Zürich (awp) - Für den Schweizer Aktienmarkt zeichnet sich zum Handelsauftakt ein versöhnlicher Wochenausklang ab, die wichtigsten Indizes starten mit einem soliden Plus in den Handelstag. Darin widerspiegelt sich die gestrige Stimmungsaufhellung an der Wall Street gegen Handelsende, meinen Marktbeobachter. Zuletzt hatte das politische Wirrwarr um US-Präsident Donald Trump den Anlegern die Lust auf Aktien genommen; nun habe sich die erste Aufregung gelegt.

Die Blicke der Investoren sind aber dennoch weiterhin auf Washington gerichtet, denn eine Fortsetzung des Politik-Chaos erhöhe die Unsicherheit mit Blick auf die von Trump versprochenen Steuererleichterungen und Infrastrukturprojekte in den USA. Impulse von der Konjunktur- und von Unternehmensseite sind im am Berichtstag nicht allzu viele zu erwarten.

Der Swiss Market Index (SMI) steigt bis um 09.30 Uhr 0,52% auf 8'984,81 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewinnt 0,71% auf 1'415,42 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,56% auf 10'194,14 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln stehen zur Berichtszeit 28 im Plus und nur zwei im Minus.

Dass die Unsicherheit nicht weg ist, zeigt auch ein Blick auf den Schweizer Volatilitätsindex, der zwar um weitere 1,3% gesunken ist, aber immer noch auf einem hohen Niveau liegt. Und der kleine Verfalltermin könnte am Mittag für eine erneut steigende Volatilität sorgen. Der Index gilt als eine Art Angstbarometer.

Das Nachrichtenaufkommen hierzulande ist an diesem Morgen sehr überschaubar. Für Gesprächsstoff sorgt allerdings einmal mehr Aryzta: Der irisch-schweizerische Backwarenkonzern ist bei der Suche nach einem neuen Chef und Nachfolger des abgetretenen Owen Killian fündig geworden. Der neue CEO heisst Kevin Toland und ist ein Ire.

Analysten sprechen in einer ersten Reaktion von einer guten Besetzung, die gebeutelten Aryzta-Aktien, sie haben nach Gewinnwarnungen und einem grossen Köpferollen im Top-Management in diesem Jahr rund ein Viertel an Wert eingebüsst, steigen denn auch um 3,7%.

Gar um 6,5% nach oben geht es mit den Papieren von Dufry. Am Morgen war bekannt geworden, dass sich der Luxusgüterkonzern Richemont über eine Investment-Tochter mit 5% am Reisedetailhändler beteiligt hat. Dufry geriet zuletzt wegen grösserer Verschiebungen im Aktionariat in die Schlagzeilen.

So hat etwa der chinesische Mischkonzern HNA Group den Anteil in den vergangenen Wochen schrittweise bis auf knapp 21% ausgebaut. Einige Beobachter mutmassen, dass mit der Hilfe von Richemont ein Abwehrdispositiv gegen HNA aufgebaut werden soll. Richemont ziehen derweil um 0,8% an.

Vifor Pharma gewinnen 1,2%. Die frühere Galenica hat vom Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde für den Kaliumbinder Veltassa eine Zulassungsempfehlung zur Behandlung von Hyperkaliämie erhalten. Analysten sprechen von einem "klar positiven" Signal für den Pharmakonzern.

Die Finanztitel schneiden mehrheitlich mit dem Markt ab. So gewinnen Credit Suisse 0,4%, Swiss Life und Zurich Insurance jeweils 0,6%. Davon heben sich UBS mit plus 1,4% positiv ab und zu Julius Bär (+1,0%) kolportierten Nachrichtenagenturen Gerüchte über einen geplanten Zukauf in Argentinien.

Die Bâloise (+0,5%) will bis Ende Juni für die kotierte Holding ein Rating von Standard & Poor's erhalten. Der Hintergrund: die Credit Suisse stellt für verschiedene an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen keine Kreditratings mehr.

Die drei Schwergewichte stützen den Gesamtmarkt mehrheitlich. So steigen Nestlé um 0,6% und Roche um 0,5%. Nur Novartis (-0,1%) fallen etwas zurück. Der Pharmakonzern hatte am Vortag den Abbau von bis zu 500 Stellen am Hauptsitz in Basel angekündigt; gleichzeitig sollen aber 350 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Im breiten Markt fallen Santhera mit einem Abschlag von 13,1% auf. Das Pharmaunternehmen rechnet mit einer EU-Entscheidung zu seinem Präparat Raxone erst im dritten Quartal diesen Jahres. Santhera-CEO Thomas Meier hatte erst vor wenigen Tagen im Gespräch mit AWP erklärt, eine Entscheidung der europäischen Behörden sei noch im ersten Halbjahr möglich.

Einen Blick wert ist zudem das Pharmaunternehmen Newron (+1,5%), das im Tagesverlauf einen Business Update abhalten wird.

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