(neu: Aktienkurs aktualisiert im 1. Absatz und Analystenkommentar im 3. Absatz)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem vorsichtigen Jahresausblick von Covestro hat der Aktienkurs am Montagnachmittag Gewinne wieder abgegeben und ins Minus gedreht. Zuletzt büßten die Papiere des Kunststoffspezialisten 2,6 Prozent auf 45,46 Euro ein und rutschten an das Ende des Dax. Im frühen Handel hatten sie in der Spitze noch um gut drei Prozent zugelegt auf den höchsten Stand seit Anfang Mai.

Die Schwäche der Automobilindustrie als wichtiger Kunde und Druck auf die Preise stimmen Covestro vorsichtig. Konzernchef Markus Steilemann rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch des operativen Gewinns (Ebitda) im Vergleich zum starken Vorjahr um rund die Hälfte auf 1,57 bis 1,65 Milliarden Euro. Zuvor hatte die Zielspanne auf 1,5 bis 2,0 Milliarden Euro gelautet. Analysten hatten diese aber ohnehin schon für unrealistisch gehalten und im Mittel mit 1,62 Milliarden Euro gerechnet.

"Das Marktumfeld bleibt auch 2020 schwierig", sagte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Der Druck auf die Preise von Polyurethanen und Polycarbonaten dauere an. Zudem deute sich für das Geschäftsfeld Lacke, Klebstoffe und Spezialprodukte eine schwächere Nachfrage seitens der Farben- und Lackunternehmen an. Der Experte senkte die Prognose für den operativen Gewinn (Ebitda) 2020 um knapp 14 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro - und liegt damit unter der Konsensschätzung von 1,73 Milliarden Euro.

Doch es gab auch positive Einschätzungen: "Das wesentliche Positive in den Zahlen von heute ist, dass der operative Gewinn die Markterwartung um 2,5 Prozent überboten hat", schrieb Analyst Sebastian Satz von der Investmentbank Barclays mit Blick auf das dritte Quartal. Das Unternehmen habe den Absatz gesteigert und dabei von seiner führenden Position mit Blick auf die Produktionskosten profitiert.

Ein Wermutstropfen seien allerdings erste Aussagen von Covestro für das kommende Jahr, fügte Satz hinzu. Diese implizierten, dass der operative Gewinn 2020 um 7 Prozent unter der aktuellen Markterwartung liegen könnte. Der Experte blieb zunächst aber bei seiner "Overweight"-Empfehlung für die Aktien, da er für die Kurserholung noch Potenzial sieht.

Covestro-Aktionäre wurden vor allem letztes Jahr schwer gebeutelt: Von den einstigen Höchstkursen knapp unter 96 Euro Anfang 2018 hatte sich der Kurs bis Ende des Jahres mehr als halbiert. Seitdem pendelte er in einer Spanne zwischen etwa 37 und 56 Euro. Seit Jahresbeginn legten die Papiere um knapp 9 Prozent zu und blieben damit weit hinter dem europäischen Chemiesektor zurück, der in diesem Jahr mehr als doppelt so stark gestiegen ist.

Analystin Georgina Iwamoto von Goldman Sachs lobte wie Barclays-Analyst Satz das starke Mengenwachstum von Covestro im dritten Quartal. Dies stimme sie zuversichtlich, ebenso wie die Profitabilität im Geschäft mit Grundstoffen für Hart- und Weichschäume (Polyurethane). Die Zurückhaltung des Konzerns mit Blick auf den operativen Gewinn im kommenden Jahr sollte die Investoren nicht schrecken, fügte Iwamotoi hinzu. Sie sei mit Blick auf die künftigen Produktpreise optimistischer gestimmt als Covestro./bek/he