Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen zeigen sich am Dienstagmittag weiterhin wenig verändert. Der DAX bröckelt nach nur geringen Schwankungen um 0,1 Prozent auf 16.769 Punkte ab, der Euro-Stoxx-50 zieht geringfügig um 2 auf 4.542 Punkte an. "Der Markt wartet auf die US-Inflationsdaten", so ein Marktteilnehmer. Sie könnten am Nachmittag darüber Aufschluss geben, ob die Spekulationen auf sinkende Leitzinsen im kommenden Jahr überzogen sind. Aktuell rechnen die Märkte mit Zinssenkungen um insgesamt 100 Basispunkte durch die US-Notenbank im kommenden Jahr. Die erste Zinssenkung wird dabei im März oder im Mai erwartet. Nach den Inflationsdaten dürfte deshalb schnell die US-Notenbank in den Blick rücken mit der Entscheidung am Mittwoch, dann die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Sitzung am Donnerstag.

Bei den US-Inflationsdaten wird mit einem Anstieg um 4,0 Prozent zum Vorjahr in der Kernrate gerechnet. "Generell geht die Inflation in die richtige Richtung", so ein Marktteilnehmer. In den Niederlanden lag die Inflationsrate im November bei 1,6 Prozent und damit im Zielkorridor der EZB.

"Trotzdem wird die Luft langsam dünner", so der Marktteilnehmer. Nach der Rally um über 2.200 Punkte in nur gut zwei Monaten sei der DAX überkauft. Das spreche eher für eine Verschnaufpause als für neue Rekorde, auch wenn der DAX am Vormittag mit 16.837 Punkten ein weiteres neues Allzeithoch markiert hat.

Zudem bleibt die Konjunktur mau. Der Maschinenbauverband VDMA hat die Prognose für die Produktion in der Branche im kommenden Jahr auf preisbereinigt minus 4 Prozent gesenkt von minus 2 Prozent bisher.


   MTU leiden unter Triebwerksproblemen 

Auf der Verliererseite stechen MTU mit einem Minus von 2,9 Prozent heraus. Händler sehen den Grund in Presseberichten, wonach die US-Flugaufsicht Federal Aviation Administration (FAA) neue Wartungsregeln für die problembehafteten PW1100G-Triebwerke von Pratt & Whitney aufstellen wolle. Die Herstellungsprobleme könnten noch mehr Teile betreffen, meldet Flightglobal mit Bezug auf ein FAA-Filing. Sie benötigten einen beschleunigten Austausch. In den USA seien 430 dieser Triebswerk-Typen registriert, sie treiben auch die A320neo-Familie von Airbus an.

Auf der Gewinnerseite im DAX stehen Beiersdorf mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 134,80 Euro, nachdem das Brokerhaus Jefferies das Kursziel auf 152 Euro erhöht hat. Hannover Rück profitieren mit einem Plus von 1 Prozent von einem vergleichsweise optimistischen Ausblick, den das Unternehmen auf dem Kapitalmarkttag veröffentlicht hat. Merck KGaA wiederum fallen mit einer Abstufung der Bank BNP auf "Neutral" um 2,3 Prozent.


   Erleichterung über Zahlen und Ziele treibt Carl Zeiss 

Positiv kommen die finalen Jahreszahlen von Carl Zeiss Meditec an. Dass die Marge am unteren Rand der Prognosespanne erreicht wurde, dürfte nun hinreichend in der Aktie eingepreist sein. Darüber hinaus sei der Umsatz in allen Regionen solide gesteigert und Marktanteile gewonnen worden. Der Ausblick auf ein Umsatzwachstum von "mindestens Marktwachstum" im Gesamtjahr und einer Rückkehr der EBIT-Marge auf "über 20 Prozent" sei gut. Die Aktie reagiert mit Aufschlägen von 8,6 Prozent.


