Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Am Ende also doch Rezession: Deutschlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent gesunken sein. Nach dem BIP-Rückgang von 0,1 Prozent im dritten Quartal befände sich Deutschland damit (falls letzterer nicht noch wegrevidiert wird) in einer so genannten technischen Rezession. Kein Beinbruch, könnte man sagen - schließlich läuft es am Arbeitsmarkt bestens. Aber das stimmt nur kurzfristig. Außerdem werden in der Woche das chinesische BIP, der ZEW-Index sowie einige US-Konjunkturdaten veröffentlicht.


   Wie groß ist der statistische Unterhang? 

Die deutsche Wirtschaft zeigte sich im vergangenen Jahr wie so oft zweigeteilt: Auf der einen Seite die wegen geopolitischer Spannungen und unter der Last weltweit steigender Zinsen ächzende Industrie, auf der anderen Seite der zumindest anfänglich recht dynamische Dienstleistungssektor. Volkswirte warten vor allem gespannt darauf, ob das Statistische Bundesamt wie üblich eine informelle Schätzung für das vierte Quartal abgeben wird. Daraus ließe sich dann der statistische Unterhang für 2024 ableiten, und dann dürfte so mancher Volkswirte seine BIP-Prognose für 2024 revidieren.

Gemessen an den Zahlen für Oktober und November sieht es sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor nach einem Minus im vierten Quartal aus. Der Konsum zeigt sich ebenfalls schwach. Dagegen könnten die Exporte den BIP-Rückgang zumindest gebremst haben. Destatis gibt die Daten am Montag um 10.00 Uhr in einem Livestream bekannt: Zuerst wird die Jahresveränderungsrate mitgeteilt, dazu kommen die einzelnen Verwendungskomponenten. Später folgt die Schätzung für das letzte Jahresviertel, wozu die Daten am 30. Januar veröffentlicht werden.


   Chinas Wirtschaftswachstum verstärkt sich im 4Q leicht 

Das Wirtschaftswachstum in China dürfte sich im vierten Quartal leicht verstärkt haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer Jahresrate von 5,2 (drittes Quartal: 4,9) Prozent gewachsen ist. Das wäre immer noch nicht viel für chinesische Verhältnisse. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt leidet unter der Schwäche des Immobiliensektors, der den Finanzsektor in Mitleidenschaft zieht und das Vertrauen der Konsumenten beeinträchtigt.

Illustriert wird die Nachfrageschwäche von der Tatsache, dass die Verbraucherpreise zuletzt um nur 0,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. In den vergangenen Monaten hat die Regierung zahlreiche Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft eingeleitet. Das Wachstumsziel für 2023 liegt bei 5 Prozent.


   ZEW-Konjunkturerwartungen sinken im Januar leicht 

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland erhobenen Konjunkturerwartungen dürften sich im Januar minimal eingetrübt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten einen Rückgang des ZEW-Index auf 12,0 (Dezember: 12,8) Punkte. Für die ZEW-Lagebeurteilung werden minus 76,5 (minus 77,1) Punkte prognostiziert. Im Rahmen der Sentix-Umfrage waren beide Teilindizes zurückgegangen. Die Daten werden am Dienstag um 11.00 Uhr veröffentlicht.


   Durchwachsene US-Konjunkturdaten erwartet 

Die US-Einzelhandelsumsätze (Veröffentlichung am Mittwoch, 14.30 Uhr) dürften sich unterdessen im Dezember verbessert haben. Für die Einnahmen insgesamt wird ein Zuwachs von 0,4 (November: 0,3) Prozent erwartet, für die Umsätze exklusive Autos ein Plus von 0,2 (0,2) Prozent. Die Industrieproduktion (Mittwoch, 15.15 Uhr) dürfte dagegen um 0,1 Prozent gesunken sein, nachdem sie im November um 0,2 Prozent angezogen hatte. Der Philadelphia Fed Index sollte sich im Januar auf minus 6,5 (minus 10,5) Punkte verbessert haben.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 15, 2024 01:00 ET (06:00 GMT)