Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse neigt zum Wochenstart zur Schwäche. Der Markt sei auf Konsolidierungskurs eingeschwenkt, sagt ein Händler. Nach den Kursgewinnen der Vorwoche tue eine Atempause nur gut. Zudem seien die Vorgaben aus den USA und aus Fernost negativ und die Stimmung werde durch eine Gewinnwarnung der deutschen Sartorius eingetrübt. Das Geschäft verlaufe aber in ruhigen Bahnen und die Umsätze seien bisher dünn. Dies liege wohl auch daran, dass in den USA wegen eines landesweiten Feiertages die Börsen geschlossen bleiben und es damit auch keine Impulse von der Wall Street gibt.

Im Fokus der Marktteilnehmer bleibt die Geldpolitik. Nach der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche werden diese Woche am Donnerstag die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bank of England (BoE) ihre geldpolitischen Beschlüsse veröffentlichen. Die SNB dürfte laut Ökonomen der CS den Leitzins bis Ende Jahr um mindestens 25 Basispunkte erhöhen. Allianz Global Investors rechnet gar mit 50 BP. Dies sei am Markt auch eingepreist und dürfte daher auch keine Turbulenzen auslösen. Das Fed hatte in der vergangenen Woche eine Zinspause eingelegt, aber weitere Zinsschritte nicht ausgeschlossen. Die EZB hatte dagegen wie erwartet den Leitzins erneut abgehoben und eine weiterhin restriktive Geldpolitik signalisiert.

Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr 0,37 Prozent tiefer bei 11'343,98 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, schwächt sich um 0,45 Prozent ab auf 1773,67 und der breite SPI um 0,42 Prozent auf 14'943,86 Zähler. Von den 30 SLI-Werten notieren 20 schwächer und zehn fester.

Den stärksten Abschlag verzeichnen Lonza (-3,0%), die im Verlauf die Verluste wieder etwas eindämmen können. Grund für die Abgaben ist laut Händlern eine Gewinnwarnung des Pharma- und Laborausrüsters Sartorius. Der deutsche Konzern hat seine Prognosen für den Umsatz und die Profitabilität im laufenden Jahr deutlich gesenkt. Dies belaste die ganze Branche. Nach Ansicht von Berenberg könnte sich die Erholung der Gewinne auch bei Lonza bis 2024 verzögern. Daraufhin gingen die Anleger über die Bücher und schritten auch bei anderen Aktien der Branche zu Gewinnmitnahmen. Daher stünden auch die Aktien von Bachem (-1,4%), Siegfried (-1,9%) und vor allem von Tecan (-5,0%) stark unter Druck, heisst es am Markt.

Unter Gewinnmitnahmen litten aber auch Geberit (-1,8%), Sika (-1,4%), ABB (-0,7%) und Kühne + Nagel (-0,4%). Bei Richemont (-1,4%) und Swatch (-1,1%) komme noch die enttäuschende Erholung in China als erschwerend hinzu.

Auch bei den gut gelaufenen PS des Schokoladeherstellers und SLI-Neuzugangs Lindt & Sprüngli (-1,4%) komme es zu Gewinnmitnahmen, meint ein Händler.

Zu den Gewinnern zählen dagegen Temenos (+1,6%), bei denen Händler wie üblich, wenn die Kurse steigen, an Übernahmespekulationen erinnern.

Gefragt sind zudem die Anteile der Grossbank UBS (+1,2%) und mit etwas Abstand auch die Versicherer Zurich (+0,4%), Swiss Re (+0,2%) und Swiss Life (+0,3%). Etwas fester notieren auch die defensiven Nestlé (+0,4%) und Novartis (+0,1%). Die Anteile von VAT (+1%) stabilisierten sich nach dem Kurstaucher in der Vorwoche im Zusammenhang mit verhaltenen Geschäftsaussichten.

Swiss Steel gewinnen 5,1 Prozent zu. Händler sprechen von einem positiven "Spuhler-Effekt". Grossaktionär Martin Haefner hat einen Anteil von 8,07 Prozent an die PCS Holding von Peter Spuhler veräussert. Damit sinkt der Anteil der von Haefner gehaltenen BigPoint auf unter einen Drittel und eine Auflage der Finanzmarktaufsicht Finma entfällt. Damit falle auch Unsicherheit weg, heisst es am Markt. Denn Spuhler gelte als stabiler Ankeraktionär.

Auf den hinteren Reihen stechen Pennystocks mit grösseren Kursausschlägen hervor. So geben Leclanché (-7,4%), Wisekey (-4,2%) oder Relief (3,0%) ohne wichtige Gründe nach. Addex (+6,2%), Kuros (+5,2%) und Obseva (+4,0%) legen dagegen zu.

pre/rw