Doch der Funke, der die Spekulationsflamme neu entfachte, ist der frische Geldbedarf der deutschen Regierung. Zur Erläuterung: Die Regierung, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusätzliche Mittel benötigt, könnte ihren Anteil an der Commerzbank verkaufen. Deutschland hält 15% an dem Institut. Der Finanzminister scheint einem Verkauf dieses Pakets gegenüber aufgeschlossen zu sein. Es fällt schwer zu glauben, dass die beiden Gerüchte – über die Übernahmeabsichten der Deutschen Bank und den Verkaufswillen des Staates – zufällig und gleichzeitig auftauchen. Trotzdem hat die Agentur Bloomberg parallel dazu ABN Amro als mögliches Übernahmeziel der Deutschen Bank genannt. Die niederländische Gruppe, die zu den europäischen Playern der zweiten Reihe gehört, ist etwas kleiner als die Commerzbank (11,6 Mrd. € gegenüber 14,1 Mrd. € Marktkapitalisierung). Die Deutsche Bank bringt es auf 24 Mrd. €.

Panorama der größten europäischen Bank (Quelle:MarketScrenner)

Grenzüberschreitende Fusionen enden (meist) schlecht

In Europa ist die letzte Konsolidierungsrunde im Bankensektor schon etwas her, wenn man von der von UBS gesteuerten Übernahme der Credit Suisse im letzten Jahr absieht. Banken, die regelmäßig als Übernahmeziele oder Fusionskandidaten genannt werden, sind Commerzbank, ABN Amro und Société Générale. In den letzten Jahren soll BNP Paribas angeblich sowohl Commerzbank als auch ABN Amro geprüft haben. Gleichzeitig gab es Gerüchte über eine Annäherung zwischen Société Générale und Unicredit.

Die Ehe zwischen der Deutsche Bank und der Commerzbank ist ein alter Marktmythos. Der letzte Versuch einer Fusion liegt fünf Jahre zurück. Interne Operationen sind einfacher zu handhaben als grenzüberschreitende Banktransaktionen, auch wenn sie nicht dieselbe Diversifikation bieten. Die ABN Amro-Hypothese scheint hingegen fragil. Die Niederlande halten 48% des Kapitals und scheinen wenig geneigt, das zweitgrößte Institut des Landes ziehen zu lassen. "Angesichts der Fehler, die in der Vergangenheit während der Krise von 2008/2010 gemacht wurden, ist es unwahrscheinlich, dass die Regierung den Gewinn vor der Bankenstabilität in den Niederlanden priorisiert", schätzt Analyst Jason Kalamboussis von ING. Der Experte merkt zudem an, dass "ohne eine Bankenunion solche grenzüberschreitenden Transaktionen wenig Wert bieten".

Die Aktien der erwähnten Banken gaben gestern um -1% bis -2% nach, über die letzten fünf Handelstage ging es für Deutsche Bank, Commerzbank und Sociéte Générale um rund 8% bergab.