Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Energiekrise in Europa führt zum Wochenauftakt voraussichtlich zu einer sehr schwachen Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten. "Das wird heute ein tiefroter Wochenstart", sagt Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Im DAX dürften die Gewinne vom Freitag pulverisiert werden. Vorbörslich wird er 400 Punkte oder mehr als 3 Prozent im Minus erwartet bei knapp 12.650. Auch der Euro-Stoxx-50 steht vor einem kräftigen Rückschlag. Der Euro knickt auf 0,9883 Dollar ein, das niedrigste Niveau seit fast 20 Jahren. Mit dem europäischen Gaspreis dürfte es nach dessen deutlichem Rücksetzer am Freitag wieder steil nach oben gehen.

"Die Energiekrise ist wieder Thema Nummer eins", so ein Marktteilnehmer. Nachdem Russland die Gaslieferungen durch die Leitung Nord Stream 1 entgegen früherer Ankündigungen nicht wieder aufgenommen und sie stattdessen bis auf weiteres ausgesetzt hat, nehmen die Rezessions- und Inflationssorgen wieder zu. Die Frage sei nun, ob eine neue koordinierte Antwort der EU auf die Krise gefunden werde, und dabei auch ein abgestimmtes Vorgehen bei der so genannten Übergewinnsteuer.

Die Ampelkoalition in Deutschland hat am Wochenende ein 65 Milliarden Euro schweres Entlastungspaket auf den Weg gebracht hat, das durch solche Übergewinne finanziert werden soll.


  Erneuerbare und Kohleverstromer sind Verlierer des Entlastungspakets 

Die Verstromer von Kohle und die Anbieter erneuerbarer Energien gelten zunächst als größte Verlierer der geplanten Übergewinnsteuer. "Windkraft, Sonnenenergie, aber auch Biomasse und Wasserkraft, sie alle profitieren von den hohen Strompreisen", so ein Marktteilnehmer. Er meint, die Gefahr sei groß, dass auch die Investitionen in die erneuerbaren Energien unter der neuen Steuer leiden könnten.


 ...und Industrietitel die Gewinner 

Möglicherweise kommt es im DAX aber nicht so schlimm wie vorbörslich erwartet: "Für Industrietitel ist das Entlastungspaket positiv", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Er verweist auf die Möglichkeit, in den anstehenden Tarifverhandlungen steuerfreie und abgabenfreie Einmalzahlungen von 3.000 Euro zu vereinbaren. "Damit sind hohe Abschlüsse vom Tisch, die dann die Basis für künftige Abschlüsse deutlich erhöhen würden. Auch für die Inflationsaussichten ist dieser Teil des Entlastungspakets sehr positiv", so der Analyst, der allerdings auch warnt, eine Rezession in Deutschland werde sich auch mit dem Paket nicht verhindern lassen. Daneben könnte aber auch der schwache Euro für Rückenwind bei den exportorientierten Titeln sorgen.


 Porsche und VW mit Sportwagen-IPO im Blick 

Porsche Holding und VW stehen mit dem Plan für einen Börsengang (IPO) der Porsche-Sportwagen-Gruppe weiter im Blick. Beide Aktien hatten am Freitag den Markt bereits stark outperformt. Am Montag wollen sich Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns mit der Frage befassen, ob sie das Tochterunternehmen Porsche Ende September beziehungsweise Anfang Oktober an die Börse bringen. "Das wird wohl das größte IPO seit Jahren, das Umfeld ist aber alles andere als günstig", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die hohe Volatilität im Markt. Indikationen sehen VW rund 3 Prozent schwächer und Porsche 1,4 Prozent.


 
DEVISEN          zuletzt        +/- %   0:00 Uhr  Fr, 17:07 Uhr    % YTD 
EUR/USD           0,9887        -0,4%     0,9924         1,0022   -13,0% 
EUR/JPY           138,83        -0,1%     139,01         140,43    +6,1% 
EUR/CHF           1,0177        -0,3%     1,0176         1,0201    -6,4% 
EUR/GBP           0,8636        +0,0%     0,8635         0,8659    +2,8% 
USD/JPY           140,40        +0,2%     140,15         140,12   +22,0% 
GBP/USD           1,1450        -0,3%     1,1487         1,1574   -15,4% 
USD/CNH           6,9488        +0,4%     6,9218         6,9053    +9,4% 
Bitcoin 
BTC/USD        19.986,15        +1,2%  19.986,15      20.195,00   -56,8% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settlem.      +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex          88,53        86,87      +1,9%          +1,66   +24,7% 
Brent/ICE          95,03        93,02      +2,2%          +2,01   +28,5% 
GAS                       VT-Settlem.                   +/- EUR 
Dutch TTF           0,00       252,94    -100,0%        -252,94  +319,3% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)     1.713,27     1.712,40      +0,1%          +0,87    -6,4% 
Silber (Spot)      18,08        18,05      +0,2%          +0,03   -22,4% 
Platin (Spot)     840,98       837,00      +0,5%          +3,98   -13,4% 
Kupfer-Future       3,41         3,42      -0,4%          -0,01   -23,1% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 05, 2022 02:00 ET (06:00 GMT)