Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im November ungeachtet der zweiten Corona-Infektionswelle im Aufwärtstrend geblieben sein. Darauf deuten die Entwicklung von Auftragseingängen, Auftragsbeständen und die bereits veröffentlichten Zahlen zur Autoproduktion hin. Das Statistische Bundesamt (Destatis) wird die Daten am Freitag (8.00 Uhr) veröffentlichen. Weitere wichtige deutsche Daten in der Woche sind die zum Auftragseingang, den Industrieumsätzen, zum Außenhandel und zu den Arbeitslosenzahlen.

Aus europäischer Sicht stehen der Wirtschaftsstimmungsindex Esi, die Verbraucherpreise für Dezember sowie die Geldmengen- und Kreditdaten für November im Fokus. In den USA wird am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Zuvor kommen schon die ISM-Indizes des verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Gewerbes, und die US-Notenbank veröffentlicht das FOMC-Sitzungsprotokoll vom 15. und 16. Dezember.


   Umsatz der gewerblichen Wirtschaft gestiegen 

Die deutsche Wirtschaft scheint dem zweiten Lockdown bisher zu trotzen. Kurz vor Weihnachten meldete Destatis für November einen Anstieg des Umsatzes in der gewerblichen Wirtschaft um 1,3 Prozent. Im Oktober hatten die Umsätze schon um 2,4 Prozent zugelegt. Damit ergibt sich für das vierte Quartal ein unerwartet gutes Bild. Allerdings handelt es sich bei diesen Zahlen nur um eine Schätzung auf Basis der Umsatzsteuervoranmeldungen von Unternehmen.

Amtliche Zahlen für November liefert Destatis erst jetzt. Für eine höhere Produktion spricht neben dem oben genannten Frühindikator die Tatsache, dass die Autoproduktion deutlich gestiegen ist, wie der Branchenverband VDA bereits gemeldet hat. Aber auch die bis zuletzt gestiegenen Auftragseingänge und die zunehmende Auftragsreichweite deuten in diese Richtung.

Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten allerdings, dass die Produktion gegenüber dem Vormonat nur um 0,4 zugenommen hat, nachdem für Oktober ein Zuwachs von 3,2 Prozent gemeldet worden war. Beeinflusst werden diese Erwartungen aber wohl noch von der Entwicklung der Industrieumsätze und Auftragseingänge, über die Destatis am Donnerstag (8.00 Uhr) berichtet. Für die Auftragseingänge erwarten die Analysten ein Minus von 0,2 (Oktober: plus 2,9) Prozent.

Zahlen zum Außenhandel kommen am Freitag (8.00 Uhr), für die Exporte wird ein Zuwachs von 1,2 Prozent prognostiziert und für die saisonbereinigte Handelsbilanz ein Überschuss von 17,5 (18,2) Milliarden Euro. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht am Dienstag (9.55 Uhr) Arbeitslosenzahlen für Dezember. Erwartet wird ein saisonbereinigter Anstieg um 5.000 und eine entsprechende Arbeitslosenquote von 6,1 (6,1) Prozent.


   Lockdown kompliziert Verbraucherpreismessung zusätzlich 

Die Berechnung der Verbraucherpreisdaten ist nach Einschätzung der Commerzbank im Dezember von der coronabedingten Schließung von Geschäften zusätzlich behindert worden. Die Analysten weisen darauf hin, dass die Statistiker für nicht messbare Preise einfach die Monatsrate des Vorjahresmonats unterstellen. Sie erwarten daher, dass die Dezember-Daten die tatsächliche Entwicklung etwas überzeichnen werden.

Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte gehen davon aus, dass die Euroraum-Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 0,2 (0,3) Prozent gesunken sind. Für die Kernverbraucherpreise (ohne Nahrungsmittel und Energie) wird eine unveränderte Jahresteuerung von 0,2 Prozent prognostiziert. Eurostat veröffentlicht die Daten am Donnerstag (11.00 Uhr).

