NEW YORK (awp international) - Die Anleger an der New Yorker Wall Street haben sich am Donnerstag angesichts der Sorgen vor einer zweiten Corona-Welle nur vorsichtig aus der Deckung gewagt. Besser als befürchtet ausgefallene Wirtschaftsdaten stützten die Stimmung.

Nach einem kräftigen Rückschlag zur Wochenmitte und einem schwächeren Start in diesen Handelstag legte der US-Leitindex Dow Jones Industrial rund zwei Stunden vor Börsenschluss 0,34 Prozent auf 25 532,57 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,20 Prozent auf 3056,55 Punkte, und auch der Auswahlindex Nasdaq 100 fand den Weg zurück ins Plus: Er rückte zuletzt um 0,19 Prozent auf 10021,82 Punkte vor, hatte allerdings auch erst am Dienstag sein jüngstes Rekordhoch markiert.

In den USA hat sich die Ausbreitung des Virus in alarmierender Weise beschleunigt. Die Zahl der Neuinfektionen war zuletzt wieder auf das hohe Niveau von April gestiegen. Einige US-Staaten führen nun auch wieder Lockdown-Massnahmen ein: Neben New York verhängten etwa New Jersey und Connecticut eine zweiwöchige Quarantäne für Einreisende aus Bundesstaaten mit stärkerem Infektionsgeschehen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) befürchtet zudem, dass die erwartete Rezession noch viel schlimmer ausfällt als bisher gedacht.

Mit Blick auf die US-Konjunktur erholten sich die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter im Mai überraschend deutlich von ihrem Einbruch im Vormonat. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe indes blieben mit 1,48 Millionen Menschen bis einschliesslich 20. Juni hoch, auch wenn rund 60 000 weniger Erstanträge eingingen als in der vorausgegangenen Woche.

Unter den Einzelwerten im Dow zählte das Papier von Walt Disney zu den schwächsten Werten mit minus 2,0 Prozent. Die für Mitte Juli geplante Wiedereröffnung der virusbedingt geschlossenen Vergnügungsparks in Kalifornien wurde verschoben.

Favoriten im Dow waren indes die Banken, die sich wieder etwas von ihren Verlusten der vorangegangenen Tage erholten. Auftrieb gab ausserdem, dass die US-Behörden die im Zuge der Finanzkrise beschlossene "Volcker Rule" gelockert haben. Banken dürften nun wieder stärker "zocken". Die am Donnerstag beschlossene Änderung relativiert unter anderem ein Verbot für Geldhäuser, in Private-Equity- oder Hedgefonds zu investieren. Goldman Sachs legten im Dow um 3,1 Prozent zu und JPMorgan um 2,4 Prozent. Im S&P 100 gewannen die Aktien der Citigroup 1,6 Prozent und die der Bank of America 2,0 Prozent, während die Anteilsscheine von Morgan Stanley um 2,8 Prozent zulegten.

Besser als erwartete Quartalszahlen sorgten an der New Yorker Börse zudem für deutliche Kursgewinne der H.B. Fuller-Papiere von 3,3 Prozent. Sowohl der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal des Henkel -Konkurrenten als auch das bereinigte Ergebnis je Aktie hatte die Schätzungen von Analysten übertroffen. Macy's büssten zugleich 4,7 Prozent ein. Die angeschlagene US-Kaufhauskette strich im Rahmen eines neuen Sparprogramms angesichts der Corona-Krise weitere rund 3900 Jobs.

Erst nach Börsenschluss werden zudem Teil-Ergebnisse des vielbeachteten Bankenstresstests veröffentlicht. Ausserdem gibt der Sportartikelhersteller Nike seine Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr bekannt. Dessen Aktien sanken im Dow zuletzt um 0,2 Prozent./ck/mis