MENLO PARK (dpa-AFX) - Halten die Nutzer Facebook weiterhin die Treue trotz Datenschutz-Kritik und politischem Gegenwind? Am Mittwoch (nach 22.00 Uhr MESZ) werden Zahlen zum zweiten Quartal frische Anhaltspunkte zum aktuellen Geschäft des weltgrößten Online-Netzwerks liefern. Zugleich könnte auch die Strafe der US-Handelsbehörde FTC in Höhe von rund fünf Milliarden Dollar offiziell bekanntgegeben werden.

Nach Informationen der Zeitung "Wall Street Journal" soll als eine der Auflagen zudem Gründer und Chef Mark Zuckerberg verpflichtet werden, persönlich die Einhaltung von Datenschutz-Regeln zu garantieren. Damit könnte er bei Verstößen direkt verantwortlich gemacht werden.

Im ersten Quartal wuchs die Zahl monatlich aktiver Facebook-Nutzer binnen drei Monaten um rund 60 Millionen auf 2,38 Milliarden. Täglich griffen auf das Online-Netzwerk 1,56 Milliarden Nutzer zu - nach 1,52 Milliarden im Vorquartal. Über alle Facebook-Angebote hinweg waren 2,7 Milliarden Nutzer aktiv, davon 2,1 Milliarden täglich. Neben der Facebook-Plattform gehören zum Konzern auch die Foto-Plattform Instagram und die Chatdienste WhatsApp und Facebook Messenger.

Dabei könnte es schwieriger werden zu erkennen, wie es bei einzelnen Facebook-Diensten läuft: Das US-Unternehmen kündigte bereits an, dass in Zukunft eher die Gesamtzahl der Nutzer über alle Angebote hinweg in den Vordergrund gestellt werden soll.

Die Finanzen des Online-Netzwerks wurden unterdessen schon im ersten Quartal von den Datenschutz-Kontroversen belastet. Facebook legte vorsorglich drei Milliarden Dollar für mögliche Strafzahlungen angesichts von Ermittlungen der US-Handelsbehörde FTC zurück und schätzte, dass die Belastung insgesamt bis zu fünf Milliarden Dollar betragen könnte. Auf genau diesen Betrag einigte sich Facebook inzwischen laut einem Medienbericht mit der FTC.

Die in den USA für Verbraucherschutz zuständige FTC hatte die Ermittlungen nach Ausbruch des Datenskandals um Cambridge Analytica eingeleitet. Dabei ging es unter anderem um die Frage, ob Facebook in diesem Fall gegen die Auflagen aus einer Vereinbarung mit der FTC aus dem Jahr 2011 verstoßen hatte. Damals verpflichtete sich das Online-Netzwerk nach früheren Datenschutz-Verstößen unter anderem, keine Daten von Nutzern ohne deren Zustimmung an andere weiterzugeben.

Im Fall Cambridge Analytica hatte ein App-Entwickler vor mehreren Jahren bei einer Umfrage gesammelte Daten von Facebook-Nutzern an die Datenanalyse-Firma weitergegeben. Facebook wusste bereits seit Ende 2016 davon, gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien, und informierte die betroffenen Nutzer nicht. Der Vorfall wurde erst im Frühjahr 2018 öffentlich und daraus wurde schnell die bisher größte Krise für Facebook.

Für das Online-Netzwerk ist eine Milliarden-Strafe in der bisher genannten Größenordnung leicht zu verdauen: Im ersten Quartal gab es trotz der Milliarden-Rückstellung immer noch einen Gewinn von 2,43 Milliarden Dollar. Tiefgreifendere Folgen könnten aber mögliche Auflagen für das Geschäft haben./so/DP/zb