Unabhängig davon, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) es später dreht, gibt es zumindest in den anderen G7-Ländern eine gewisse Erleichterung darüber, dass der Disinflationsprozess noch nicht vollständig zum Stillstand gekommen ist - was den schwer angeschlagenen Anleihemärkten eine gewisse Ermutigung bietet.

Da die Fed am Mittwoch ihre jüngste geldpolitische Entscheidung sowie ihre vierteljährlichen Wirtschafts- und Zinsprognosen bekannt geben wird, scheinen die Märkte mit dem Stand der Dinge recht zufrieden zu sein.

Nach wochenlangem Hin und Her gehen die Futures nun von einer ersten Zinssenkung im Juli und einer Lockerung um 75 Basispunkte im gesamten Jahr aus. Dabei richten sich die Augen auf die Pressekonferenz des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, wenn es um eine Diskussion über die Reduzierung der Fed-Bilanz geht, und auch auf den "Dot Plot" der Entscheidungsträger zu den erwarteten künftigen Zinssätzen.

Da der S&P500 am Dienstag ein neues Rekordhoch erreichte, ist das zumindest für Aktienanleger keine schlechte Aussicht.

Aber auch die kränkelnden Anleihemärkte bekamen in den letzten 24 Stunden Auftrieb - trotz der Bank of Japan, die zum ersten Mal seit 8 Jahren die Negativzinsen beendete, und der Nachricht von einem kräftigen 11%igen Anstieg der Baubeginne in den USA im letzten Monat.

Für Erheiterung sorgten die Inflationsdaten aus Großbritannien und Kanada, die beide unter den Prognosen für Februar lagen und darauf hindeuteten, dass die Starrheit der US-Preise im bisherigen Jahresverlauf nicht so ausgeprägt sein könnte wie befürchtet.

Die kanadische Inflation kühlte sich mit 2,8% auf den niedrigsten Stand seit Juni ab und die genau beobachtete Kerninflation sank auf ein Zweijahrestief, was die Märkte veranlasste, die Wetten auf eine Zinssenkung im Juni zu erhöhen. Der kanadische Dollar gab daraufhin wieder nach.

Auch vor der Sitzung der Bank of England am Donnerstag gab es gute Nachrichten: Die britische Inflation ging stärker zurück als von Ökonomen und der BoE selbst erwartet und fiel mit 3,4% auf ein mehr als zweijähriges Tief.

Während eine erste Zinssenkung der BoE bis zu ihrer Sitzung am 1. August vollständig eingepreist ist, sehen die Märkte nun eine 50%ige Chance, dass sie bereits im Juni erfolgen wird. Die Renditen von Staatsanleihen und das Pfund Sterling fielen nach dieser Nachricht.

Es gab auch andere ermutigende Anzeichen. Eine Abwärtskorrektur der Inflationsprognose der Schweizer Regierung für 2024 auf nur noch 1,5% hat die Gerüchteküche angeheizt, dass die Schweizerische Nationalbank bereits am Donnerstag die erste Lockerung der Geldpolitik vornehmen könnte, was den Schweizer Franken auf seinen bisher schwächsten Stand in diesem Jahr zurückwarf.

Die Kehrseite aller Zinssenkungsspekulationen war, dass die BOJ am Dienstag endlich ihre super-lockere Haltung verschärfte. Doch obwohl die Märkte in Tokio wegen eines Feiertags geschlossen waren, drückten Hinweise auf weitere Anleihekäufe der BOJ den Yen über 151 pro Dollar auf seinen schwächsten Stand in diesem Jahr.

Das Ergebnis all dieser Bewegungen ist, dass der Dollar-Index im Vorfeld der Fed-Entscheidung den höchsten Stand seit fast drei Wochen erreicht hat.

Und dank der guten Nachfrage bei der Auktion von 20-jährigen Staatsanleihen am Dienstag konnten die Renditen der Staatsanleihen auch etwas zurückgehen.

Die Aktienfutures an der Wall Street konnten sich über Nacht in der Nähe der neuen Höchststände halten.

Die chinesischen Aktien legten leicht zu, nachdem die People's Bank of China den Leitzins bei der monatlichen Festsetzung im Einklang mit den Markterwartungen unverändert gelassen hatte.

Die Aktien von Nvidia legten zu, nachdem der Chip-Hersteller mitgeteilt hatte, dass sein neuer KI-Flaggschiff-Prozessor noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll und CEO Jensen Huang sagte, er verfolge einen Markt für Rechenzentren, der potenziell mehr als 250 Mrd. Dollar betragen könnte.

Die Aktien des Herstellers von KI-Servern Super Micro Computer fielen dagegen am Dienstag um fast 9%, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, 2 Millionen Aktien zu verkaufen, die etwa $2 Milliarden einbringen könnten.

Micron Technology berichtet später am Mittwoch über seine Ergebnisse.

In Europa gaben die Aktien nach einem Schlag gegen den Luxussektor nach. Die Kering-Aktie fiel um 14,8% und war auf dem Weg zum größten Tagesverlust aller Zeiten, nachdem der französische Luxusgüterkonzern davor gewarnt hatte, dass der Umsatz seines Star-Labels Gucci im ersten Quartal aufgrund der schwachen Nachfrage in China um rund 20% zurückgehen könnte.

Wichtige Tagesordnungspunkte, die den US-Märkten im weiteren Verlauf des Mittwochs die Richtung weisen könnten:

* Politische Entscheidung der US-Notenbank, vierteljährliche Prognosen und Pressekonferenz

* Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde, EZB-Chefvolkswirt Philip Lane und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sprechen in Frankfurt.

* U.S. Unternehmensgewinne: Micron Technology, General Mills