FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro ist am Montag im Zuge der sich ausbreitenden Panik an den Börsen zeitweise auf den höchsten Stand seit über einem Jahr gestiegen. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung kletterte im frühen Handel bis auf 1,1495 US-Dollar. Dies war der höchste Stand seit Februar 2019. Im Mittagshandel notierte er aber wieder tiefer bei 1,1436 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1336 (Donnerstag: 1,1187) Dollar festgesetzt.

Zusätzlich zu den Auswirkungen der Coronavirus-Krise reagierten die Devisenmärkte auf einen starken Einbruch der Ölpreise mit der Flucht in als sicher erachtete Währungen. Nach den bereits am Freitag gescheiterten Verhandlungen der Ölförderstaaten war der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftigen Fördermengen eskaliert.

So legten neben dem Euro vor allem der japanische Yen und der Schweizer Franken deutlich zu. Unter Druck geraten sind hingegen Rohstoffwährungen wie der australische und der kanadische Dollar. Noch deutlicher fielen die norwegische Krone und der russische Rubel. So sank der Rubel zum Euro um knapp 10 Prozent. Er erreichte den tiefsten Stand seit Anfang 2016. Auch der US-Dollar gab zu vielen Währungen nach. Händler verweisen auf den Zinssenkungsspielraum der US-Notenbank. Zudem wird in den USA viel Schieferöl produziert.

"Die Verunsicherung ist hoch und die Perspektiven für Konjunktur und Märkte schwer abzuschätzen, zumal jetzt noch die Ölpreise kräftig fallen, nachdem sich die Opec und Russland nicht auf eine Förderkürzung einigen konnten", erklärten Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Obwohl in China die Infektionszahl ein Plateau erreicht zu haben scheint, rollt die Corona-Welle weiter und noch ist nicht abzusehen, wann dies ein Ende hat."

Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann tendierte gar dazu, die Schwäche von Aktien, Öl und Dollar nicht nur als Reaktion auf den Coronavirus zu deuten. Die Zentralbanken hätten mit ihrer Politik die Anleger in riskante Anlagen getrieben. Jetzt könnte "das große, langfristige Problem des Dollar auf's Trapez kommen, die Auslandsverschuldung der US-Volkswirtschaft", heißt es in einem Kommentar. Es sei in einem extremen Szenario nicht ausgeschlossen, dass der Eurokurs über 1,30 Dollar steigt, so Leuchtmannn./ssc/jsl/jha/