Zürich (awp) - An der Schweizer Börse geben die Kurse am Dienstag erneut nach. Händler machen eine Vielzahl an Gründen für die insgesamt angeschlagene Stimmung verantwortlich. Dazu zählen die weiter zunehmenden geopolitischen Risiken: Der Iran hat einen Angriff auf Ziele in Syrien und den Irak gestartet. "Von einem weiteren Krieg zu sprechen, ist vielleicht noch etwas früh, allerdings wird die weltweite Geopolitik noch einmal deutlich angespannter und könnte so das bestimmende Thema des Jahres an der Börse werden", sagt ein Händler. Neben all dem menschlichen Leid stehe gerade der für viele Volkswirtschaften essenzielle Ölpreis unter Beobachtung. Er entscheide letzten Endes nicht nur über Wachstum und Unternehmensgewinne, sondern auch über Inflation und damit Zinsen.

Und gerade die Zinsen haben sich in den letzten Monaten einmal mehr als der alles beeinflussende Börsenfaktor erwiesen. Während Zinssenkungserwartungen die Börsen in den vergangenen Monaten nach oben trieben, bröckelt diese Hoffnung nun. "Und als wenn das nicht schon alles Unsicherheit genug wäre, betritt in den USA ein alter Bekannter wieder die Bühne: Ex-Präsident Donald Trump startet das Wahljahr mit einem Paukenschlag", sagt ein Börsianer. Erschwerend kommt für das aktuelle Handelsgeschehen hinzu, dass die US-Börse am Montag wegen eines Feiertages geschlossen blieb und damit als Impulsgeber wegfällt. "Nach dem gestrigen Feiertag in den USA und der Ferienzeit zwischen den Jahren dürften die weltweiten Handelssäle heute aber wieder nahezu voll besetzt sein", heisst es in einem Kommentar. Damit ströme Volumen in den Markt, das auch den Trend für die kommenden Wochen bestimmen könnte.

Der Leitindex SMI verliert gegen 11.15 Uhr 0,50 Prozent auf 11'151,98 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI fällt um 0,55 Prozent auf 1759,36 und der breite SPI um 0,35 Prozent auf 14'544,03 Zähler. Von den 30 SLI-Werten geben 25 nach und fünf legen zu.

Die Nachrichtenlage ist nach wie vor überschaubar. Wie schon in den vergangenen Tagen haben Analystenkommentare in diesem Umfeld einen grösseren Einfluss. So führen mit Julius Bär, Lonza und auch Partners Group Unternehmen das Verliererfeld an, bei denen sich Analysten eher vorsichtig geäussert haben. Die Kursverluste liegen bei -1,9 Prozent bis -1,5 Prozent. Bei Bär etwa heben die Experten von JPMorgan hervor, dass die Bank nach den enttäuschenden Zwischenzahlen und dem Engagement bei der angeschlagenen Signa-Gruppe erst einmal das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen müsse.

Bei Partners Group senken die Experten der Société Générale die Daumen und empfehlen die Titel neu zum Verkauf, weil sie die ersten Daten zu den Verwalteten Vermögen 2023 als enttäuschend einstufen. Auch die Guidance für 2024 sei mit Blick auf die Unsicherheiten bei den Zinsen und politischen Risiken anspruchsvoll.

Die beiden Uhrenhersteller Richemont (-2,0%)und Swatch (-0,9%) setzen ihre anhaltend schwache Performance fort. Die Branche leide unter vorsichtigen Analystenkommentaren und den Ende der Vorwoche veröffentlichten und als enttäuschend taxierten Zahlen von Burberry, heisst es. Die nächsten Kursimpulse für die Luxusgüterbranche liefert Richemont am Donnerstag mit den Quartalszahlen. Zudem werden die Jahreszahlen 2023 von Swatch in nächster Zeit erwartet. Das genaue Datum gibt Swatch wie üblich nicht bekannt.

Bei den beiden Pharmaschwergewichten Rochen (GS -1,2%) und Novartis (+0,4%) sind auch Analystenkommentare die treibende Kraft hinter der unterschiedlichen Entwicklung. Novartis kommen mit erhöhten Kurszielen und Ratings klar besser weg als Konkurrent Roche, für den die Experten die Daumen senken. Mit einem Plus von etwa 9 Prozent sind Novartis aktuell seit Jahresbeginn nun Spitzenreiter unter den Blue Chips.

Noch stärker ziehen die Aktien der ehemaligen Novartis-Sparte Sandoz (+1,6% auf 29,32 Fr.) an. Auch hier sorgen Analysten für die nötige Schubkraft. Das bisherige Rekordhoch bei 30 Franken wird immer greifbarer.

Unangefochtener Spitzenreiter sind mit +6,5 Prozent die PS von Lindt&Sprüngli (+1,8%). Der Schokoladenhersteller hat 2023 erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Franken eingefahren.

In den hinteren Reihen fallen Stadler Rail (-7,2%) auf, die ebenfalls von einem Analystenkommentar belastet werden.

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