Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


Virologe Streeck: Leben nicht von Viren bestimmen lassen 

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck kritisiert die Fixierung der Bundesregierung auf Infektionszahlen als "alleiniges Instrument". Die Impfung werde das Infektionsgeschehen zwar reduzieren, aber nicht beenden. Streeck rechnet auch mit einer "Reduktion der Impfwirksamkeit" durch Mutationen. Daher, so Streeck, "werden wir auch nach dem Herbst mit diesem Virus umgehen müssen. Wir müssen uns jetzt schon die Frage stellen, wie - und Antworten darauf geben, die wir dann auch möglichst bald in die Tat umsetzen."


Altmaier droht Impfstoffherstellern mit rechtlichen Konsequenzen 

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will eine Benachteiligung der Europäischen Union durch Impfstoffhersteller nicht akzeptieren und droht mit rechtlichen Schritten. "Die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat als Verhandlungsführerin sehr deutlich gemacht, dass alle Firmen ihre Zusagen einhalten müssen", sagte Altmaier der Welt am Sonntag. "Keinesfalls dürfen sie ein anderes Land gegenüber der EU nachträglich bevorzugen." Er sehe bei der Beschaffung von Impfstoffen für die EU und Deutschland "keine offenkundigen schweren Fehler".


   Corona-Schnelltests sind unsicherer als bisher bekannt 

Die bayerische Landesregierung lässt die Sicherheit von Corona-Schnelltests prüfen. "Im Landkreis Wunsiedel in Franken wurde im Rahmen eines Pilotprojektes eine Vergleichsstudie mit aktuell insgesamt 968 Probanden auf die Erkennung von Sars-CoV-2 durchgeführt", heißt es in der vorläufigen Auswertung, die der Welt am Sonntag orliegt. Verglichen wurde demnach der Roche-Schnelltest mit dem sogenannten Goldstandard, dem PCR-Test. Das Ergebnis: Bewerte man die Ergebnisse dieses Pilotprojekts in gleichem Maße, wie dies in der Studie des Herstellers erfolgte, so ergebe sich für den Antigen-Schnelltest eine Sensitivität von 70,21 und eine Spezifität von 99,77 Prozent. "Dies bedeutet, dass 29,79 Prozent aller Sars-Cov-2 positiven Individuen nicht vom Antigen-Schnelltest als positiv klassifiziert und damit fälschlich als negativ erachtet werden."

Die Ergebnisse sind brisant, weil Anfang der Woche bekannt wurde, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn darüber nachdenkt, Schnelltests auch für den Privatbereich zuzulassen.


Frankreich begrenzt Ein- und Ausreisen und verschärft Corona-Restriktionen 

Angesichts der schnellen Ausbreitung neuer Coronavirus-Varianten verschärft Frankreich nochmals die wegen der Pandemie erlassenen Schutzmaßnahmen. Für Nicht-EU-Länder gelte ab Sonntag außer in dringenden Fällen ein Ein- und Ausreiseverbot, kündigte Regierungschef Jean Castex am Freitagabend in Paris an. Zudem müssten Geschäfte, die nicht für den täglichen Bedarf notwendig sind, ab einer bestimmten Größe schließen.


EU-Kommission lässt Corona-Impfstoff von Astrazeneca zu 

Die EU-Kommission hat den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca zugelassen. Das teilte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die bedingte Marktzulassung des Mittels für alle ab 18 Jahren empfohlen.


Braun rechnet mit fast 17 Millionen Dosen Impfstoff bis Ende März 

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) geht davon aus, dass Deutschland bis Ende März bis zu 16,9 Millionen Dosen Impfstoff erhält. "Wir haben bereits 1,3 Millionen Dosen von Biontech letztes Jahr bekommen, bis Ende März sollen rund 10 Millionen Dosen von den beiden bereits zugelassenen Herstellern kommen", sagte Braun dem Nachrichtenportal T-Online. "Von anderen Unternehmen müssen wir die Zulassung abwarten. Wenn diese erfolgreich verlaufen, können wir auf bis zu 5,6 Millionen Dosen von den weiteren Herstellern hoffen."


Harte Einreisebeschränkungen ab Samstag beschlossen 

Für Einreisen aus Ländern mit einem starken Vorkommen von mutierten Coronavirus-Varianten nach Deutschland gelten ab Samstag massive Einschränkungen. Nach einem Kabinettsbeschluss wurde am Freitag eine Verordnung veröffentlicht, wonach ein grundsätzliches Beförderungsverbot für Reisen von diesen Staaten gilt. Die Regelung gilt demnach zunächst bis zum 17. Februar.