   Oracle kein wirkliches Thema für SAP 

Keine Kursbremse für SAP (-0,3%) sehen Händler in der negativen Reaktion auf die Zahlen von Oracle. In der US-Nachbörse auf nasdaq.com fielen die Aktien um 7,6 Prozent. Allerdings seien die Erwartungen der Analysten an den Umsatz-Anstieg bei Oracle erneut zu hoch gewesen, kommentiert ein Händler. Bei Oracle laufe es etwas langsamer mit der Cloud-Entwicklung, was aber kein Zeichen einer schwachen Nachfrage von Unternehmensseite her sei. Für SAP habe es daher keine Bedeutung.


   Neue Nokia-Margenziele nicht so schlimm wie befürchtet 

Eher als Erleichterung für die Aktie werten Händler das gesenkte Margenziel von Nokia (+1,1%). Die Finnen hatten vor einer Woche den Großauftrag von AT&T an Ericsson verloren und darauf mitgeteilt, ihre Margenziel daher um rund zwei Jahre nach hinten zu schieben - jedoch noch keine konkreten Zahlen genannt. Am Morgen nannten Nokia nun ihr Ziel bei der vergleichbaren operativen Marge von "mindestens 13 Prozent" bis 2026. Zuvor wurden "mindestens 14 Prozent" angepeilt. "Die Absenkung ist geringer als der Markt befürchtet haben dürfte", kommentiert ein Händler.

Gut kommt der 1,1 Milliarden Dollar schwere Zukauf des US-Biotechunternehmens Icosavax durch Astrazeneca bei den Aktionären an. Durch den Kauf verstärkt Astrazeneca seine Impfstoff-Pipeline. Icosvax hat einen Impfkandidaten gegen zwei Atemwegserkrankungen, das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sowie das Humane Metapneumovirus, in einer Phase-3-Studie. Bei einem Erfolg könnte Astrazenca sowohl Pfizer als auch Glaxosmithkline Konkurrenz machen. Astrazeneca gewinnen in London 1,7 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.541,89        +0,0%        1,70         +19,7% 
Stoxx-50                4.077,84        +0,0%        0,45         +11,7% 
DAX                    16.769,37        -0,1%      -25,06         +20,4% 
MDAX                   26.622,02        -0,0%       -0,23          +6,0% 
TecDAX                  3.278,95        +0,4%       12,68         +12,3% 
SDAX                   13.124,45        -0,9%     -125,34         +10,1% 
FTSE                    7.576,08        +0,4%       31,19          +1,3% 
CAC                     7.558,80        +0,1%        7,27         +16,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,22                    -0,05          -0,35 
US-Zehnjahresrendite        4,19                    -0,04          +0,31 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Di, 8:13  Mo, 17:29 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0798        +0,3%      1,0780         1,0746    +0,9% 
EUR/JPY                   156,84        -0,3%      156,73         157,33   +11,7% 
EUR/CHF                   0,9455        -0,0%      0,9446         0,9451    -4,5% 
EUR/GBP                   0,8590        +0,2%      0,8568         0,8565    -2,9% 
USD/JPY                   145,27        -0,6%      145,36         146,41   +10,8% 
GBP/USD                   1,2569        +0,1%      1,2581         1,2547    +3,9% 
USD/CNH (Offshore)        7,1808        -0,2%      7,1863         7,1948    +3,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                41.792,19        +1,3%   41.769,78      41.733,08  +151,8% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  71,14        71,32       -0,3%          -0,18    -7,4% 
Brent/ICE                  75,80        76,03       -0,3%          -0,23    +1,5% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                  35,68        36,55       -2,4%          -0,87   -56,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.986,59     1.981,91       +0,2%          +4,69    +8,9% 
Silber (Spot)              22,95        22,88       +0,3%          +0,07    -4,3% 
Platin (Spot)             925,40       913,00       +1,4%         +12,40   -13,4% 
Kupfer-Future               3,80         3,78       +0,4%          +0,02    -0,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 12, 2023 06:34 ET (11:34 GMT)