NEW YORK (dpa-AFX) - Die Aktienstrategen von Morgan Stanley blicken skeptisch auf die europäische Luxusgüterbranche. Wegen einer Mischung aus gesamtwirtschaftlichen und unternehmensspezifischen Gründen stehe der Sektor bereits seit einigen Wochen unter Druck, schrieb das Strategie-Team der US-Bank um Analyst Krupa Patel in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie und stufte den Sektor von "Neutral" auf "Underweight" ab.

"Trotz des jüngsten Ausverkaufs ist es aber noch nicht zu spät, diesem Trend ebenfalls zu folgen und zu verkaufen", hieß es weiter. Die relative Kursentwicklung im Vergleich immer noch über dem Zwölfmonatsdurchschnitt und er sei nach dem Software- und Halbleitersektor nach wie vor der teuerste im Gesamtmarkt.

Die jüngst überdurchschnittliche Entwicklung von Substanzwerten im Vergleich zu Wachstumswerten wie jenen aus der Luxusgüterbranche dürfte weitergehen, erwarten die Analysten. Bereits seit Anfang September hatten sie diesen neuen Trend erkannt und den geringer bewerteten Substanzwerten auch wegen ihrer sich verbessernden Gewinnentwicklung den Vorzug gegeben.

"Die Bewertung des Luxusgütersektors scheint trotz der jüngsten Korrektur in vielerlei Hinsicht ausgereizt", konstatieren die Experten. Sie verwiesen auch darauf, dass die Branche in den vergangenen zwei Jahren diejenige in Europa war, die sich am besten entwickelt hat. Nur zwei Mal in den vergangenen 20 Jahren sei die Kursdynamik des Sektors noch ausgeprägter gewesen.

Dynamisch steigende Gewinne je Aktie seien ein wichtiger Treiber gewesen. Doch diese goldene Phase gehe ihrem Ende zu, auch wenn die Gewinnentwicklung weiter positiv sei. Ein zentraler Aspekt für die Experten ist ein nachlassender Nachfrageschwung nach Luxusgütern in China. Das chinesische Verbrauchervertrauen, das traditionell ein guter Indikator für europäische Luxusgüter sei, habe wohl den Höhepunkt erreicht.

Die auf den Sektor selbst spezialisierten Experten von Morgan Stanley halten allerdings eine Prämie bei die Bewertung der Luxusgüterbranche wegen des überlegenen Ergebniswachstums im Vergleich zum umfassenden Aktienindex MSCI Europe für gerechtfertigt. Daher bleiben sie für die europäische Luxusgüterbranche bei ihrem Votum "In-Linie". Das größte Risiko sehen sie in einer deutlichen Wirtschaftsverlangsamung in China, was jedoch bislang kein Thema sei.

Unter den einzelnen Werten geben die Experten der US-Bank der Aktie der französischen LVMH den Vorzug. Das robuste Ergebniswachstums des Konzerns und auch die geringeren Ergebnisschwankungen im Vergleich zu den Wettbewerbern sowie die breite Aufstellung werden für das Anlageurteil "Overweight" ins Feld geführt. Für die Aktie von Hugo Boss oder auch Prada bekräftigten sie zugleich ihr Urteil "Underweight"./ck/bek/mis