
TecDAX                  3.286,12      -1,1%        -36,32         -16,2% 
SDAX                   14.918,89      -0,6%        -93,75          -9,1% 
FTSE                    7.516,97      -1,1%        -86,81          +3,0% 
CAC                     6.920,30      -0,6%        -44,68          -3,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,23                    -0,04          +0,41 
US-Zehnjahresrendite        1,97                    -0,07          +0,46 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 9:13 Uhr  Mi, 18:49 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1356      -0,2%        1,1381         1,1379   -0,1% 
EUR/JPY                   130,46      -0,7%        131,23         131,38   -0,3% 
EUR/CHF                   1,0453      -0,3%        1,0492         1,0488   +0,8% 
EUR/GBP                   0,8339      -0,4%        0,8371         0,8376   -0,8% 
USD/JPY                   114,90      -0,5%        115,31         115,46   -0,2% 
GBP/USD                   1,3619      +0,3%        1,3596         1,3586   +0,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,3369      +0,1%        6,3307         6,3332   -0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                41.982,16      -4,6%     43.980,24      43.629,13   -9,2% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  91,76      93,66         -2,0%          -1,90  +22,5% 
Brent/ICE                  93,20      94,81         -1,7%          -1,61  +20,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.893,54   1.869,92         +1,3%         +23,62   +3,5% 
Silber (Spot)              23,73      23,61         +0,5%          +0,12   +1,8% 
Platin (Spot)           1.085,73   1.064,92         +2,0%         +20,81  +11,9% 
Kupfer-Future               4,53       4,54         -0,1%          -0,00   +1,5% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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February 17, 2022 09:54 ET (14:54 GMT)