Impfkommission empfiehlt Astrazeneca-Impfstoff bis zu Alter von 64 Jahren 

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt für Deutschland die Anwendung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahre. Diese Empfehlung veröffentlichte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitagabend im Internet. Laut Stiko liegen für die Beurteilung der Impfeffektivität bei älteren Menschen bisher keine ausreichenden Daten vor.


EMA rechnet in Kürze mit Zulassungsantrag von Johnson & Johnson 

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) erwartet in Kürze einen Zulassungsantrag des US-Konzerns Johnson & Johnson für dessen Corona-Impfstoffkandidaten. Dies teilte die EU-Behörde am Freitag in Amsterdam mit. Das Unternehmen hatte zuvor erklärt, sein Vakzin erreiche eine durchschnittliche Wirksamkeit von 66 Prozent. Schwere Erkrankungen vermeide der Impfstoff zu 85 Prozent. Johnson & Johnson hat bereits angekündigt, Anfang Februar einen Antrag auf eine Notfallzulassung in den USA zu stellen.


Astrazeneca-Impfstoff vor EU-Zulassung 

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca in der EU gegeben. Sie empfehle die bedingte Marktzulassung des Vakzins des britisch-schwedischen Konzerns zur Verimpfung an alle Menschen ab 18 Jahren, erklärte die EU-Behörde am Freitag. Sie gab den Impfstoff damit auch für ältere Menschen frei, obwohl es zuvor Zweifel an der Wirksamkeit des Präparats bei diesen gegeben hatte.


Söder fordert wegen Impfchaos staatlich gelenkte "Not-Impfstoffwirtschaft" 

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder fordert wegen der anhaltenden Knappheit der Corona-Impfstoffe eine staatlich gelenkte "Not-Impfstoffwirtschaft". Im Welt-Interview sagte Söder: "Ich bekenne mich zur sozialen Marktwirtschaft, aber wir leben in einer Notlage, die auf längere Sicht unsere Marktwirtschaft fundamental beschädigen kann. Deshalb sollte es eine Not-Impfstoffwirtschaft geben, in der der Staat klare Vorgaben macht." Man brauche mehr Produktionskapazitäten und schnellere Genehmigungsverfahren. Zudem fordert der CSU-Politiker, sofort auf andere Hersteller zuzugehen: "Wir müssen überprüfen, ob auch andere Impfstoffe zulassungsfähig sind."


NRW nimmt nach Vakzin-Engpass ausgesetzte Erstimpfungen in Heimen wieder auf 

Die wegen Lieferengpässen beim Biontech/Pfizer-Impfstoff vorübergehend ausgesetzten Erstimpfungen in den Alten- und Pflegeheimen in Nordrhein-Westfalen werden wieder aufgenommen. Ab Samstag könnten wieder Erstimpfungen in den Heimen verabreicht werden, teilte das Landesgesundheitsministerium am Freitag in Düsseldorf mit. Die Impfungen in den Krankenhäusern und Unikliniken sollen dagegen erst in der kommenden Woche wieder anlaufen.


London lobt eigene Impfstrategie 

Großbritannien sieht in seiner erfolgreichen Impfstrategie den Grund dafür, warum das Land derzeit besser mit Corona-Vakzinen versorgt ist als andere Staaten. London habe frühzeitig mit der Förderung von Biotechnologie-Unternehmen begonnen, sagte die frühere Leiterin der Taskforce Impfstoffe der britischen Regierung, Kate Bingham, am Freitag in der BBC. Wegen geringer bürokratischer Hürden sei das Vereinigte Königreich ein attraktiverer Standort für Impfstoffentwickler als andere Länder.


Spahn und RKI: Trend positiv, aber noch nicht ausreichend 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben sich erfreut über den positiven Trend bei den Corona-Neuinfektionen gezeigt. Dennoch mahnten beide, dass der Rückgang noch nicht ausreiche, um die Pandemie einzudämmen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liege erstmals seit langem wieder unter 100 pro 100.000 Einwohner. Solche Werte habe man zuletzt im Oktober gesehen, erklärte Spahn auf einer Pressekonferenz.

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January 30, 2021 07:02 ET (12:02 GMT)