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DORTMUND (dpa-AFX) - Das monatelange Ränkespiel bei Borussia Dortmund um die Zukunft von Thomas Tuchel ist beendet. Nur drei Tage nach dem DFB-Pokalsieg in Berlin erklärte der Bundesligist die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Lehrer für beendet. "Borussia Dortmund und Thomas Tuchel beenden mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit", hieß es in einer Adhoc-Mitteilung an der Börse.

Zuvor hatte Tuchel auf seinem kurz zuvor eröffneten Twitter-Account seinen ersten relevanten Tweet abgesetzt: "Ich bin dankbar für zwei schöne, ereignisreiche und aufregende Jahre. Schade, dass es nicht weitergeht."

Obwohl der 43 Jahre alte Tuchel mit der direkten Qualifikation der Borussia für die Champions League und dem Pokalsieg erfolgreiche Arbeit leistete, kann er den eigentlich bis 2018 datierte Vertrag nicht erfüllen.

"Wir bedanken uns bei Thomas Tuchel und seinem Trainerstab für die sportlich erfolgreiche Arbeit beim BVB, die am vergangenen Samstag im DFB-Pokalsieg in Berlin gegen Eintracht Frankfurt ihren verdienten Höhepunkt fand. Für seine berufliche Zukunft wünschen wir Thomas Tuchel nur das Allerbeste", hieß es in einer Stellungnahme des Clubs. Der Verein als Arbeitgeber werde sich zu den Hintergründen der Trennung nicht äußern, hieß es.

Damit geht ein langer Streit zu Ende, der das Vereinsklima zunehmend belastet hatte. Zuletzt hatte es unterschiedliche Auffassungen zwischen Trainer und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Frage gegeben, ob die Champions-League-Partie gegen Monaco nur einen Tag nach dem Sprengstoffanschlag aus dem Teambus hätte ausgetragen werden dürfen. Darüber hinaus soll das angespannte Verhältnis von Tuchel zu Teilen der Mannschaft den Ausschlag für die Trennung gegeben haben.

Der Club hingegen betonte in seiner Erklärung, dass er großen Wert auf die Feststellung lege, dass es sich bei der Ursache der Trennung keinesfalls um eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Personen handele. "Das Wohl des Vereins Borussia Dortmund, den viel mehr als nur der sportliche Erfolg ausmacht, wird grundsätzlich immer wichtiger sein als Einzelpersonen und mögliche Differenzen zwischen diesen", hieß es in der Erklärung im letzten Absatz.

Die Misstöne konnte auch der ersehnte Gewinn des DFB-Pokal mit dem 2:1 am vergangenen Sonntag im Finale gegen Eintracht Frankfurt nicht beseitigen. In den Blickpunkt rückte vielmehr, dass BVB-Kapitän Marcel Schmelzer wegen der Ausbootung von Nuri Sahin, der in Berlin trotz der Verletzung seines Mittelfeldkollegen Julian Weigl nicht einmal im Kader stand, Kritik an Tuchels Entscheidung übte: "Ich war geschockt. Nuri ist ein toller Fußballer, ein toller Mensch. Wir stehen hinter ihm."

"Danke an die Fans, an die Mannschaft, an den Staff und an alle, die uns unterstützt haben. Wünsche dem BVB alles Gute", erklärte Tuchel.

Die BVB-Aktien reagierten kaum auf den Abschied von Tuchel. Zuletzt notierten die schon vorher schwächelnden Titel von Deutschlands einzigem börsennotierten Fußballverein 0,72 Prozent im Minus bei 6,095 Euro. Für die Anleger war die Nachricht Experten zufolge keine große Überraschung.

Über den nun feststehenden Weggang des Erfolgstrainers drei Tage nach dem Sieg im DFB-Pokalfinale wurde ebenso schon seit geraumer Zeit spekuliert wie über einen möglichen Abschied von Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang. Zudem fällt Nationalspieler Marco Reus nach einer Verletzung im Pokalfinale für mehrere Monate aus. Vor diesem Hintergrund hatten die Aktien bereits am Montag fast 2 Prozent verloren und sich damit wieder etwas vom zuvor erreichten Hoch seit dem Jahr 2002 entfernt./bue/DP/jha