Zeichen der Zeit, Kommentar zum Maestro-Aus von Karin Böhmert
Frankfurt (ots) - Mastercard hat den bargeldlosen Zahlungsverkehr maßgeblich
vorangetrieben. Die Debit- und Kreditkarten - aber auch die Karten des
Konkurrenten Visa - werden weltweit an Millionen von Akzeptanzstellen angenommen
und geben Sicherheit, jederzeit ohne Bargeld vor Ort bezahlen zu können. Damit
nicht genug: Mit ständigen technischen Innovationen wurde die Sicherheit durch
Verschlüsselungs- und Authentifizierungstechnologien erhöht und Magnetstreifen
und Unterschriftenfelder weitgehend abgeschafft. Doch heute mindestens ebenso
wichtig ist, dass Mastercard die Zeichen der Zeit erkannt und frühzeitig auf
Digitalisierung gesetzt hat. Die Karten sind längst mobil in Smartphones,
kontaktlos oder digital im E-Commerce einsetzbar.

Da ist es nur ein folgerichtiger Schritt, alte Verfahren abzuschalten. Maestro
soll nun spätestens ab dem 1. Juli 2023 nicht mehr auf Debitkarten in Europa
angebracht werden. Mastercard hatte die Debitkartenmarke Maestro vor 30 Jahren
gegründet, zu einer Zeit also, als das World Wide Web gerade erfunden wurde.
Maestro war damit das erste weltweite Debit-Netzwerk, das am Point-of-Sale (POS)
dem Karteninhaber online Zugriff auf sein Geld auf dem Konto ermöglichte.
Millionen in Deutschland ausgegebener Girocards sind deshalb mit dem
Maestro-Logo versehen, um die Girocard weltweit einsetzbar zu machen. Doch auch
Maestro fehlen wichtige Features, denn es ist nicht online einsatzfähig, nicht
ins Smartphone integrierbar und es gibt zu wenige Akzeptanzstellen. Also weg
damit, denn die Alternative ist mit der Mastercard-Debitkarte längst vorhanden,
die on- und offline an wesentlich mehr Orten und auch im E-Commerce akzeptiert
wird.

Etliche Banken und Sparkassen in Deutschland haben deshalb bereits ihre Girocard
mit der Debitkarte von Mastercard kombiniert, und das lenkt den Blick auf die
European Payment Initiative (EPI), die ein eigenes europaweites Kartenscheme
(ohne die US-Anbieter) schaffen will, das auch im E-Commerce einsetzbar ist.
Kommt die Initiative zu spät? Die Frage ist berechtigt, denn es sind
Milliarden-Investitionen der europäischen Kreditwirtschaft allein in die
Infrastruktur erforderlich, ebenso wie ein erheblicher personeller und
zeitlicher Aufwand, denn die unzähligen nationalen Systeme müssen abgeschaltet
oder zumindest umgerüstet werden. Politische oder ideologische Ambitionen sind
teuer. Letztlich hilft ein allein für Europa ausgerichtetes Scheme nicht weiter,
wenn es längst weltweit online einsetzbare Alternativen gibt.

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