Brüssel/Rom/Berlin (Reuters) - Der italienische Präsident des Europäischen Parlaments, David Sassoli, ist tot.

Der Sozialdemokrat starb in der Nacht auf Dienstag im Alter von 65 Jahren in einem Krankenhaus im norditalienischen Aviano, wie sein Sprecher Roberto Cuillo mitteilte. Dort war er seit dem 26. Dezember wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems behandelt worden, wie sein Büro am Montag bekanntgegeben hatte. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sowie zahlreiche italienische Politiker äußerten sich bestürzt über Sassolis Tod.

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi würdigte Sassoli als zutiefst pro-europäischen Politiker. "Sassoli war ein Symbol für Ausgewogenheit, Menschlichkeit und Großzügigkeit. Diese Qualitäten wurden immer von all seinen Kollegen aus allen politischen Lagern und allen europäischen Ländern anerkannt", erklärte Draghi.

Der ehemalige Journalist aus Florenz war seit 2019 Präsident des EU-Parlaments. Seine Amtszeit wäre Ende des Monats ausgelaufen, weil sich die Sozialdemokraten und die konservativen Parteienfamilie EVP die fünfjährige Legislaturperiode beim Vorsitz teilen. Es wird erwartet, dass ab kommenden Monat dann die Malteserin Roberta Metsola von der EVP den Vorsitz in dem Parlament mit seinen 705 Abgeordneten übernimmt. Der Parlamentspräsident hat vor allem eine formale Aufgabe, spricht aber etwa auf den EU-Gipfeln der 27 Staats- und Regierungschefs. In seiner Antrittsrede hatte Sassoli zum Kampf gegen Nationalismus aufgerufen und eine Reform der EU-Regeln für Migration und Asyl gefordert.

Sassoli war im September schwer an einer Lungenentzündung erkrankt, die eine mehrwöchige Behandlung im Krankenhaus erforderte und von der er sich nie wieder vollständig erholte. Krankheitsbedingt hatte er schon in den vergangenen Wochen die Plenarsitzungen in Straßburg nicht leiten können und auch die jährliche Veranstaltung der EU-Kommission zur Lage der Europäischen Union im September verpasst.

Sassoli begann seine Karriere als Zeitungsjournalist, bevor er zum öffentlich-rechtlichen Sender RAI wechselte. Dort wurde er als Moderator der Hauptabendnachrichten bekannt. 2009 wechselte er in die Politik und wurde gleich ins EU-Parlament gewählt. Nach einer gescheiterten Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters von Rom konzentrierte er sich auf die Europa-Politik.