FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bleiben auch am Freitagnachmittag sehr gut unterstützt. Stützend wirkt, dass der Inflationsdruck im Euroraum im September deutlicher als erwartet abgenommen hat, was auch für die Kerninflation gilt. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent und lagen um 4,3 (August: 5,2) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg um 0,5 Prozent und einen Rückgang der Jahresteuerung auf 4,5 Prozent prognostiziert.

Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil weist darauf hin, dass knapp die Hälfte des Rückgangs auf Sondereffekte wie das Auslaufen des 9-Euro-Ticket in Deutschland im September 2022 zurückzuführen sei. Aber auch bereinigt um diese Effekte zeige nun auch der Trend bei der Kernrate nach unten. Dies dürfte eine Mehrheit der EZB-Ratsmitglieder mit Freude zur Kenntnis nehmen. Vermutlich werde die EZB ihre Zinsen nicht weiter erhöhen, so Weil.


    Keine Einigung im US-Haushaltsstreit in Sicht 

Der DAX gewinnt 1,2 Prozent auf 15.501 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,1 Prozent auf 4.208 nach oben. Am Devisenmarkt notiert der Euro knapp unter der Marke von 1,0600 Dollar. An den Anleihemärkten erholen sich die Notierungen nach den Preisdaten weiter - die Renditen fallen also nach dem jüngsten Höhenflug, was die Börsen stützt.

Günstig wirken sich die Preisdaten auch auf den zinssensiblen Immobiliensektor aus. Dieser erholt sich von der jüngsten Talfahrt. Vonovia gewinnen 4,6 Prozent, LEG 5,1 Prozent oder TAG Immobilien 6 Prozent. Mit Aufschlägen von 2 Prozent liegen auch Techwerte sehr gut.

Ansonsten hat sich das Umfeld kaum verändert. In Washington bahnt sich für Sonntag die vorübergehende Schließung von US-Bundesbehörden an, der sogenannte "Shutdown". Bisher haben sich Republikaner und Demokraten nicht auf einen von beiden Kammern des US-Kongresses getragenen Gesetzesentwurf für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr 2024 geeinigt. Die rechtzeitige Verabschiedung eines Überbrückungsgesetzes sieht Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, nicht.

In den vergangenen zehn Jahren sei es bis dato zu drei teilweisen Shutdowns gekommen: Der längste im Jahr 2019 habe 34 Tage gedauert und überschaubare Folgen für Wirtschaft und Kapitalmärkte gehabt. Während Aktien des Gesundheitswesens sowie staatlicher Auftragnehmer sensibler reagieren könnten, erscheinen anhaltend signifikante Reaktionen des breiten US-Markts wenig wahrscheinlich. Allerdings könnte sich eine risikoaverse Anlegerstimmung verstärken, je länger und polarisierter sich das politische Tauziehen gestalte.

Als deutlich besser als befürchtet werden die Zahlen von Nike zum ersten Quartal eingestuft. Für James Grzinic, Analyst bei Jefferies, hat der Umsatz die Erwartung getroffen, EBIT und Gewinn je Aktie seien teils deutlicher darüber ausgefallen. Der Ausblick sei bestätigt worden, was eine Verbesserung im Laufe des Geschäftsjahres impliziere. Die Aktien von Adidas (+7,1%) und Puma (+8%) reagieren mit kräftigen Aufschlägen.

Zwischen Flatexdegiro und der Bafin gab es zuletzt einen regen Austausch, eine Baustelle ist nun vom Tisch. Die Bafin hat die Wiederanwendung von Kreditrisikominderungstechniken für Degiro-Wertpapierkredite genehmigt, in Folge springt die CET1-Quote auf 27 Prozent. Die Entscheidung der Bafin basiert auf den erfolgreichen Fortschritten von Flatexdegiro bei der Behebung der relevanten Mängel, nachdem die Bafin in Absprache mit dem Sonderbeauftragten eine entsprechende Bewertung vorgenommen hat. Flatexdegiro haussieren mit plus 9,5 Prozent.

Suse fallen dagegen vor allem optisch um 12,5 Prozent auf 12,60 Euro zurück. Das Unternehmen schüttet eine Sonderdividende in Höhe von 3,20 Euro je Anteilsschein aus.


    Commerzbank haussieren mit Zielen - Cinven bietet für Synlab 

Commerzbank haussieren mit plus 11,7 Prozent. Die Bank hatte am Vorabend ihre neuen Ziele bekannt gegeben. So hat die Commerzbank ein CET1-Ziel von 13,5 Prozent genannt. Dies stellt laut den Citi-Analysten einen Anstieg von rund 90 Basispunkten im Vergleich zu früheren Aussagen dar. Von der RBC heißt es, dass die aktualisierte Kapitalrenditepolitik höhere Kapitalausschüttungen vorsieht als derzeit im Konsens berücksichtigt und den Konsens für den ROTE nach oben treiben dürfte. Eine höhere Ausschüttung dürfte den Bund freuen, der mit 15,6 Prozent an der Bank beteiligt ist.

Die Aktien von Synlab kommen sogar auf ein Plus von 25,6 Prozent auf 10,20 Euro. Grund ist ein Gebot über 10 Euro je Aktie durch Ephios Luxembourg (Cinven). Für das Angebot ist keine Mindestannahmeschwelle vorgesehen. Cinven hält eigenen Angaben zufolge bereits 79,61 Prozent der Stimmrechte an der Gesellschaft. Synlab ist laut eigenen Angaben Anbieter von klinischen Labor- und medizinischen Diagnostikdienstleistungen in Europa. In den Laboren werden jährlich rund 450 Millionen Analysen nach rund 5.000 verschiedenen Testparametern untersucht.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.206,28        +1,1%       44,72         +10,9% 
Stoxx-50                3.947,34        +0,8%       30,31          +8,1% 
DAX                    15.494,32        +1,1%      170,82         +11,3% 
MDAX                   26.320,64        +2,3%      602,21          +4,8% 
TecDAX                  3.044,36        +1,8%       53,70          +4,2% 
SDAX                   12.972,44        +2,8%      350,51          +8,8% 
FTSE                    7.642,59        +0,5%       40,74          +2,0% 
CAC                     7.191,10        +1,1%       74,86         +11,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,83                    -0,10          +0,26 
US-Zehnjahresrendite        4,52                    -0,06          +0,64 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Fr, 8:18  Do, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0586        +0,2%      1,0588         1,0562   -1,1% 
EUR/JPY                   158,00        +0,2%      157,89         157,74  +12,6% 
EUR/CHF                   0,9673        +0,1%      0,9662         0,9682   -2,3% 
EUR/GBP                   0,8660        +0,0%      0,8655         0,8656   -2,2% 
USD/JPY                   149,24        -0,0%      149,12         149,36  +13,8% 
GBP/USD                   1,2224        +0,2%      1,2235         1,2202   +1,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,2893        -0,1%      7,2934         7,2990   +5,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                26.928,14        -0,3%   26.961,69      26.795,33  +62,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  91,37        91,71       -0,4%          -0,34  +17,4% 
Brent/ICE                  95,48        95,38       +0,1%          +0,10  +16,3% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                   0,00        39,30     -100,0%         -39,30  -51,4% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.872,10     1.864,83       +0,4%          +7,27   +2,7% 
Silber (Spot)              23,27        22,63       +2,9%          +0,65   -2,9% 
Platin (Spot)             919,85       909,50       +1,1%         +10,35  -13,9% 
Kupfer-Future               3,77         3,69       +1,9%          +0,07   -1,4% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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September 29, 2023 09:58 ET (13:58 GMT)