Zürich (awp) - An der Schweizer Börse wollen sich die Anlegerinnen und Anleger auch am Dienstag nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Nachdem der SMI am Vortag im frühen Handel zunächst auf ein Jahreshoch geklettert war, schmolzen die Gewinne rasch dahin und der Index bewegt sich seit Montag im späten Handel in einer engen Spanne. Bevor die EZB am Donnerstag den Reigen der Notenbanken eröffnet, halten sich die Anleger zurück. Nächste Woche folgt die US-Notenbank, bevor die SNB in zwei Wochen ihre Lagebeurteilung abgibt. Da Unternehmensnachrichten zwischen den Quartalsberichten derzeit Mangelware sind, dominieren die Zinserwartungen das Geschehen.

Für die EZB wird nichts anderes als eine Zinssenkung erwartet, so die einhellige Marktmeinung. Bei der US-Notenbank haben sich die Hoffnungen auf eine erste Zinssenkung in den letzten Wochen in Richtung September verschoben. Vor der Fed-Sitzung nächste Woche werden die monatlichen Arbeitsmarktdaten am Freitag die Markterwartungen entscheidend beeinflussen. Bleibt noch die SNB. Ein Stratege sieht die SNB nach den am Morgen veröffentlichten Inflationsdaten in einem Dilemma: "Die Daten für April und Mai entsprechen exakt der letzten bedingten Inflationsprognose der SNB, so dass kein akuter Handlungsbedarf besteht", so der Experte.

Der Leitindex SMI verliert bis 10.55 Uhr 0,23 Prozent auf 11'979,42 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, gibt um 0,30 Prozent auf 1944,09 Punkte nach und der breiter gefasste SPI um 0,15 Prozent auf 15 958,77 Punkte. Im SLI sind zwei Drittel der Titel im Minus und ein Drittel im Plus.

Schlusslicht sind die Aktien der Grossbank UBS mit einem Minus von 2,3 Prozent. Auch Holcim und ABB verlieren jeweils mehr als 1 Prozent. Alle drei Titel bieten mit Kursgewinnen von bis zu 33 Prozent in diesem Jahr noch Raum für Gewinnmitnahmen.

Neben der UBS stehen noch weitere Vertreter der Finanzbranche auf den Verkaufslisten der Investoren. So geben Julius Bär, Swiss Re, Zurich, Partners Group und Swiss Life um bis zu 1,2 Prozent nach. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft. Auch europaweit zählen Versicherer und Banken zu den grösseren Verlieren.

Bei den baunahen Werten, zu denen neben Holcim auch Sika (-1,0%) oder Geberit (-0,7%) zählen, verweisen Händler auf Nachrichten aus dem Nachbarland Deutschland. Dort hat die Bauindustrie hat ihre Geschäftserwartungen für das laufende Jahr nach unten korrigiert.

Dass sich der Schweizer Markt dennoch etwas besser hält als der deutsche Dax oder der französische Cac-40, verdankt er vor allem den beiden Schwergewichten Nestlé (+1,1%) und Roche (GS +0,7%). Novartis (-0,6%) gehört hingegen zu den Verlierern.

Während Nestlé-Aktie sich seit rund einem Jahr etwa wegen anhaltender Inflationsängste in einem Abwärtstrend befinden, hatten Kommentare von CEO Mark Schneider den Titeln vergangene Woche neues Leben eingehaucht. Seitdem steigt die Aktie und weist nun eine leicht positive Jahresperformance auf.

Etwas stärker noch fallen die Avancen bei Kühne+Nagel (+1,5%) aus. Damit setzen die Titel ihren seit gut einer Woche anhaltenden Aufwärtstrend fort. Am Markt wird die jüngste Erholung als möglicher Hinweis auf eine bevorstehende Trendwende gewertet.

In den hinteren Reihen sind Burckhardt Compression (+7,1%) nach den Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/24 gesucht. Auch der Börsenneuling Galderma (+1,4%) kann seine jüngste Schwächephase abschütteln. Die Aktien des Hautpflegespezialisten sollen künftig in den breiten Stoxx Europe 600 aufgenommen werden.

Zu den grössten Verlieren zählen dagegen die Aktien der Versandapotheke DocMorris (-5,7%). Hier sorgt die UBS mit einer Kurszielsenkung und einer bestätigten Verkaufsempfehlung für lange Gesichter. Der zuständige Experte sorgt sich um die Aussichten für den wichtigen deutschen Rezepte-Markt.

hr/kw