FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Obwohl deutsche Bluechips gemessen am DAX im heutigen Handelsverlauf erstmals die 18.000er-Marke geknackt haben, misstrauen die von uns befragten institutionellen Investoren der Kursrallye hartnäckig, wie Goldberg analysiert.

13. März 2024. (Goldberg & Goldberg). Es soll Zeiten gegeben haben, da knallten jedes Mal, wenn der DAX eine neue runde Zahl erreicht hatte, die Champagnerkorken, und ja, eine Torte wurde in den Börsensaal hereingefahren und angeschnitten. Ganz zu schweigen von den Fotografen, die früher vor der Börsentafel ausharrten, um in dem Moment, wo die nächste 1.000er Stufe erreicht war, auf den Auslöser zu drücken.

Nichts davon war heute zu beobachten, als der DAX kurz vor dem Stichpunkt unserer aktuellen Stimmungserhebung die 18.000er Marke touchierte. Das muss allerdings nicht unbedingt als Zeichen mangelnden Interesses gewertet werden. Denn prozentual gesehen wird natürlich jeder neue 1.000er Schritt beim DAX immer kleiner.

Oder wollte man ganz einfach um jeden Preis den Eindruck vermeiden, dass sich der DAX in einer euphorischen Phase kurz vor Ende seines Aufwärtstrends befindet? Mitnichten. Denn zumindest das Gros der von uns befragten Börsianer war bei unserer vergangenen Umfrage nicht bullish gestimmt. Vielmehr dürften viele Akteure dem seit Wochen fast ununterbrochenen Anstieg des DAX immer mehr misstraut haben, obwohl derzeit auf den ersten Blick nicht ganz klar scheint, woher ein massiver Abverkauf von Aktien überhaupt kommen soll. Obwohl etwa die Inflation in den USA laut dem gestern veröffentlichten Bericht stärker als erwartet ausgefallen war und somit die Erwartungen gedämpft wurden, die US-Notenbank könne schon bald die Zinsen senken.

Steigende Skepsis statt Feierlaune

Nun stand bei der heutigen Stimmungserhebung bei institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont erneut die Gruppe der neutral gestimmten Akteure im Mittelpunkt. Denn dort ergab sich abermals ein deutlicher Abgang, aber im Gegensatz zur Vorwoche - damals profitierten die Bullen davon - bewegten sich dieses Mal 10 Prozent aller Befragten in Richtung Bärenlager, das allerdings auch zu einem ganz geringen Anteil von ehemaligen Bullen profitierte. Damit ergibt sich innerhalb von zwei Wochen ein Rückgang bei den neutral gestimmten Akteuren um insgesamt 16 Prozentpunkte und gleichzeitig handelt es sich beim verbliebenen Rest von 13 Prozent aller Befragten um den niedrigsten Stand seit dem 29. April 2020. Per Saldo ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index damit um 12 Punkte auf einen neuen Stand von -23 gefallen.

In die andere Richtung ging es indes bei den Privatanlegern, bei denen vormals bearish gestimmte Börsianer das Handtuch geworfen haben - immerhin 4 Prozent aller Befragten, um sich direkt zu den Optimisten zu gesellen und somit den Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel gegenüber der Vorwoche um 8 Punkte auf einen neuen Stand von +5 anzuheben.

Neutralität keine Option

Damit ist die Stimmungskluft zwischen institutionellen Investoren und Privatanlegern wieder deutlich vergrößert. Auch wenn der Pessimismus auf den ersten Blick bei den institutionellen Investoren mit­ -23 auf dem zweithöchsten Stand innerhalb dieses Jahres liegt, lohnt sich auf jeden Fall der  Drei- bzw. Sechstmonatsvergleich. Da zeigt sich, dass der Pessimismus längst nicht so ausgeprägt ist, wie er in der absoluten Betrachtung erscheint. Allerdings ist die Sentiment-Entwicklung insofern bemerkenswert, als sich während der vergangenen beiden Wochen der Rückgang bei den neutral gestimmten Investoren nur ungleich entwickelt hat und letztlich im steigenden Markt zugunsten der Bären (rund 62 Prozent wanderten dorthin) ausgefallen ist.

Allerdings glauben wir nicht, dass die sich derzeit in der Mehrheit befindlichen Bären - vielfach dürften sich die dahinter stehenden Positionen bereits unter Wasser befinden - tatsächlich auf eine Trendwende, sondern lediglich auf einen Rücksetzer beim DAX spekulieren. Dabei würde den meisten von ihnen vermutlich schon eine Korrektur in Richtung 17.630/80 genügen, weswegen wir in diesem Bereich im Falle eines Falles für den DAX stützende Nachfrage erwarten. Allerdings dürften die Positionierungen nicht groß genug sein, um auf der anderen Seite bei weiter steigenden Kursen zwingend für eine Short-Squeeze zu sorgen. Damit bleiben die Aussichten für den DAX aus Sentiment-technischer Sicht weiterhin positiv.

13. März 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)