Zürich (awp) - Die Schweizer Börse ist am Donnerstag nach ihrem jüngsten Erholungsversuch wieder auf tiefere Kurse eingeschwenkt. Vor allem die schwergewichtigen Pharmawerte belasten mit Abgaben. Man sei auf Richtungssuche, sagten Händler. Auf der einen Seite hätten sich die Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt zuletzt wieder zerstreut, weil ein Abzug von russischen Truppen noch nicht bestätigt werden konnte.

Dagegen stützte das Protokoll der US-Notenbanksitzung im Januar vom Vorabend. Darin wird der Wille des Fed deutlich, die Inflation zu bekämpfen. Doch die Währungshüter deuten keine Massnahmen an, die über das am Markt erwartete Ausmass hinausgehen. Das Fed sei weniger falkenhaft als befürchtet, erklärten Marktstrategen. Am Vorabend hatten die New Yorker Aktienmärkte als Reaktion auf das Protokoll im Schlusshandel aufgeholt.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr 0,40 Prozent tiefer auf 12'142,43 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,44 Prozent auf 1942,31 und der breite SPI um 0,37 Prozent auf 15'353,51 Zähler. Im SLI dominieren die Verlierer die Gewinner im Verhältnis zwei zu eins.

Im Fokus der Anleger stehen nach Jahreszahlen Nestlé. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern hat 2021 zwar mit einem unerwartet guten Wachstum aufgewartet. Höhere Kosten drückten aber die Marge. Denn Preiserhöhungen reichten nicht aus, um die höheren Herstellkosten wettzumachen. Nach einem sehr schwachen Handelsstart machten die Nestlé-Valoren (+0,2%) ihre frühen Abgaben aber schnell wieder wett.

Dafür sind mittlerweile die ebenfalls grosskapitalisierten Pharmawerte Roche (-0,6%) und Novartis (-0,8%) deutlicher ins Minus gerutscht. Verkauft werden auch die seit Jahresbeginn gut gelaufenen Versicherer Swiss Re (-1,0%) und Zurich Insurance (-1,7%). Tiefer stehen auch die Grossbankenaktien Credit Suisse (-1,3%) und UBS (-0,8%).

Schindler büssen 0,7 Prozent ein. Die Aktien des Liftbauers waren schon am Vortag nach Zahlen verkauft worden. Weitere negative Analystenkommentare sorgen nun für neuerliche Abgaben. Nicht weniger als sieben Kurszielsenkungen prasselten am Donnerstag bisher auf die Papiere ein.

Die Aktien der Uhrenhersteller Richemont (+0,8%) und Swatch (+0,1%) reagieren unterschiedlich auf die jüngsten Exportdaten der Industrie. Diese fielen laut Analysten erstmals seit längerem wieder unter den Erwartungen aus. Stark lief erneut das oberste Preissegment. Das Segment also, in dem Richemont stärker vertreten ist als Swatch.

Richemont helfen auch die Zahlen des französischen Mitbewerbers Kering, dem die rege Nachfrage nach Luxusmarken einen Umsatz- und Gewinnsprung beschert hat.

Auf den Einkaufzetteln der Anleger stehen verschiedene Gewinner des Jahres 2021, die zuletzt mitunter starke Gewinnmitnahmen erdulden mussten. So ziehen etwa Lonza um 1,1 Prozent an, Straumann um 1,3 Prozent und Sonova um 1,0 Prozent. Am anderen Ende stehen die Techwerte AMS (-2,0%) und Logitech (-1,9%).

Im breiten Markt hat eine Reihe von Unternehmen Jahreszahlen vorgelegt. Valiant etwa steigen in der Folge um 0,9 Prozent. Die schweizweit tätige Retailbank hatte am Morgen gleichzeitig mit der Vorlage der Jahreszahlen auch ein Kostensparprogramm angekündigt, das bei Analysten gut ankommt.

Gut kommt auch der Zahlenausweis der Waadtländer Kantonalbank (+1,6%) an, weniger gut dafür jener des Vermögensverwalters GAM (-1,1%). Die Ergebnispublikationen von Vifor (-0,1%) und Swiss Prime Site (-0,2%) schliesslich lösen gar keine Reaktion aus.

ra/kw