Es ist ein einsames Rennen an der Spitze, wenn man die Konkurrenz ausschaltet. Nachdem Putin seinen einstigen Hauptgegner Alexej Nawalny aus dem Weg geräumt hatte, ließ er drei andere Kandidaten zu: Leonid Sluzki, Wladislaw Dawankow und Nikolai Charitonow, die kaum eine Herausforderung darstellten und politisch auf Linie mit dem Kremlchef sind. Der Erstgenannte Sluzki hatte Putin sogar öffentlich seine Loyalität versichert und ihm einen triumphalen Sieg prophezeit. Was für eine starke Opposition!

Dementsprechend reichten die Glückwünsche westlicher Politiker von Nichtbeachtung bis hin zu zynischen Kommentaren: Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, gratulierte Putin ironischerweise schon vor Schließung der Wahllokale und wies auf die fehlende Wahlfreiheit und Freiheit der Wähler hin. Die meisten europäischen Medien hatten das Ergebnis bereits im Vorfeld als ausgemachte Sache betrachtet.

Die echten Glückwünsche kamen erwartungsgemäß von Politikern autoritärer Staaten und Verbündeten Russlands wie Nordkorea, Tadschikistan, Honduras, Kuba und China. Doch trotz der internationalen Kritik darf nicht vergessen werden, dass Wladimir Putin in Russland selbst von einer tiefen Volksverbundenheit und Zuneigung des russischen Volkes profitiert. Dieser Umstand unterstreicht die Bedeutung einer unabhängigen und fairen Berichterstattung für die Entscheidungsfreiheit und das Urteilsvermögen der Menschen weltweit.

Zeichnung von Amandine Victor