Bern (awp) - Die Schweizer Volkswirtschaft hat im ersten Quartal 2023 in der Leistungsbilanz einmal mehr einen hohen Überschuss erzielt. Von Januar bis März hat die Schweiz 16,0 Milliarden Franken mehr eingenommen als ausgegeben, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Freitag bekanntgab. Gegenüber dem noch höheren Vorjahreswert fiel der Überschuss aber um rund 5 Milliarden geringer aus.

Dieser Rückgang sei breit abgestützt, hält die SNB fest. Sowohl der Warenhandel als auch die Primär- und Sekundäreinkommen hätten dazu beigetragen. Am stärksten fielen die Veränderungen im grossen Posten Warenhandel ins Gewicht, wo der Saldo gegenüber dem Vorjahr um beinahe 3 Milliarden auf 27 Milliarden Franken zurückging. Der Saldo des Dienstleistungshandels blieb derweil unverändert.

In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Tourismus etc.), Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie laufende Übertragungen dazu gezählt werden. Ein hoher Überschuss gilt als Zeichen der Stärke einer Volkswirtschaft. Das Jahr 2022 hatte die Schweiz mit dem nach 2010 zweithöchsten je erzielten Überschuss abgeschlossen.

Abbau in der Kapitalbilanz

Die SNB zeigt in der Mitteilung zur Leistungsbilanz jeweils auch detaillierter die Entwicklungen in der Kapitalbilanz auf, in der grenzüberschreitende Geldströme erfasst werden. Unter dem Strich resultierte in der Kapitalbilanz unter Berücksichtigung der Derivate im Startquartal ein Defizit von knapp 6 Milliarden Franken.

Dabei sei bei den in der Kapitalbilanz erfassten Transaktionen sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite ein Nettoabbau von 9 Milliarden beziehungsweise 7 Milliarden Franken gemessen worden, heisst es weiter. Der Rückgang auf der Aktivseite sei in erster Linie aufgrund von Devisenverkäufen der SNB erfolgt. Dem stehe der Nettozugang bei den "Übrigen Investitionen" gegenüber, da inländische Geschäftsbanken ihre Forderungen gegenüber Banken aus dem Ausland aufgebaut hätten.

Auf der Passivseite der Kapitalbilanz begründet die SNB den Nettoabbau grösstenteils mit Transaktionen bei Geschäftsbanken. Diese hätten ihre Verpflichtungen sowohl gegenüber Banken im Ausland - also im Interbankengeschäft - als auch gegenüber Kunden im Ausland reduziert.

Vermögen steigen

Das Nettoauslandvermögen nahm laut der SNB im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 41 Milliarden auf 768 Milliarden Franken zu. Dabei stieg der Bestand der Aktiven um 51 Milliarden auf 5293 Milliarden Franken und jener der Passiven um 10 auf 4525 Milliarden. Grund für die Zuwächse seien vor allem die allgemein gestiegenen Börsenkurse gewesen, so die SNB.

Aufgrund der Einführung einer neuen Erhebung zur Leistungsbilanz geht die SNB davon aus, dass die Daten zum ersten Quartal zu einem späteren Zeitpunkt in einem grösseren Ausmass als üblich revidiert werden. Die Leistungsbilanzstatistik wird im Jahr 2025 grundlegend revidiert und bis dahin noch mit der bisherigen Methode erstellt.

mk/kw