Zürich (awp) - Die Schweizer Banken werden nicht mehr an die früheren Rekordgewinne anknüpfen. Dieser Meinung ist der frühere UBS-Chef Oswald Grübel. Und Grübel staunt heute noch, wie schnell das Bankgeheimnis gefallen ist. "Man hätte es kommen sehen müssen", erklärt er am Freitag im Interview mit dem "Blick".

Bereits in den Jahren vor der Krise hätten regelmässig IT-Mitarbeiter die Bankspitzen mit gestohlenen Daten über Steuerflüchtige erpresst. "Dann bezahlte man denen 100'000 Franken, und die Sache war vergessen", blickt Grübel zurück und ergänzt: "Das ist damals nicht an die Öffentlichkeit gekommen."

Mit Blick nach vorne traut Grübel den Schweizer Grossbanken nur noch "moderate" Gewinne zu. Mehr sei auch nicht möglich, wenn sie bloss noch Geld ausleihen und sich auf die Vermögensverwaltung in Asien konzentrieren würden. In beiden Geschäften seien die Margen niedrig. "Das Investmentbanking mit den hohen Margen dagegen haben sie den Amerikanern überlassen."

Und dieses Feld werden die hiesigen Banken auch nicht zurückerobern. "Wir werden den Amerikanern im Investmentbanking nicht mehr viel Konkurrenz machen können, nicht wie vor der Krise", sagt Grübel. Zudem müsste alles neu aufgebaut werden: "Die besten Leute haben die Schweizer Banken verlassen."

Oswald Grübel war vom Februar 2008 bis September 2011 Chef der UBS. Zuvor, bis 2007, leitete er die Konkurrentin Credit Suisse. Bei der UBS trat er zurück, weil er die Verantwortung für einen Handelsverlust von 2,3 Milliarden Dollar übernahm. Verursacht wurde dieser durch Zockereien des Londoner Investmentbankers Kweku Adoboli.

ra/cf