GÖHREN-LEBBIN (dpa-AFX) - Die deutschen Bauern verlangen von der Politik wegen der anhaltenden Krise in Milchproduktion und Schweinehaltung staatliche Hilfen. Während der Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern am Donnerstag in Göhren-Lebbin (Mecklenburg-Vorpommern) demonstrierten mehrere hundert Mitglieder des Bauernverbandes, des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in der Nähe des Tagungshotels für eine solche Unterstützung. Der Tagungsort selbst war von Polizisten großräumig abgeriegelt.

Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Hilse, sagte: "Es glaubt uns noch niemand, wie schlecht es der Landwirtschaft zurzeit geht. Am meisten drückt uns die fehlende Liquidität auf den Höfen." Vor allem die Produzenten von Milch und Schweinefleisch leiden seit vielen Monaten unter Niedrigpreisen. Die Erzeugerpreise für Milch drohen auf unter 20 Cent pro Kilogramm zu sinken. Das würde laut BDM kaum die Hälfte der Produktionskosten decken. Als Ursache gilt das Überangebot auf dem europäischen Markt.

Der BDM verdeutlichte mit einer Milchsprühaktion bei Göhren-Lebbin seine Forderung: "Die Milchmenge muss runter." Nur so könnten sich die Preise erholen. Derzeit steckten viele Betriebe in einem Teufelskreis: Für das Überleben sei es notwendig, bei sinkenden Preisen mehr zu melken. Dies sei nur durch eine europaweit organisierte Mengenrücknahme zu durchbrechen.

Mecklenburg-Vorpommerns Bauernpräsident Detlef Kurreck gab der Politik eine Mitschuld an der Krise. Sie sei für die hohen Produktionskosten der Landwirte in Deutschland durch immer mehr Kontrollen und Bürokratie mitverantwortlich. Der BDM forderte eine Sonder-Agrarministerkonferenz nur zum Thema Milch.

Die Verbände übergaben der Agrarministerkonferenz ihre Forderungen und Vorschläge für Wege aus der Krise. Der DBV fordert in einem Fünf-Punkte-Programm unter anderem Liquiditätshilfen und Bürgschaftsprogramme. Zudem seien Entlastungen bei den Sozialversicherungen und im steuerlichen Bereich notwendig.

Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD), der die Konferenz als Vorsitzender am Donnerstagnachmittag offiziell eröffnet hatte, sicherte den Landwirten Unterstützung zu. Mecklenburg-Vorpommern habe als bisher einziges Bundesland Liquiditätshilfen bereitgestellt. Er hoffe, dass auch Bundesminister Christian Schmidt (CSU) "etwas mitbringt": "Wir wissen, wir produzieren zu viel bei Milch und Schweinefleisch. Wir müssen von der Menge runter." Von der Agrarministerkonferenz müsse das Signal ausgehen, dass Deutschland - wie schon Frankreich - bereit sei, die Milchmenge zu reduzieren. Sie müsse europaweit verringert werden./ubs/DP/men