Erste Hinweise auf die europäische Inflationsentwicklung geben am Mittwoch Daten aus Frankreich (8.45 Uhr) und Deutschland (14.00 Uhr). Für den in Deutschland ermittelten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wird eine Jahresrate von minus 0,6 (minus 0,7) Prozent erwartet. In Spanien ist die HVPI-Jahresrate auf minus 0,6 (minus 0,8) Prozent gestiegen.

Aus europäischer Sicht stehen des Weiteren der Wirtschaftsstimmungsindex Esi, Arbeitslosenzahlen und die Geldmengen- und Kreditdaten für November im Fokus. Für den Esi (Donnerstag, 11.00 Uhr) wird ein Anstieg auf 89,3 (97,6) Punkte erwartet und für die breite Geldmenge M3 eine Jahreswachstumsrate von 10,6 (10,5) Prozent. Interessanter wird allerdings sein, wie stark die Banken ihre Buchkreditvergabe an Unternehmen ausgeweitet haben. Die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlicht diese Daten am Dienstag (10.00 Uhr). Für die Arbeitslosenquote (Freitag, 11.00 Uhr) wird ein Anstieg auf 8,5 (8,4) Prozent prognostiziert.

Die US-Wirtschaft dürfte in den vergangenen Wochen den anhaltend starken Anstieg der Corona-Infektionen gespürt haben. Volkswirte erwarten daher Rückgänge bei den ISM-Indizes des verarbeitenden (Dienstag, 16.00 Uhr) und nicht-verarbeitenden Gewerbes (Donnerstag, 16.00 Uhr), die allerdings nicht in rezessives Territorium führen sollten. Spuren dürfte Corona auch in den Arbeitsmarktdaten hinterlassen haben.


   US-Beschäftigung wächst im Dezember etwas schwächer 

So dürften im Dezember nur noch rund 200.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden sein, nachdem es im November noch 245.000 gewesen waren. Wochendaten zeigen einen anhaltenden Rückgang der Zahl der Arbeitslosengeldbezieher, aber eine steigende Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe. Die Commerzbank weist auf Hochfrequenzdaten von Arbeitszeiterfassungssoftware hin, die auf einen deutlich langsameren Beschäftigungsanstieg in der Privatwirtschaft hindeuteten.

Zahlen zur Stellenentwicklung im Privatsektor liefert am Mittwoch (14.15 Uhr) der Datendienstleister ADP, amtliche Zahlen des Bureau of Labour Statistics kommen am Freitag 14.30 Uhr. Sie beinhalten neben den Beschäftigtenzahlen auch die zur Arbeitslosigkeit und der Entwicklung der Stundenlöhne.

Auf drei weitere Termine ist hinzuweisen: Die US-Notenbank veröffentlicht am Mittwoch (20.00 Uhr) das Protokoll der Beratungen des Offenmarktausschusses FOMC vom 15. und 16. Dezember. Dabei hatte das Gremium seine Forward Guidance für die Anleihekäufe in einem wichtigen Punkt geändert. Statt von Käufen über 120 Milliarden US-Dollar "für die nächsten Monate" sprach es nun davon, diese Käufe so lange fortzuführen, bis sich bei der Annäherung an die Ziele Maximalbeschäftigung und 2 Prozent Inflation "weitere substanzielle Fortschritte" zeigen.


   Opec und Opec+ beraten über Förderpolitik 

Am Montag berät die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) telefonisch mit den assoziierten Ländern der Opec+ über die weitere Förderpolitik. Zuletzt war eine leichte Fördermengenanhebung für Januar in Aussicht gestellt worden.

Am Dienstag finden im US-Bundesstaat Georgia die Stichwahlen für zwei Senatsplätze statt. Die könnten entscheidend für die Mehrheitsverhältnisse im Kongress in den ersten zwei Amtsjahren des designierten US-Präsidenten Joe Biden werden.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 04, 2021 01:00 ET (06:00 GMT)