Zürich (awp) - Die Credit Suisse hat sich im schwierigen Marktumfeld im zweiten Quartal überraschend widerstandsfähig gezeigt. Die Erträge konnten mehr oder weniger gehalten werden, und es wurde deutlich mehr verdient. Der Blick in die Zukunft bleibt aber vorsichtig.

Der Reingewinn stieg von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent auf 937 Millionen Franken. Vor Steuern waren es 1,30 Milliarden Franken, was einem Plus von 24 Prozent entspricht.

"Wir haben dank der disziplinierten Umsetzung unserer Strategie auch im zweiten Quartal 2019 eine starke operative Leistung erzielt", sagte Konzernchef Tidjane Thiam am Mittwoch. Seit der Lancierung der Restrukturierung im vierten Quartal 2015 sei zudem zum ersten Mal eine Rendite auf dem materiellen Eigenkapital von 10 Prozent erzielt worden. Dies entspricht dem für das laufende Jahr angepeilten Mindestwert. Im ersten Quartal lag die Kennzahl noch bei 8 Prozent und im Vorjahr bei 7 Prozent.

Rückläufige Kosten

Nach dem schwierigen ersten Quartal sei das Ertragsumfeld in der zweiten Hälfte des zweiten Quartals günstiger gewesen, so die Credit Suisse. Die steigenden Erwartungen hinsichtlich eines Handelsabkommens zwischen China und den USA sowie eine gemässigte Haltung der Zentralbanken hätten zu einer Aufhellung der Anlegerstimmung mit höherer Transaktionstätigkeit beigetragen.

Die Erträge konnten in etwa gehalten werden: Diese sanken im Quartal auf 5,58 Milliarden Franken von 5,60 Milliarden im Vorjahr. Im Vorquartal waren es 5,39 Milliarden. Bei einem im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent rückläufigen Geschäftsaufwand von 4,25 Milliarden ergibt sich ein Verhältnis aus Kosten und Erträgen (Cost-/Income-Ratio) von rund 76 Prozent.

Mit den Zahlen wurden die Prognosen der Analysten besonders beim Reingewinn deutlich übertroffen. Gemäss AWP-Konsens wurde mit einem Gesamtertrag von 5,29 Milliarden gerechnet sowie mit einem Vorsteuergewinn von 1,13 Milliarden und einem Konzerngewinn von 740 Millionen.

Neugelder in IWM ziehen an

Man habe klar zum Ausdruck gebracht, dass die Bank ein führender Vermögensverwalter mit ausgeprägten Kompetenzen im Investment Banking sein wolle, sagte Thiam weiter. In beiden Bereichen seien weitere Fortschritte erzielt worden.

Nach Divisionen betrachtet, erreichten insbesondere die Swiss Universal Bank (+18% auf 654 Mio Fr.) und Global Markets (+141% auf 357 Mio) ein Vorsteuerergebnis deutlich über den Erwartungen. Für die Schweiz-Einheit spricht die Bank selbst von einem Rekordergebnis im zweiten Quartal.

Besonders wichtig ist für die Credit Suisse die Vermögensverwaltung. Dieser flossen in der Periode von April bis Juni Nettoneugelder in Höhe von 9,5 Milliarden Franken zu. Die verwalteten Vermögen der gesamten Gruppe betrugen damit per Ende Juni 1'460 Milliarden - nach 1'431 Milliarden Ende März.

In International Wealth Management habe der Neugeldzufluss nach dem schwächeren Vorquartal wieder angezogen, hiess es. Die Netto-Neugelder beliefen sich auf 5,5 Milliarden. Die Neugelder stammten den Angaben zufolge insbesondere von "äusserst vermögenden Privatkunden", wobei Mittelzuflüsse aus den Schwellenländern und ganz Europa verzeichnet wurden. Der Vorsteuergewinn stieg in der Division um 3 Prozent auf 444 Millionen.

Es sei auch gezielt in die Kundenbetreuung investiert worden: Seit dem vierten Quartal 2018 seien 70 "Relationship Manager" eingestellt worden.

Schwieriges Handelsumfeld in Asien

Auch die Vermögensverwaltung in Asien-Pazifik (APAC) legte zu. Die Handelseinheit APAC Markets musste jedoch einen Rückgang bei den Erträgen hinnehmen, was mit den anspruchsvollen Marktbedingungen erklärt wird, welche die Kundenaktivität weiter beeinträchtigten. Unter dem Strich blieb ein 9 Prozent höherer Vorsteuergewinn von 237 Millionen Franken.

Die Division Investment Banking & Capital Markets (IBCM) landete mit dem Vorsteuerergebnis hingegen noch knapp im positiven Bereich mit 6 Millionen Franken nach 110 Millionen im Vorjahr.

In der Handelseinheit "Global Markets" konnte der Ertrag aus dem Anleihenverkauf und -handel in US-Dollar um 11 Prozent gesteigert werden. Der Ertrag aus dem Aktienverkauf und -handel sei um 3 Prozent gestiegen. Im Aktienhandel sei erneut Marktanteil gewonnen worden, sagte Adam Gishen, Verantwortlicher für Investor Relations bei der Grossbank, an einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Vorsichtiger Ausblick

Mit Blick in die Zukunft hiess es, es werde ein anhaltendes positives Wachstum des globalen BIP im weiteren Verlauf des Jahres erwartet. Dieses dürfte jedoch unter den bisherigen Prognosewerten liegen. Zudem dürfte die Marktstimmung weiterhin durch die geopolitische Unsicherheit beeinflusst sein, was zeitweise zu geringerer Transaktionstätigkeit führen kann, so die Bank.

Im bisherigen Verlauf des dritten Quartals 2019 verzeichnete die CS ein Kundenengagement "auf einem ansprechenden Niveau". Das Management rechnet jedoch mit dem üblichen saisonalen Rückgang der Erträge - wegen der Urlaubszeit in zahlreichen Regionen weltweit. Eine Guidance für die Erträge wollte die Credit Suisse auf Nachfrage nicht geben.

ys/gab