Brüssel/Berlin (Reuters) - Die EU hat endgültig grünes Licht für das geplante Aus von Verbrennungsmotoren ab 2035 gegeben.

Die Energieminister der 27 EU-Länder stimmten am Dienstag in Brüssel dafür. Am Wochenende hatte es eine Einigung zwischen Deutschland und der EU-Kommission gegeben, eine für die FDP wichtige Ausnahme zuzulassen. Demnach können Autos mit Verbrennungsmotoren weiter neu zugelassen werden, wenn sie ausschließlich mit CO2-freien Kraftstoffen - sogenannten E-Fuels - betrieben werden. Der Verkehrssektor steht für fast ein Viertel der CO2-Emissionen in der Europäischen Union.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zeigte sich trotz des Kompromisses zufrieden und sprach von einem Signal für E-Autos: "Elektromobilität ist die effizientere, kostengünstigere und vor allem emissionsfreie Option. Es ist gut, dass mit der EU-Kommission am Ende eine Lösung gefunden wurde, die den Weg für die neuen Flottengrenzwerte freimacht und gleichzeitig den Bedenken der FDP Rechnung trägt."

Polen votierte gegen die Pläne. Das osteuropäische Land nannte sie unrealistisch und fürchtet künftig steigende Preise für Fahrzeuge. Italien, Bulgarien und Rumänien enthielten sich. Italien wollte eigentlich noch eine Ausnahme für Biosprit durchsetzen. Die entsprechende Gesetzgebung kann nach der Zustimmung der Energieminister nun in Kraft treten. Demnach dürfen Neuwagen ab 2035 keine CO2-Emissionen mehr ausstoßen. Im Jahr 2030 müssen die Werte 55 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen.

Der jüngste Kompromiss mit Deutschland sieht vor, dass künftig eine eigene E-Fuels-Typenklasse für Autos geschaffen wird. Dafür wurde ein Verfahren vereinbart, das aber noch ausgearbeitet werden soll. Dabei soll die EU-Kommission festlegen, wie E-Fuels-Autos zu den Klimazielen beitragen. Das soll dann über einen sogenannten delegierten Rechtsakt beschlossen werden.

E-Fuels werden mit Hilfe großer Mengen grünen Stroms, Wasserstoffs sowie mit CO2 aus der Atmosphäre produziert. Die Verbrenner sind so klimaneutral, obwohl sie am Auspuff CO2 ausstoßen. E-Fuels gelten derzeit als ineffizient und teuer, die FDP hofft in den nächsten Jahren aber auf Fortschritte. Bisher gibt es keine nennenswerte Produktion. Diese soll später vor allem im Schiffs- und Flugverkehr eingesetzt werden, der anders als Autos nicht einfach auf Strom umstellen kann.

Die meisten Autobauer wollen künftig vor allem auf Elektrowagen setzen, darunter Volkswagen, Mercedes-Benz und Ford. Porsche und Ferrari unterstützen aber auch E-Fuels als womöglich bessere Alternative im Vergleich mit schweren Batterien in E-Autos.

(Bericht von Kate Abnett, Markus Wacket und Christian Krämer. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)