Zürich (Reuters) - Die Schweizer Inflation ist erstmals seit fast eineinhalb Jahren in den von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angepeilten Zielbereich von null bis zwei Prozent zurückgekehrt.

Im Juni sank die Jahresteuerung auf 1,7 Prozent, wie das Bundesamtes für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Im Mai hatten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich noch um 2,2 Prozent angezogen. Analysten hatten einer Refinitiv-Umfrage zufolge ein Plus von 1,8 Prozent prognostiziert. Rückläufig entwickelten sich insbesondere die Preise für Verkehr sowie Nachrichtenübermittlung.

Die Schweiz sei der erste Währungsraum, in dem sowohl die tatsächliche Inflation als auch die Kerninflation wieder innerhalb des Zielbereichs der Zentralbank lägen, erklärte Safra Sarasin-Ökonom Karsten Junius. "Dies wird jedoch nichts an der Einschätzung der SNB ändern, da sich wichtige Preiskomponenten in den kommenden Quartalen wahrscheinlich ändern werden", so Junius weiter. So dürften sich etwa Mieten und Elektrizität verteuern. Junius rechnet damit, dass die SNB die Leitzinsen im September um weitere 25 Basispunkte auf zwei Prozent anhebt.

"Normalerweise hätten diese Zahlen der SNB erlaubt, ihre geldpolitische Straffung zu stoppen", erklärte ING-Volkswirtin Charlotte de Montpellier. Auf der letzten Pressekonferenz habe die SNB jedoch deutlich gemacht, dass sie eine Teuerungsrate von vorübergehend unter zwei Prozent nicht zu berücksichtigen gedenke. "Infolgedessen und in Anbetracht der Tatsache, dass die anderen Zentralbanken noch dabei sind, ihre Zinssätze zu erhöhen, glaube ich, dass die SNB ihren Zinssatz im September ein letztes Mal anheben wird."

Obwohl der Preisanstieg in der Schweiz im Vergleich zu den 5,5 Prozent in der Eurozone oder den 8,7 Prozent in Großbritannien bescheiden ist, sieht Chef Thomas Jordan die Teuerung nicht als "Luxusproblem". Es sei gefährlich, die steigenden Preise zu ignorieren, hatte er vergangenen Monat gesagt.

(Bericht von John Revill und Oliver Hirt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)