GENF (dpa-AFX) - Die deutsche Regierung macht sich für die Unterstützung von Flüchtlingen in ärmeren Aufnahmeländern stark. Die Menschen brauchten dort Arbeitsmöglichkeiten und Kinder müssten in die Schule gehen können, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch zum Auftakt des globalen Flüchtlingsforums in Genf. "Ein starkes Engagement ist in deutschem Interesse", sagte die Ministerin. "Alternativen, sich nicht zu engagieren, wären viel teurer." Die Bundesregierung habe unter anderem Bildungprojekte gefördert, die 500 000 Kindern aus Syrien und aus den Nachbarländern, in denen sie Zuflucht gefunden hätten, zu Gute kommt.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, sagte, alle Augen seien in diesen Tagen auf den Gaza-Krieg gerichtet. Er appellierte aber an Regierungen: "Lasst uns die Flüchtlinge nicht vergessen." Er kritisierte Versuche, Flüchtlinge von Grenzen fernzuhalten, entweder durch den Bau von Grenzmauern- oder Zäunen oder Asylverfahren, die in andere Länder ausgelagert werden. Er nannte dabei keine Länder beim Namen.

Nach Angaben von Grandi sind weltweit 114 Millionen Menschen vor Konflikten und Gewalt auf der Flucht. Drei Viertel der über die Grenzen ihres Heimatlandes Geflohenen fanden Zuflucht in meist ärmeren Nachbarländern. Grandi leitet das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR). Er ist Gastgeber des Forums mit rund 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Regierungen und Zivilgesellschaft. Darunter sind auch 300 Flüchtlinge. Dabei geht es um nachhaltige Lösungen für Flüchtlinge, Hilfe für Aufnahmeländer, bessere Integrationsmöglichkeiten und wie Fluchtgründe erfolgreich bekämpft werden können. Das Forum findet zum zweiten Mal nach 2019 statt.

Zum Auftakt trugen die Hollywood-Schauspielerin Cate Blanchett und ihr Kollege Ke Huy Quan ein Gedicht von J.J. Bola über die Flüchtlingserfahrung vor. Beide sind Oscar-Preisträger. Blanchett ist Botschafterin des guten Willens für das UNHCR. Ke Huy Quan floh als Kind mit seiner Familie aus Vietnam. Er hatte am Vorabend des Treffens in den UNHCR-Archiven in Genf seinen Namen in einem Register von vietnamesischen Flüchtlingen gefunden, die 1978 mit einem Boot in Hongkong eintrafen, wie Grandi berichtete.

Das Forum geht zurück auf den globalen Pakt für Flüchtlinge, der 2018 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen wurde. Damit versprechen Staaten, die Aufnahme von Flüchtlingen zu verbessern und die Kosten besser zu verteilen. Es handelt sich vor allem um allgemeine Ziele, konkrete Verpflichtungen ergeben sich daraus nicht./oe/DP/mis