LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Kunststoffkonzern Covestro sieht nach monatelangen Belastungen durch die Corona-Krise erste Anzeichen einer Belebung. Die Nachfrage sei im Juni im Vergleich zu den beiden Vormonaten deutlich angezogen, wenngleich sich daraus angesichts der Corona-Unwägbarkeiten noch kein Trend ableiten lasse, sagte ein Sprecher im Zusammenhang mit am Donnerstag vorgelegten vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal auf Anfrage. Beim operativen Gewinn lief es im zweiten Quartal derweil besser, als Analysten befürchtet hatten. Die Aktien knüpften am Donnerstag mit einem Plus von mehr als drei Prozent an ihre jüngste Erholung an.

Der Umsatz fiel im zweiten Quartal im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 2,16 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern überraschend mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach um knapp 73 Prozent auf 124 Millionen Euro ein. Unter dem Strich fiel ein Verlust von rund 60 Millionen Euro an, nachdem das Unternehmen vor einem Jahr noch 189 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet hatte. Während der Umsatz etwas unter den vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Analystenschätzungen blieb, lief es beim operativen Gewinn und auch beim Ergebnis besser als von Experten befürchtet.

Besser als erwartet dürfte es nun vor allem im Polycarbonat-Geschäft gelaufen sein, erklärte Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan die überraschend gute Entwicklung. Das Geschäft mit Weich- und Hartschaumvorprodukten sowie der Bereich CAS dürften hingegen etwas schlechter abgeschnitten haben als gedacht.

Der Experte gab aber auch zu Bedenken, dass das Geschäft mit harten Kunststoffen der Polycarbonat-Sparte (PC) zwischenzeitlich von niedrigen Rohstoffpreisen profitiert haben dürfte, die in den letzten beiden Wochen aber schon wieder gestiegen seien, während die PC-Preise gefallen seien. Dies stehe den Markterwartungen einer deutlichen Erholung des operativen Gewinns im dritten und vierten Quartal im Vergleich zum zweiten Jahresviertel entgegen.

Mehr Wettbewerb und eine träge Autokonjunktur hatten der ehemaligen Bayer-Kunststoffsparte das Leben schon im vergangenen Jahr schwer gemacht. 2020 kam dann noch das Coronavirus hinzu. Zunächst hatte die Krise die Nachfrage in Asien besonders belastet. Sie wanderte dann aber rund um den Globus.

Unter Druck hatten dabei in den ersten Monaten des Jahres alle Geschäftsbereiche gestanden: Die Sparte für harte Kunststoffe (PCS, Polycarbonate) sowie das Segment PUR (Polyurethane) rund um Vorprodukte für Hart- und Weichschäume, die etwa in Autositzen verbaut werden, aber auch als Isolierung in Kühlschränken. Auch der kleinere Bereich CAS rund um Vorprodukte für Lacke, Klebstoffrohstoffe und Spezialanwendungen geriet unter Druck, wenn auch in geringerem Ausmaß wegen des Anteils rentablerer Spezialprodukte.

Den Ausblick für das Gesamtjahr hatte Konzernchef Markus Steilemann bereits im April gekappt. Für 2020 wird seither ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 0,7 bis 1,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, nachdem ursprünglich bis zu 1,5 Milliarden angepeilt worden waren. Neuigkeiten dazu dürfte es am 23. Juli bei der Veröffentlichung des Quartalsberichts geben. Dann werden Anleger und Analysten auch auf Fortschritte bei den Kostensenkungen achten./mis/men/jha/