Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft im Euroraum hat einer Umfrage zufolge im Oktober ihre Talfahrt überraschend beschleunigt.

Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Service-Sektor zusammen - sank im Oktober um 0,7 auf 46,5 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Dies ist der tiefste Stand seit rund drei Jahren. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem leichten Anstieg auf 47,4 Punkte gerechnet. Das Barometer zeigt erst oberhalb der Schwelle von 50 Punkten Wachstum an.

"In der Euro-Zone geht es weiter bergab", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. Er verweist darauf, dass sich das verarbeitende Gewerbe seit 16 Monaten im Abwärtstrend befinde, der Dienstleistungssektor seit drei Monaten. Insgesamt deute vieles auf ein weiteres schwaches Quartal hin: "Wir wären also nicht überrascht, wenn wir in der zweiten Jahreshälfte eine leichte Rezession in der Euro-Zone erleben würden", sagte de la Rubia. Volkswirte sprechen von einer technischen Rezession, wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft.

Die Konjunktur in der Euro-Zone wird auch durch die stark gestiegenen Leitzinsen belastet, mit denen die Europäische Zentralbank der Inflation Paroli bieten möchte. Mittlerweile zeichnen sich Erfolge der Währungshüter im Kampf gegen die Teuerung ab. Experten gehen davon aus, dass der EZB-Rat auf seiner Zinssitzung am Donnerstag in Athen eine Zinspause beschließen wird. Die EZB hat seit Sommer 2022 die Schlüsselsätze bereits zehn Mal in Serie erhöht. Mit einem Einlagensatz von nunmehr 4,00 Prozent könnte vorerst der Zinsgipfel erreicht sein.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)