Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt legt zur Wochenmitte den Rückwärtsgang ein. Die Kurse fallen auf breiter Front. Händler begründen die Abgaben mit der Unsicherheit bezüglich der Geldpolitik der Notenbanken. Dies veranlasse die Investoren vermehrt zu Gewinnmitnahmen. "Wir befinden uns weiterhin auf hohem Niveau", sagt ein Händler. Auch an der Wall Street hatten Inflations- und Zinserhöhungsbefürchtungen auf die Kurse gedrückt. Diese erhöhte Nervosität lässt sich auch am Volatilitätsindex ablesen, der um über 14 Prozent in die Höhe schnellt.

Die US-Geldpolitik steht auch zur Wochenmitte im Fokus. Am Abend veröffentlicht die US-Notenbank Fed das Protokoll ihrer jüngsten Zinssitzung. Die Marktteilnehmer dürften dieses genau nach Hinweisen durchforsten, ob das Fed wegen der steigenden Inflation bei ihrer entspannten Haltung bleibt. Inzwischen sorgen sich die Anleger zunehmend auch um den schwächelnden Dollar. Ein tiefer Dollar schmälert die Chancen der hiesigen stark auf Export ausgerichteten Unternehmen auf dem Weltmarkt.

Der SMI fällt bis um 11.05 Uhr 0,73 Prozent auf 11'059,90 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,79 Prozent auf 1791,73 und der breite SPI 0,68 Prozent auf 14'241,68 Zähler ein. 27 der 30 SLI-Titel geben nach und drei legen zu.

Zu höheren Kursen gehandelt werden die Aktien von Julius Bär (+0,5%). Allerdings ging im Verlauf ein Teil des Gewinns wieder verloren. Der Vermögensverwalter hat in den ersten vier Monaten 2021 von positiven Finanzmärkten und guten Zuflüssen von Neugeldern profitiert und die verwalteten Vermögen klar gesteigert. Auch die Profitabilität habe sich dank aktiver Kunden verbessert, teilte die Bank mit. Die Erwartungen auf Ertragsseite seien förmlich pulverisiert worden, kommentiert ZKB-Experte Michael Kunz.

Die Aktien von Sonova gewinnen ebenfalls gegen den allgemein negativen Trend 1,8 Prozent. Nach dem starken Jahresergebnis, das der Hörgerätehersteller am Dienstag veröffentlicht hatte, haben Credit Suisse und JPMorgan ihre Kursziel für den Titel angehoben. Schon am Vortag waren Sonova um fast zwölf Prozent gestiegen.

Im Gegensatz zu den meist schwächeren Finanzwerten sind die Aktien der Grossbank USB (+0,04%) gut gehalten. Die Deutsche Bank hat sich für ihre Konkurrentin stark gemacht. Sie erhöht aus Bewertungsgründen das Rating auf "Buy" von bisher "Hold" und das Kursziel auf 17 von 15 Franken. CS dagegen fallen um 0,7 Prozent.

An der Spitze der Verlierer unter den Blue Chips ist der Technologiewert AMS (-2,7%) zu finden. Temenos (-1,8%) und Logitech (-0,4%) geben ebenfalls nach. Auch auf den hinteren Rängen werden die Techtitel aus den Depots entfernt, wie die Kurse von VAT (-2,1%), U-blox (-2,8%) und Sensirion (-1,1%) zeigen.

Aber auch zyklische Titel, in die die Anleger zuletzt noch umgeschichtet hatten, würden Gewinne eingestrichen, heisst es am Markt. So stehen die Titel des Personaldienstleisters Adecco (-2,4%), der Inspektionsfirma SGS (-2,1%) oder des Luxusgüterherstellers Richemont (-1,8%), dessen Jahresabschluss am Freitag erwartet wird, genauso unter Druck wie der Industriewert ABB (-1,7%) und die Bauwerte Holcim (-1,4%), Geberit (-0,9%) und etwas weniger auch Sika (-0,6%).

Aber auch Anteile von Unternehmen, deren Geschäftsmodell als weniger konjunktur- und marktanfällig gilt, wie Alcon (-1,5%) und Partners Group (-1,2%) oder der Riechstoffhersteller Givaudan (-0,8%) bleiben von Abgaben nicht verschont.

Wenig verändert sind Kühne+Nagel (-0,1%) und Swisscom (-0,1%) und die grossen defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,2%) und Roche (-0,3%). Novartis dagegen büssen 1,1 Prozent ein.

Auf den hinteren Rängen fallen Bellevue Group mit einem Kursplus von 2,1 Prozent auf. Der Finanzdienstleister rechnet für das erste Semester 2021 mit einem Gewinn von mehr als 20 Millionen Franken. Lem steigen nach der Resultatvorlage gar um 3,4 Prozent.

pre/rw