Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag eine insgesamt klar negative Börsenwoche mit weiteren Abgaben beendet. Der Leitindex SMI unterschritt dabei zeitweise erstmals seit Anfang des Monats wieder die Marke von 12'000 Punkten. Weiterhin zeigten sich die Märkte von der politischen Entwicklung in Frankreich stark verunsichert, dazu kam der neue Handelsstreit der EU mit China um Elektro-Autos.

Die hoch riskante Ausrufung von Parlamentswahlen durch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron belaste nicht nur die Märkte in Frankreich, sondern in ganz Europa, stellte ein Marktbeobachter fest. Eine Niederlage Macrons drohe die Agenda der europäischen Integration zu beeinträchtigen. Derweil versuchten die Investoren auch die neuen geldpolitischen Ereignisse in den USA zu verarbeiten, nachdem die US-Notenbank Fed zur Wochenmitte mit zurückhaltenden Aussagen enttäuscht hatte.

Der SMI schloss 0,42 Prozent tiefer bei 12'044,59 Punkten, im Tagestief war er bis auf 11'981 Zähler gefallen. Für die Gesamtwoche resultierte für den Leitindex ein Minus von 1,7 Prozent. Der SLI mit den 30 wichtigsten Titeln verlor am Freitag 0,78 Prozent auf 1948,08 Punkte und der breiter gefasste SPI gab 0,49 Prozent auf 15'993,96 Zähler nach. Im SLI schlossen 23 Werte im Minus und sieben im Plus.

Die deutlichsten Verluste unter den SLI-Werten entfielen auf Logitech (-3,1%). Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen im derzeitigen unsicheren Umfeld, nachdem die Titel des PC-Zubehörspezialisten im laufenden Jahr gut gelaufen seien. Auch die Titel des Chipindustrie-Zulieferers VAT (-1,6%) gaben deutlich nach.

Weiter abwärts ging es am Freitag mit den Aktien des Bauchemieunternehmens Sika (-2,7%), die seit Ende Mai unter Druck stehen. Auch weitere Zykliker erlitten grössere Abgaben, darunter etwa die im laufenden Jahr schlecht gelaufenen Titel des Verpackungsspezialisten SIG (-1,6%) oder des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (-1,4%).

Unter Druck standen zudem die Aktien der Uhrenhersteller Swatch (-1,8%) und Richemont (-1,5%). Ein Grund für die aktuelle Schwäche dürfte laut Händlern der neue Zollstreit der EU mit China sein. Für Luxusgüterhersteller stellt diese Region einen wichtigen Absatzmarkt dar.

Mit klaren Verlusten gingen auch die Bankenwerte aus dem Handel, wobei Julius Bär (-1,6%) stärker verloren als UBS (-1,1%). Abwärts ging es auch mit den Titeln des Privatmarktspezialisten Partners Group (-1,8%). Bankenaktien standen in der ganzen Woche europaweit unter Druck, die Titel der französischen Finanzhäuser erlitten innert Wochenfrist zum Teil zweistellige Verluste.

Aber auch die Aktien des Rückversicherers Swiss Re (-1,5%) schlossen am Freitag tiefer. Deutlich moderater waren die Einbussen bei den Titeln der Versicherungsunternehmen Swiss Life (-0,5%) und Zurich Insurance (-0,3%). Zurich gab am Berichtstag den Start seines neusten Aktienrückkaufprogramms bekannt.

Zu den weniger zahlreichen Gewinnern des Börsentags gehörten vor allem defensive Werte wie die Aktien des Telekomkonzerns Swisscom (+0,04%) oder des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,2%).

Fester schlossen auch die Pharmaschwergewichte Roche (GS: +0,7%) und Novartis (+0,8%). Die Analysten von Bernstein erhöhten am Berichtstag ihr Kursziel für die Roche Genussscheine und bekräftigen ihr Rating "Outperform". Die klarsten Tagesgewinne im SLI gab es allerdings für die Titel des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli (+1,4%).

Am breiten Markt legten die Titel von Molecular Partners um 12,5 Prozent zu. Das Biotech-Unternehmen konnte positive Studiendaten für eine Radioliganden-Therapie vorlegen. Der Einsatz solcher radioaktiver Substanzen in der Krebstherapie steht derzeit im Fokus der Investoren.

Noch leicht im Plus schlossen die Aktien des Allschwiler Biotech-Unternehmens Idorsia (+0,8%). Das Ehepaar Clozel als Hauptaktionäre schloss in einem Zeitungsartikel einen Verkauf des kommerziell bisher erfolglos gebliebenen Unternehmens aus.

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