Zürich (awp) - Seit Jahren leiden Rückversicherer wie Swiss Re unter Preisdruck. Im laufenden Jahr sieht das Management in gewissen Märkten Anzeichen einer Preiswende. Die ersten neun Monate schloss die Nummer Zwei am weltweiten Rückversicherungsmarkt nach mehreren Grosskatastrophen besser ab als an den Finanzmärkten befürchtet.

"Zu Beginn des Jahres hatten wir nach den schweren Naturkatastrophen in den USA mit einer stärkeren, positiven Reaktion bei den Rückversicherungspreisen gerechnet, als dies dann tatsächlich zu beobachten war", blickte Finanzchef John Dacey am Donnerstag im Gespräch mit AWP zurück. Mittlerweile scheinen zumindest einige wichtige Märkte den Wendepunkt erreicht zu haben.

In erster Linie sieht Swiss Re in jenen Regionen steigende Preise, die jüngst besonders von Naturkatastrophen betroffen waren. Im Spätsommer 2017 hatten die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und "Maria" vor allem im Südosten der USA rekordteure Schäden angerichtet. Swiss Re allein bezahlte dafür rund 3,6 Milliarden US-Dollar und musste nach neun Monaten einen Verlust von knapp einer halben Milliarde ausweisen.

Erwartungen übertroffen

In Jahr 2018 belasteten Katastrophen wie der Hurrikan "Florence" im Osten der USA, Taifune in Japan oder der Brückeneinsturz in Genua die Rechnung mit total 1,6 Milliarden Dollar. Dennoch verblieb nach neun Monaten ein Gewinn von 1,1 Milliarden, während Analysten lediglich ein Plus von rund 800 Millionen erwartet hatten.

Offen bleibt, wie hoch die Kosten für Hurrikan "Michael" ausfallen, der mit hohen Windgeschwindigkeiten Anfang Oktober in Florida auf Land traf und daher im Schlussquartal erfasst wird. "Wir gehen nach ersten Analysen davon aus, dass der Kosten-Schadensatz Ende Jahr trotz 'Michael" im Rahmen unseres Ziels von 99 Prozent liegen wird", sagte Dacey. Nach neun Monaten lag die sogenannte Combined Ratio mit 99,5 Prozent bereits in Zielnähe.

Zurückhaltung im Sachgeschäft

Beim Zeichnen von Nichtleben-Geschäft übt sich der Konzern angesichts der unvorteilhaften Preissituation weiterhin in Zurückhaltung. Die Prämieneinnahmen sind in der Berichtsperiode nur leicht auf 13,8 Milliarden Dollar angestiegen, während das Volumen der Gruppe mit 6,5 Prozent wuchs.

"Unsere jüngste sigma-Studie hat gezeigt, dass es nach wie vor schwierig ist, im aktuellen Preisumfeld nachhaltige Renditen für die Aktionäre zu erwirtschaften", begründete Dacey die Vorsicht. Auch allfällige Übernahmen kommen in diesem Umfeld aus Profitabilitätsgründen kaum infrage.

Besser läuft es in der Lebensparte. Dort kletterten die Einnahmen um 12 Prozent auf beinahe 11 Milliarden Dollar und das Geschäft steuerte 644 Millionen zum Gruppengewinn bei. Swiss Re führt dies auf grosse und profitable Transaktionen in Kanada und Neuseeland sowie auf die gute Geschäftsentwicklung in Asien und Europa zurück. Einen Beitrag hätten auch die soliden Anlageergebnisse geleistet, hiess es.

Dicke Kapitaldecke

Mangels lukrativer Geschäftschancen, hat die Swiss Re in den letzten Jahren viel Kapital an die Aktionäre zurückgeführt und hohe Dividenden ausbezahlt. Analysten zufolge dürfen sich die Aktionäre nebst dem seit Mai laufenden und 1 Milliarde Franken schweren Aktienrückkauf erneut auf eine "attraktive" Dividende freuen.

Finanzchef Dacey liess sich bezüglich Ausschüttungspolitik zwar nicht in die Karten schauen, verwies aber auf die "sehr starke" Kapitalausstattung. Dies unterstreiche die im Rahmen des Kapitalregimes SST berechnete Quote, die per Ende Juli auf 285 Prozent geschätzt wird und damit klar über dem Ziel von 220 Prozent liege.

An der Börse drehten die Swiss Re-Titel nach einem positiven Vormittaghandel im Verlauf des Nachmittags im Minus und schlossen um 0,5 Prozent tiefer auf 90,48 Franken.

Weiter kündigte Swiss Re den Abgang des Chefs der operativen Aktivitäten (COO) an. Thomas Wellauer geht Ende Juni 2019 in den Ruhestand. Er stiess vor acht Jahren zum Rückversicherer.

mk/cf