FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen verzeichnen auch am Donnerstagnachmittag kräftige Gewinne. Die Teuerungsrate in Deutschland ist im März gegenüber dem Vorjahr kräftig auf 7,4 Prozent von 8,7 Prozent im Februar gefallen. "Allerdings ist dies allein darauf zurückzuführen, dass der starke Anstieg der Energiepreise nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs aus dem Vorjahresvergleich herausgefallen ist. Ohne Energie hat sich der Preisanstieg sogar noch verstärkt, was den Druck auf die EZB zu weiteren Zinsanhebungen aufrecht erhält", merkt die Commerzbank an. Die spanische Inflation hat sich im März derweil stärker als erwartet abgeschwächt. Der DAX gewinnt 1,1 Prozent auf 15.491 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,1 Prozent auf 4.279 Punkte nach oben.


   Petrofac mit Milliardenauftrag 

Bei den europäischen Sektoren sind Einzelhandelswerte besonders gefragt, ihr Stoxx-Branchenindex steigt um 3,7 Prozent. H&M gewinnen nach neuen Unternehmenszahlen 16,5 Prozent, die Bruttomarge hat sich im ersten Quartal noch besser entwickelt als erwartet. H&M hat im ersten Geschäftsquartal per Ende Februar den Gewinn mehr als verdoppelt und dabei von der Erstkonsolidierung der Second-Hand-Plattform Sellpy profitiert.

Bei den Erneuerbaren Energien klettern Petrofac um 68,8 Prozent nach oben. Der Ausrüster soll zusammen mit Hitachi Energy Windkapazitäten in der Nordsee aufbauen, der Auftrag hat einen Wert von rund 13 Milliarden Euro. Die beiden Unternehmen wollen laut Petrofac-Chef Sami Iskader mehrere Millionen europäischen Haushalte mit "clean energy" versorgen.

Für Deutsche Börse geht es um 2,2 Prozent nach unten. Nachdem die Aktie mit den jüngsten Marktunsicherheiten stark zugelegt und ein neues Allzeithoch markiert hatte, werden jetzt Gewinne mitgenommen. Der Volatilitätsindex VDAX ist wieder unter 20 gefallen und indiziert damit eine Normalisierung der Risikowahrnehmung der Anleger. Die Deutsche Börse profitiert von Phasen erhöhter Volatilität, da sich die Anleger verstärkt derivativ gegen Kursschwankungen absichern. Weiter erholen können sich Immobilienaktien: Im DAX gewinnen Vonovia 4,3 Prozent.

In der zweiten Reihe des deutschen Marktes steigen SMA Solar um 20,8 Prozent. Der Hersteller von Wechselrichtern für Solaranlagen profitiert vom politischen Umfeld und hat die Prognosen für das laufende Jahr erhöht. Umsatz und EBITDA sollen sich deutlich erhöhen. "Wegen der immer längeren Lieferzeiten dürften schon einige im Vorfeld darauf gesetzt haben", sagt ein Händler. Allerdings bestätige sich damit auch fundamental der Ausbruch der Aktie nach oben, der Aufwärtstrend sollte weitergehen.

Auf der anderen Seite brechen Eckert & Ziegler um 16,6 Prozent ein und Basler um 18,7 Prozent, beide haben schwache Ausblicke geliefert. Auch bei United Internet kommt der Ausblick schlecht an, sie fallen um 3,5 Prozent. Cancom geben um 5,1 Prozent nach - Jefferies spricht von einer enttäuschenden Gewinnprognose. Die neue Prognose sehe ein Umsatzwachstum zwischen 2 und 8 Prozent und ein EBITDA-Wachstum von 9 bis 18 Prozent vor. Dabei liege der EBITDA-Wert in der Mitte 5 Prozentpunkte unter dem Konsens.

Shop Apotheke steigen um 5,5 Prozent, trotz einer Kapitalerhöhung. Die Erhöhung sei unternehmensgebunden und diene nur dazu, der schweizerischen Galenica AG einen Einstieg in Shop Apotheke zu erlauben. Auch gebe es keinen Bezugsrechtshandel, der oft die Kurse belaste. Die rund 1,6 Millionen neuen Aktien werden an sie mit 72 Euro ausgegeben, was nur ein Abschlag von unter 5 Prozent zum Shop-Vortagesschlusskurs von 75,68 Euro sei. Galenica soll nach der Erhöhung mit rund 8 Prozent beteiligt sein. "Interessant ist die Zusammenarbeit vor allem strategisch, weil Shop Apotheke damit Zur Rose angreift, die sich nur auf Deutschland konzentrieren wollen".


   Raiffeisen will sich angeblich aus Russland zurückziehen 

Mit Aufschlägen von 5,2 Prozent reagieren Raiffeisen auf Medienberichte, laut denen sich das Kreditinstitut aus Russland zurückziehen könnte. Russland ist zwar die Cashcow der Bank; der Druck, sich aus dem Land zurückziehen, ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine aber stark gestiegen. Jüngst wurde bekannt, dass die US-Aufsichtsbehörden Untersuchungen wegen des möglichen Verstoßes gegen Sanktionsauflagen eingeleitet haben. Laut der "FT" verhandeln die Österreicher mit zwei Interessenten. Eine Alternative zu einem Verkauf wäre ein Spin-off. Ein Verkauf wäre mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden, da in Russland Sonderabgaben anfallen würden.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.278,88        +1,1%         47,61         +12,8% 
Stoxx-50                3.910,83        +0,6%         22,28          +7,1% 
DAX                    15.491,81        +1,1%        163,03         +11,3% 
MDAX                   27.395,55        +1,9%        511,45          +9,1% 
TecDAX                  3.311,32        +1,5%         49,84         +13,4% 
SDAX                   13.082,80        +1,9%        246,47          +9,7% 
FTSE                    7.620,56        +0,7%         56,29          +1,5% 
CAC                     7.261,33        +1,0%         74,34         +12,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,38                      +0,06          -0,19 
US-Zehnjahresrendite        3,58                      +0,01          -0,30 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:06 Uhr  Mi, 17:02 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0919        +0,7%        1,0841         1,0830   +2,0% 
EUR/JPY                   144,92        +0,7%        143,67         143,56   +3,3% 
EUR/CHF                   0,9975        +0,1%        0,9952         0,9958   +0,8% 
EUR/GBP                   0,8818        +0,2%        0,8796         0,8797   -0,4% 
USD/JPY                   132,73        -0,0%        132,51         132,51   +1,2% 
GBP/USD                   1,2383        +0,5%        1,2326         1,2313   +2,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,8775        -0,3%        6,8824         6,8886   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.544,91        +0,7%     28.636,84      28.298,84  +72,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  73,58        72,97         +0,8%          +0,61   -8,5% 
Brent/ICE                  78,66        78,28         +0,5%          +0,38   -7,9% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  43,40        42,80         +1,4%          +0,60  -43,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.967,49     1.964,30         +0,2%          +3,19   +7,9% 
Silber (Spot)              23,56        23,38         +0,8%          +0,19   -1,7% 
Platin (Spot)             982,88       972,00         +1,1%         +10,88   -8,0% 
Kupfer-Future               4,10         4,09         +0,3%          +0,01   +7,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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March 30, 2023 10:07 ET (14:07 GMT)