Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse tendiert am Mittwoch belastet von Zinssorgen und politischen Spannungen auf breiter Front schwächer. Dabei radiert der Leitindex SMI den bisherigen Jahresgewinn vollständig aus und fällt gar leicht unter den Stand von Ende Vorjahr. "Der Markt konsolidiert den Kursanstieg von vor dem Jahresende. Es war etwas viel Euphorie dabei und nun lassen wir halt ein wenig Luft ab", sagte ein Händler. Die Anleger seien zwar nicht grundsätzlich negativ, solange der SMI über 11'000 Punkten stehe, aber sie verhielten sich zunehmend vorsichtiger.

Ausgelöst wurde die jüngste Konsolidierung von den Zentralbanken. So hatte US-Notenbank-Gouverneur Christopher Waller am Vortag gesagt, das Fed werde die Leitzinsen wahrscheinlich nicht so bald und nicht so aggressiv senken wie im Markt erwartet. Zuvor hiess es auch aus den Reihen der EZB, es sei zu früh für Diskussionen über Zinssenkungen. Kaum Unterstützung gibt es zudem von der US-Berichtsaison. Diese sei schwach gestartet, heisst es von Analystenseite. Ausserdem hat sich die wirtschaftliche Lage in China zum Jahresende 2023 nur leicht verbessert. Analysten sprachen denn auch von einer sehr zähen Erholung. Nun hofften die Marktteilnehmer auf positive Impulse von den US-Detailhandelsumsätzen am Nachmittag oder dem Fed-Konjunkturbericht Beige Book am Abend.

Der Leitindex SMI notiert nach einem Tagestief knapp unter 11'100 gegen 11.00 Uhr um 0,90 Prozent tiefer auf 11'128,23 Punkten. Damit notiert der SMI unter dem Vorjahresschluss von 11'138 Zählern. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI verliert 1,12 Prozent auf 1749,78 und der breite SPI 0,92 Prozent auf 14'493,59 Zähler. Bis auf Straumann und Novartis geben alle SLI-Werte nach.

Die stärksten Einbussen verzeichnen die Aktien von Geberit (-4,2%), die zunächst allerdings noch mehrfach das Vorzeichen gewechselt haben. Der Sanitärtechnikkonzern hat trotz Umsatzrückgang 2023 besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen nach dem starken Vorjahr.

Die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life (-3,4%), aber auch Zurich (-2,1%) und Swiss Re (-1,3%) geben deutlich nach. Auslöser ist die UBS, die Swiss Life und Zurich auf "Neutral" von "Buy" zurückgestuft hat. Für Swiss Re, die die Bank zum Verkauf empfiehlt, wurde das Kursziel gesenkt.

Stark unter Druck stehen zudem Julius Bär (-3,0%). Händler verweisen auf eine Kurszielsenkung von JPMorgan und negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit der Signa-Pleite.

Abgaben verbuchen zudem die Luxusgüterwerte Richemont (-1,9%) und mit Abstand auch Swatch (-0,5%). Hier dürften die durchwachsenen Konjunkturdaten aus China für Verkäufe sorgen, heisst es am Markt. Trotz des Wachstums bleibt der Immobilienmarkt schwach und die Konsumlaune der Menschen angeschlagen. Das Land ist ein sehr wichtiger Markt für die Branche. Mit Schindler PS (-1,3%) gibt ein weiterer Titel mit China-Exposure nach.

Bei Alcon (-2,0%) verweisen Händler auf die Bank of America, die das Rating für den Medizintechniker auf "Neutral" von "Buy" reduziert hat. Dagegen profitieren Straumann (+1,3%) von der US-Bank BofA. Sie empfiehlt den Dentalimplantathersteller neu zum Kauf.

Gut schlagen sich zudem die Aktien von Novartis (+0,02%). Auch Nestlé (-0.,04%), Sandoz (-0,2%), Sonova (-0,5%) und Roche GS (-0,8%) schlagen sich besser als der SMI.

Dagegen brechen Meyer Burger nach neuen Hiobsbotschaften um mehr als ein Viertel ein. Das Solarunternehmen ist tief in den roten Zahlen und bereitet die Schliessung der Modulproduktion in Deutschland vor. Zudem braucht es neues Geld. "Viele Anleger, die dem Unternehmen bisher die Treue gehalten haben, verabschieden sich nun auch", sagte ein Händler. Ebenfalls nennenswerte Einbussen erleiden mit AMS Osram (-7,0%), Idorsia (-2,1%) und DocMorris (-3,1%) weitere stets volatile Titel.

Inficon (unv.) trotzen nach guten Vorabzahlen für 2023 dem Negativtrend

pre/uh