Zürich (awp) - Die Stimmung an den Finanzmärkten hat sich stark eingetrübt. Im Zentrum des aktuellen Abverkaufs stehen die Aktien der CS, die um rund einen Viertel einbrechen und damit eine regelrechte Flucht aus Bankaktien verursachen. In den CS-Aktien sei eine Verkaufspanik ausgebrochen, die den gesamten Bankensektor erfasst habe, kommentiert ein Händler. Zudem deuteten die US-Konjunkturdaten auf eine spürbare Konjunkturabkühlung hin. "Eine toxische Gemengelage, die nun auch den letzten positiv gestimmten Börsianer von der Börse verjagt hat", kommentiert Händler Andreas Lipkow.

Und auch die Zins- und die Inflationssorgen sind nicht wirklich gebannt. Vielmehr werde den Marktteilnehmern einmal mehr klar, dass die Notenbanken noch einen längeren Weg bei der Inflationsbekämpfung vor sich haben. Auch bleibe es fraglich, wie die grossen Notenbanken auf die angespannte Lage reagieren. Am morgigen Donnerstag will die Europäische Zentralbank (EZB) nach bisheriger Planung ihren Inflationskampf mit einer weiteren deutlichen Zinsanhebung fortsetzen. Die Rede ist von 0,5 Prozentpunkten. Am kommenden Mittwoch folgt die US-Zentralbank Federal Reserve, die eigentlich auch Signale für eine weitere Straffung gesendet hat. Am Tag darauf wird die Schweizerische Nationalbank Einblick in ihre Geldpolitik gewähren.

Der SMI rutscht um kurz nach 14.45 Uhr um 1,55 Prozent auf 10'550,61 Punkte ab. Sein bisheriges Tages- und Jahrestief hat er zuvor bei 10'460 Punkten markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 2,37 Prozent auf 1661,45 Zähler und der breite SPI um 1,53 Prozent auf 13'738,35 Zähler. Im SLI stehen 23 Verlierer sechs Gewinnern gegenüber, ein Titel (SGS) ist unverändert.

Am Markt sei die Unsicherheit über den Bankensektor mit aller Wucht zurück, heisst es im Handel. Auch europaweit geben die Kurse verstärkt nach - sowohl der Banken als auch der Gesamtmärkte. So sacken auch der deutsche DAX, der französische CAC40 und der britische FTSE 100 allesamt um mindestens 3 Prozent ab.

In einen regelrechten Abwärtstaumel brechen die Aktien der Credit Suisse zeitweise um mehr als 30 Prozent auf das neue Rekordtief von 1,56 Franken ein. Aktuell kosten sie 1,69 Franken (-24,6%). Bei der Grossbank sorgen Aussagen vom Saudi-Grossaktionär für verstärkten Verkaufsdruck. Der Präsident der grössten CS-Aktionärin, der Saudi National Bank (SNB), schloss gegenüber Bloomberg-TV weitere Finanzhilfen an die angeschlagene Schweizer Grossbank aus.

"Im Credit Suisse-Titel entstand eine Verkaufspanik, welche über Banken hinaus die Marktteilnehmer verunsicherte und Positionssenkungen auslöste", fasst ein Händler die aktuelle Bewegung in dem Sektor zusammen. Investoren trennen sich in diesem Umfeld auch von den Aktien anderer Finanzwerte.

hr/tv