Dieses Angebot würde Covestro auf Basis seiner Marktkapitalisierung mit über 10 Milliarden Euro bewerten oder auf Basis seines Unternehmenswerts – einschließlich Nettoverschuldung, langfristigen Rückstellungen und Pensionsplan – mit 13,5 Milliarden Euro.

Der Aktienkurs von Covestro sprang nach Bekanntwerden des Gerüchts von 38 auf 47 Euro. Mit einem Spread von 15% liegt er jedoch deutlich unter dem von der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) angeblich angebotenen Preis.

Interessant ist, dass ADNOC hier ein Angebot macht, das einige als ziemlich niedrig ansehen würden. Covestro generiert im Durchschnitt 1 Milliarde Euro Free Cashflow pro Geschäftsjahr in den letzten fünf Jahren: Der angebotene Preis entspricht also einer Bewertung von 13-14x Gewinn.

Dies erscheint auf den ersten Blick nicht unvernünftig – das würde ein Finanzinvestor bieten, der darauf bedacht ist, seinen Erwerb nicht zu überteuern. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass ein strategischer Aktionär viel mehr geboten hätte.

In diesem Zusammenhang schätzen einige Analysten, dass das Angebot von ADNOC einen Abschlag von mindestens 40% auf den Wiederbeschaffungswert von Covestros Vermögenswerten darstellt, der auf etwa 90 Euro pro Aktie geschätzt wird.

Der deutsche Konzern hat seit seiner Abspaltung von Bayer Ende 2015 seinen Aufstieg in der Branche recht gut gemeistert, obwohl er den unvermeidlichen zyklischen Effekten in der Chemieindustrie im Allgemeinen nicht entkommen kann.

Wenn der Vorstand das Angebot von ADNOC annehmen würde, wäre dies zweifellos ein äußerst pessimistisches Signal für Investoren, die im Sektor engagiert sind.