Wenn der Schwede am 1. März seinen neuen Posten antritt, muss er nicht nur den laufenden Konzernumbau zu einem guten Ende bringen, sondern auch gegen konjunkturellen Gegenwind kämpfen. Wie bereits 2019 dürfte der Schweizer Elektrotechnikkonzern beim Umsatz deshalb auch im laufenden Jahr kaum vom Fleck kommen. Mit dem Coronavirus ist nun ein neuer Brandherd aufgetaucht. "Das wird wahrscheinlich einen Einfluss haben", räumte der amtierende Firmenlenker Peter Voser am Mittwoch auf einer Telefonkonferenz ein. Zahlen nennen könne er dazu vorerst nicht.

Das Virus kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn der Schlüsselmarkt China zeigte bis vor kurzem Stabilisierungs-Tendenzen. Doch dann sah sich das Unternehmen veranlasst, sämtliche Werke in dem Land zu schließen. Insgesamt arbeiten rund 20.000 Personen in China für ABB, auf den Markt entfallen rund 15 Prozent des Konzernumsatzes. Insgesamt erwirtschaftete das Zürcher Unternehmen 2019 einen Umsatz von knapp 28 Milliarden Dollar, ein Prozent mehr als im Vorjahr. Doch damit verpasste ABB die mittelfristig angepeilte Wachstumsrate von jährlich drei bis sechs Prozent. Schleppend lief es vor allem in der Robotersparte, die unter der schwachen Autokonjunktur leidet. Der Konzerngewinn sackte um 34 Prozent auf 1,44 Milliarden Dollar ab. Der Siemens-Konkurrent machte dafür vor allem Sonderkosten für den laufenden Konzernumbau und für Bereichsverkäufe verantwortlich. Analysten hatten mit einem noch etwas stärkeren Rückgang gerechnet, die Aktie kletterte um vier Prozent.

Nach Jahren der Stagnation soll nun Rosengren dem Konzern neuen Schwung geben. Der frühere Chef des Spezialmaschinenbauers Sandvik löst Voser ab, der die Aufgabe zusätzlich zu seiner Funktion als Verwaltungsratspräsident im April vorübergehend übernommen hatte. Auf Rosengren ruhen große Hoffnungen. Das zeigt auch die Aktienkurs-Entwicklung. Seit der Ankündigung seines Wechsels im August hat die ABB-Aktie ein Drittel an Wert gewonnen und damit den europäischen Industrie-Sektor deutlich hinter sich gelassen. Rosengren soll ABB dezentralisieren und damit das Wachstum ankurbeln.

Mit viel Rückenwind von der Konjunktur kann Rosengren vorerst nicht rechnen. Die makroökonomischen Indikatoren deuteten auf schwächeres Wachstum in Europa und den USA hin. Doch Voser erklärte, zwei Drittel des ABB-Geschäfts stammten von Kunden aus widerstandsfähigen Branchen. Insgesamt rechnete er für 2020 mit einem stabilen oder leicht anziehenden Umsatz. Bei der operativen Marge rechnet das Zürcher Unternehmen dank dem Wegfall von Altlasten und positiven Auswirkungen des Konzernumbaus 2020 mit einer Verbesserung. Im vergangenen Jahr kam ABB auf einen Wert von 11,1 Prozent. Mittelfristig peilt ABB eine Marge von 13 bis 16 Prozent an.